Die Zeit der Wechseljahre ...

Gerade die Gefahr oder vielmehr die vermeintliche Gefahr des Älterwerdens ist oft das, was die Frauen in der Zeit der Wechseljahre am meisten bedroht. Diese Erscheinung ist beinahe ebenso wenig gefährlich, wohlverstanden bei richtiger Lebensweise, wie das Zeitalter der Pubertät. Seelische Erschütterungen sind natürlich möglichst zu vermeiden, da die Nerven der Frau in dieser Periode reizbarer sind als sonst. Doch darf die Frau auch nicht aus kleinen täglichen Verstimmungen gleich ein ganzes System von Erdachten Nervenzusammenbrüchen sich aufbauen. Durch das Aufhören der regelmäßigen Blutungen treten mancherlei lästige Symptome im Körper der Frau auf: Blutwallungen (aufsteigende Hitzen ), die sich derart bemerkbar machen, dass die Frauen vielfach meinen, sie seien stark herzleidend, dann ausbrechender Schweiß, furchtbare Schmerzen in den Beinen, Krampfadern, offene Beine, geschwollene Füße und was dergleichen mehr. Gefährlich wird dies Zeitalter nur, wenn mangels der seitherigen Ausscheidungen organische Erkrankungen im Frauenleib entstehen. Hier heißt es unter allen Umständen vorbeugen, denn wenn infolge der fehlenden, seitherigen Ausscheidung des Blutes, nicht andere natürliche Ausscheidungen an deren Stelle treten, so könne Ablagerungen verschiedenster Art in den einzelnen Organen entstehen, die zu sehr gefährlichen Erkrankungen, manchmal sogar unter Lebensgefahr, führen können.

Erinnert sei nur an das ganz schwammartige Dickwerden vieler Frauen während dieser Zeit, bei einem merkwürdigen gleichzeitigen Auftreten von Blutarmut. In erster Linie ist der Arzt über den Zustand des Herzens zu befragen, sonst sorge man für regelmäßigen Stuhlgang und richtige Schweißabsonderungen, für letztere durch stete Reinigung der Haut. Bei Blutstauungen ist Massage zu empfehlen. Bei Blutwallungen wende man Fußwechselbäder an, ebenso gegen das Dickwerden, außerdem noch Armbäder, wobei an einem Tag der eine, am zweiten Tag der andere Unterarm in gut warmes Wasser bis zur vollständigen Abkühlung zu legen ist. Zweimal in der Woche ist ein kalter Knieguss anzuwenden.

Bei der Ernährung ist zu beachten: Das Gefühl des Hungers darf man nicht aufkommen lassen, wegen etwa auftretender Herzschwäche. Die einzelnen Mahlzeiten sind aber stark einzuschränken. Eine Tasse Tee mit höchstens einem Brötchen als Frühstück genügt. An den Hauptmahlzeiten keine Suppen und Mehlspeisen zu sich nehmen, immer: Salate, Gemüse, Obst. Viele Frauen haben in dieser Zeit eine furchtbare Angst vor Krebs. Natürlich muss man alle Anzeichen dieser Krankheit genau beachten, wie Brustanschwellungen, Blutungen aus Scheide und After, sie sind aber auch nicht mit den natürlichen Vorgängen der Menstruation zu verwechseln. Die Blutungen im After sind meistens auf Hämorrhoiden zurückzuführen, die allerdings ebenfalls sehr sorgsam zu beachten und zu pflegen sind. In allen Zweifelsfällen fragt man den Arzt, doch behütet einen oft das Vertrauen in die eigene, innere Kraft vor diesen Gefahren. Wenn die Erkenntnis heraufdämmert, dass in diesen Jahren die Jugend dahingeht, so soll sie ihr Gemüt doch nicht von Bitternis oder Niedergeschlagenheit ankränkeln lassen, sondern sie bemühe sich, in Wort und Gebärden, in Herz und Hand, singend und freudespendend zu bleiben. Sie soll sich durch ihre Kinder in ihre eigene Kindheit zurückversetzt fühlen, sie soll die Harmlosigkeit ihrer Beziehungen zum Gatten in ein fröhliches Spiel von vielleicht nur bewusster Liebe ummünzen, sie soll dabei bleiben, dem Gatten den schönen Schein des seitherigen Liebesglückes aufrecht erhalten. Mit Verlaub zu sagen, es ist die größte Dummheit einer Frau, sich in diesem Stadium als alt aufzuführen, dem Man die kalte Schulter zu zeigen und bei aller nervösen, sonstigen Empfindlichkeit für vorgebrachte Zärtlichkeiten des Mannes reizlos zu sein. Mancher unglückliche Schritt eines Mannes ist nur auf die Behandlung seitens der Frau in dieser Zeit zurückzuführen, denn die Männer befinden sich oft im Stadium der größten Rüstigkeit, wenn das Liebesleben der Frau erlischt. Ein kleiner Sinnesbetrug, ein Kokettes Theater ist hier sehr erlaubt und angebracht. Die Wärme der Ehelichen Beziehungen wird auch später dann, wenn sie dieser schweren Zeit standgehalten hat, nicht mehr abkühlen. Auch für ihr Verhalten gegenüber den Kindern gilt das hier Gesagte, denn in der gleichen Zeit befinden sich die Kinder meistens in sehr übermütiger und ausschlagender Laune, die durch das mürrische Wesen einer Mutter sich sehr leicht ein falsches Beispiel nehmen können.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Was Frauen wissen müssen