Was wird aus unserer Tochter

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1929
Autor: Eva Wilske., Erscheinungsjahr: 1929

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mädchen, Tochter, Frau, Heranwachsende, Mutter, Hausfrau, Kochkunst, Lebensgefährtin, Familienleben, Berufswahl,
Besorgte Mutteraugen begegnen sich wohl oft in banger Frage beim Anblick ihrer Heranwachsenden, die mit so ganz anderen Augen in die Welt schauen als einst sie im gleichen Alter. Oft bewegt die Frage das Mutterherz: Was wird aus meiner Tochter einmal werden?

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Früher war der Weg ins Leben für das junge Mädchen so einfach, so sicher. Von den Eltern behütet, umsorgt und geleitet, mit dem einzigen Ziele guter Herzensbildung, durfte es sorglos erblühen im Elternhause als ungeteilter Besitz der Familie. Ein „Pensionsjahr“ ließ das Mädchen nippen an den Darbietungen geistiger und geselliger Art, die je nach Gabe und Vorliebe dilettierend daheim oder bei öffentlichen Gelegenheiten weitergepflegt wurden mit dem einzigen Ziel — die Mitwelt zu bezaubern. Meldeten sich Freier, so wählte es mit Rat und Beistand der Ihrigen unter den gebotenen Anträgen aus, und mit fünfundzwanzig Jahren hatte es schon für eigene Kinderchen zu sorgen. War‘s nicht so, ihr Mütter? „Ja,“ müsst ihr zugeben, „so war's in der Regel, aber in der Hut unserer Mütter lernten wir auch frühe die vielen Pflichten der Hausfrau. Wie sorgten wir für Sauberkeit und was gaben wir uns für Mühe mit den Erzeugnissen der Kochkunst! Wir lernten uns der Meinung unserer Männer fügen und ließen es uns angelegen sein, für Wohlstand und Gemütlichkeit im Hause zu sorgen! Und jetzt? — Unsere Töchter haben andere Dinge im Kopf und andere Ideale im Herzen als wir damals! Sie denken nur noch an den späteren, meist männlichen Beruf, an Sport, Kino und Eigenwohnung. Die Art der jetzigen Jugend zu leben und sich zu geben ist uns fremd, und ihre Schnellfertigkeit in den Fragen, die uns Gereifte bewegen, zeugt von Oberflächlichkeit und Anmaßung. Die neuen Rechte der Frau, Wahlrecht, Berufsgleichheit, vielleicht gar Kameradschaftsehe, machen mir mehr Sorge als Freude.“

Kopf hoch, liebe Mutter, auch bei all den Veränderungen unserer bewegten Zeit. Ihr hattet rosige Jugend — auf unsere fiel der Raureif des Weltkriegs. Frühe wurde der Glaube an das beherrschend Gute erschüttert — die rasende Menschheit hielt den kritischen Fragen nicht stand.— Da fielen manche Stützen der Seele, die euch in der Jugend unangetastet blieben. Und als der Zusammenbruch kam, als die schwere Hand des Feindes sich auf unsere Nacken legte, wurden viel junge Herzen stumm und mutlos unter dem Druck für lange Zeiten auferlegter Fronarbeit.

Das stellte uns schon in jungen Jahren vor Einblicke und Erkenntnisse, die Entscheidung und Tat forderten. Und nun sind wir entschieden, nun sind wir uns klar über Ziel und Ausgabe. Können Hände zu viel sein für die Arbeit an den Trümmern, für einen Wiederaufbau? Die unsere Lebensgefährten hätten sein können, blieben in großer Zahl in Feindeserde. Für sie wollen wir einspringen, schaffen, helfen. Wir müssen das eigene Gefühl zurückstellen hinter die Pflichten der Volksgemeinschaft. Ihr Mütter konntet den Mann, den Vater ersetzen, während er damals draußen kämpfte; das war mutige Tat! Ist es verwunderlich, da wir mitten im brodelnden Leben stehen, dem wir ganz die junge Kraft weihen, dass wir teilnehmen wollen an dem, was Staat und Volksleben betrifft? Dass wir die Errungenschaften der Neuzeit prüfen und davon beibehalten, was uns gut dünkt?

Habt Vertrauen zu euren Töchtern, ihr Mütter! Sie wollen das Beste, wie ihr früher auch. Nur lebhafter, fordernder und weitgreifender als ihr, die ihr nur in friedlicher Entfaltung des Familienlebens Glück fandet. Und die von uns Hausfrauen sind und werden, wollen eure Tugenden freudig übernehmen, unter Anpassung an die Forderungen unserer Zeit.

Der Krieg und die Nachkriegszeit brachten uns schwere und krankhafte Zustände. Nun wohl: „Krankheit ist Reinigung“ — wir wollen hindurch mit dem festen Willen zur Gesundung. Lasst euch nicht irreführen von mancher Form- und Fassungslosigkeit in jugendlichen Kreisen. Nehmt sie als Auswüchse — der Kern der deutschen Jugend ist gut und reift in der Stille. Wir tragen bewusst und bewegt die Sorge für die nächste Generation und wollen sie rüsten zu neuer Stärke und Tatkraft.

Denkt an dies Ziel, ihr Mütter von Töchtern, und helft uns dazu. Lasst sie tüchtig werden für das Berufsleben, wie es jetzt vonnöten ist. Beobachtet sie auf ihre Fähigkeiten hin und gebt ihnen beizeiten Einblick in alle Frauenberufe, damit sie sich bei der Berufswahl klar und freudig entscheiden können. Wir brauchen tüchtige Hände zur Arbeit! Und das Beispiel eurer Liebe und Fürsorge wird eure Tochter ihr Leben lang begleiten und die Zartheit des Gemüts erhalten trotz aller Berufstätigkeit, selbst wenn sie oft von Frauenwunsch und Frauenwesen weitab führt. Seid ihrer Jugend Halt und Stütze, dann wird sie auch bei selbständiger Wahl im Verantwortungsbewusstsein den rechten Weg finden.

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