Nach dem Eintritt in die Ehe.

Nach dem Eintritt in die Ehe stehen für Wochen der jungen Frau alle Himmel offen. Sie hüte sich, ihr Glücksgefühl zu überschwänglich, zu ausgiebig zu genießen. Jeder Becher, der zu rasch geleert wird, bringt zu schnell den Satz der bitteren Hefe. Vor allem bemüht sie sich, die sexuellen Erlebnisse, an denen sie im ersten Liebesempfinden teilnimmt, zum größten Teil auf seelische oder gesellige Gebiete hinüberzuführen. Es schadet nichts, wenn der werbende Mann, ohne jedoch auf Kälte zu stoßen, schon in den Flitterwochen einen schützenden Damm vor den letzten, innigsten Gefühlen vorfindet. Um so leichter kann man diesen Damm im späteren Leben aufrecht erhalten. Immer und vor allem in der Ehe soll der Mann der werbende Teil sein, dann wird auch seine Achtung für das Weib für seine ganzen Ehejahre erhalten bleiben. Diese Zurückhaltung darf unter keinen Umständen mit einer irgendwie auftretenden und zu verwerfenden Gefühlskälte verwechselt werden. Die dem Weib innewohnende Zärtlichkeit soll stets dem Gatten zugewendet sein, auch soll bei dem so erzielten Taktgefühl des Mannes dessen Liebesbedürfnis in feinen, anmutigen Formen stete neu entfacht und ihm der Weg zum Herzen seiner Gattin immer wieder neu gezeigt werden. Aber, wie schon oben angedeutet, unter Vermeidung irgendwelcher sexuellen Preisgaben, da das schönste Liebeserlebnis stets jenes sein wird, das stufenweise von selbst eintritt. Viel tragen dazu ganz unscheinbare, oft nicht beachtete Regeln der inneren und äußeren Lebensführung bei. Vor allem sei die Frau reinlich an sich. Tägliche Waschungen, besonders an den Geschlechtsteilen, sind unbedingt erforderlich, dagegen sind Spülungen zu vermeiden, da die meisten zu einer ungesunden Absonderung in den geschlechtlichen Organen führen. Nur bei Vorliegen akuter Erkrankungen dieser Teile und auf ärztliches Anraten sind solche Spülungen vorzunehmen. Außerdem lege man Wert auf eine geregelte Hautpflege, auf Erhaltung der richtigen Maße und Gewichte des eigenen Körpers, damit der Gatte auch nach Jahren die, welche er einst gefreit hatte, wiedererkenne. Das Maßhalten in den erotischen Genüssen trägt außerdem viel zur Konservierung der körperlichen und geistigen Frische bei. Dagegen darf man ruhig das sexuelle Erleben als Auslösungen und Ausspannungen, sozusagen als kleine Festpunkte im düsteren Grau des Alltags betrachten, im Gegenteil, man bewirkt beim seltenen, aber intensiveren inneren Erleben ein bedeutend tieferes und nachhaltigeres Zusammenwachsen beider Ehegatten. Die Gemütsstimmung aus diesem Zusammenwachsen bleibt fröhlicher und beeinflusst so die Erhaltung der Gesundheit in glücklichster Weise.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Was Frauen wissen müssen