Wenn das Polareis schmilzt - Eine Neue Sintflut-Theorie 1933

Autor: Alwin Dressler mit fünf Zeichnungen von H. und B. von Römer, Erscheinungsjahr: 1933

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wärmeepochen, Eiszeiten, Vulkanismus, Erderwärmung, Sintflut, Abschmelzung, Polareis, Grönlandeis, Polargebiete, Meeresspiegel, Weltmeere, Klima, Natur, Umwelt
Der Wechsel zwischen Wärmeepochen und Eiszeiten auf unserer Erde ist nach neuern Forschungen auf die Schwankungen des Kohlensauregehalts der Luft zurückzuführen. Es konnte nachgewiesen werden, dass in den Zeiten starker vulkanischer Ausbrüche, durch welche große Mengen Kohlensäure in die Luft gelangten, Wärmeepochen eintraten, während in Zeiten vulkanischer Ruhe die Temperatur abnahm. So war die diluviale Eiszeit durch einen fast vollkommenen Stillstand der vulkanischen Tätigkeit beherrscht, während im Anfang und in der Mitte der Tertiärepoche der Vulkanismus außerordentlich stark, die Temperatur daher hoch war.

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Das Ansteigen der Temperatur hat naturgemäß einen rascheren Abschmelzungsprozess der Polgletscher und eine dadurch bedingte Erhöhung des Meeresspiegels zur Folge. Dieser Vorgang wäre für die Festländer der Erde von größtem Verhängnis, würde er sich nicht über Zeiträume von vielen Jahrtausenden erstrecken. Wenn beispielsweise das Abschmelzen des Polareises in verhältnismäßig kurzer Zeit von statten ginge, so würde eine ungeheure Sintflut über alle Kontinente der Erde hereinbrechen, denn die Weltmeere wären nicht imstande, die von den Polgebieten freiwerdenden Schmelzwasser zu fassen. Der ganze Erdball würde in kurzer Zeit mit Wasser überdeckt sein.

Dass eine solche Katastrophe den Untergang alles Lebenden auf Erden bedeuten würde, ist gewiss, und wir können es Glück nennen, dass alle Geschehnisse im Wandel der Erdenschicksale sehr große Zeiträume in Anspruch nehmen, die eine Veränderung des Erdenantlitzes in einer für uns Menschen kann: wahrnehmbaren Weise herbeiführen.

Und doch könnte eine solche Erdenkatastrophe einmal überraschend durch kosmische Ursachen herbeigeführt werden, was durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt. Bekanntlich bewegt sich unsere Erde mitsamt der Sonne und dem ganzen Planetensystem nahezu geradlinig durch den Weltraum nach der Richtung des Herkulessternbildes. Auf diesem Wege kommt die Erde allmählich in verschiedene Regionen des Himmelsraums, dessen Temperatur infolge der ungleich verteilten heißen Sterne an verschiedenen Stellen wechselt. Da es Riesensterne von vielen Millionen Grad Hitze gibt, die ihre Wärmeströme unausgesetzt in den Weltraum strahlen, so besteht kein Zweifel darüber, dass die Temperatur des Weltraums an manchen Stellen gewissen Schwankungen unterworfen ist, die wiederum auf das Klima der Erde zurückwirken müssen. Nach Professor Hopfner genügen zur Veränderung der Wärmebilanz unsers Planeten und zur Hervorrufung der damit zusammenhängenden Klimaschwankungen Temperaturunterschiede von wenigen Zehntelgraden im Universum.

Diese Tatsache hat für uns eine umso größere Bedeutung, als es Stellen im Weltraum gibt, die von riesigen Sternhaufen bevölkert sind, innerhalb deren Grenzen eine Erhöhung der Weltraumtemperatur um einige Grade mit ziemlicher Bestimmtheit vermutet werden kann.

Es wäre kaum auszudenken, was geschehen würde, wenn die Erde bei ihrem Flug durch den Weltraum in eine solche kosmische Wolke geraten würde. Nach einer Schätzung des amerikanischen Forschers Dr. William J. Humphreys würde schon eine Steigerung der Welttemperatur von 3 Grad genügen, um eine Katastrophe auf unserm Planeten herbeizuführen. Hält doch der ungeheure Eisbestand unserer Polargebiete ganz enorme Wassermassen gebunden, die bei einer plötzlich eintretenden Eisschmelze in die Weltmeere Zurückfluten würden. Nimmt man für das Südpolargebiet einen Eisbestand von rund 13.760.000 Kubikkilometer und für Grönland einen solchen von 2.920.000 Kubikkilometer an, so ergibt sich für diese beiden Eisregionen bereits eine Gesamtmenge von 16.680.000 Kubikkilometer Eis, deren Abschmelzwasser genügen würde, um das Niveau von 357 Millionen Seequadratkilometer 50 Meter zu heben.

Eine solche Erhöhung des Meeresspiegels hätte eine sintflutartige Überschwemmung aller Kontinente zur Folge. Die Ostküste der Vereinigten Staaten mit ihren bedeutenden Seehäfen und Weltstädten würde in den Fluten versinken, und nur die Spitzen der Hochbauten würden daraus noch hervorschauen. Das untere Mississippital würde wieder ein Meeresarm werden. In Europa wären die Folgen von ebenso schrecklicher Tragweite. London und der größte Teil Englands würden versinken, Holland vollständig von der Bildfläche verschwinden. Die Wogen des Mittelmeers würden bis in die Sahara hineinfluten und das Schwarze Meer sich mit dem Kaspischen Meer vereinigen. In den bevölkerten Ebenen Asiens und da, wo jetzt Millionen in den untern Teilen der Täler Indiens und Chinas leben, würden die Fluten der Schmelzwasser neue Meeresteile bilden, und viele der berühmtesten Inseln der Welt würden verschwinden. Die Wucht des Wassers würde die großen Seehäfen des Hochlandes zurückdrängen, und ganze Provinzen und Staaten würden von den Fluten eingeschlossen. Von dieser grauenhaften Katastrophe wäre der größte Teil der Menschheit betroffen, und die gesamte Kultur der Erde würde verwüstet.

Man mag über diese phantastisch erscheinende Schilderung urteilen, wie man will; dennoch ändert sich nichts an der Tatsache, dass Möglichkeiten für eine solche Erdenkatastrophe bestehen. Wer wollte behaupten, dass nicht noch andere kosmische Einflüsse — und sei es nur eine intensivere Sonnenstrahlung — zur Erhöhung der Erdentemperatur beitragen könnte? Wir wissen zum Beispiel aus den Forschungen der Astrophysik, dass nur der 2.735millionste Teil der von der Sonne ausgestrahlten Gesamtenergie unserer Erde zugutekommt und dass die mittlere Jahrestemperatur, die jetzt für Europa 13 Grad Wärme beträgt, ohne Sonnenbestrahlung auf 73 Grad Kälte sinken würde. Was würde geschehen, wenn durch kosmische Ursachen plötzlich eine viel intensivere Strahlung der Sonne einsetzte? Auch unserer Erde stehen noch Jahrmillionen des Daseins bevor. Wir kurzlebigen Menschen aber können nicht ermessen, welcher Schicksalswandel sich auf ihrer Oberfläche noch vollziehen wird.

Wenn das Polareis schmilzt - Der östliche Teil der USA

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Wenn das Polareis schmilzt - Die Bewegung der Erde im Weltraum

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Wenn das Polareis schmilzt - Europa und Nordafrika

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Wenn das Polareis schmilzt - Neu York heute

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Wenn das Polareis schmilzt - Neu York überflutet

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