Wattenpolonaise im Nordseebad Büsum

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1913
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Nordsee, Nordseebad, Badespaß, Wattwandern, Ebbe, Flut, Gezeiten, Badegäste, Badesaison, Büsum
Das Nordseebad Büsum ist im Sommer der Schauplatz eines eigenartigen Sportes, des Wattlaufens, mit dem sich die Badegäste gern beschäftigen, und der überdies den Vorzug hat, bei gänzlicher Gefahrlosigkeit der Gesundheit recht zuträglich zu sein. Das Meer ist dort so seicht, der Strand selbst so flach, dass auch bei bewegtem Meere der Wellenschlag kaum merkbar ist.

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Bei Ebbe tritt das Meer etwa zwei Kilometer zurück, sozusagen ein amphibisches Gebilde, das Watt, hinterlassend, dessen feuchter, schlammig-sandiger Boden allenthalben von wassergefüllten Vertiefungen durchsetzt ist. Alt und Jung, Männlein und Weiblein, alles tummelt sich stundenlang mit nackten Beinen, aufgekrempelten Hosen und aufgeschürzten Rocken, lange Wattenstöcke in den Händen, auf dem freigelegten Watt umher. Schuhe und Strümpfe sind in eigens dazu eingerichteten Garderoben am trockenen Strande zurückgelassen, wo sich auch Kübel mit Wasser befinden, in denen man nach beendigter Promenade à la Kneipp die Füße vom Schlamm reinigen kann. In der Hochsaison findet allwöchentlich dreimal eine Wattenpolonaise statt, an der oft über 1000 Badegäste teilnehmen. Einer von ihnen wird zum Wattenkönig ernannt, der die Veranstaltung leitet und vor dem nach Schluss jeder Polonaise ein Parademarsch aufgeführt wird. Unter Vorantritt einer Barfüßler-Musikkapelle geht der lustige Zug weit auf das Watt hinaus. Die Polonaise wird wiederholt durch flotte Rundtänze unterbrochen. Wenn die Flut naht, wird der Rückmarsch angetreten.

Eine Wattenpolonaise im Nordseebad Büsum

Eine Wattenpolonaise im Nordseebad Büsum