Die Zeit der Pubertät ...

Außer dem Säuglingsalter stellt die Zeit der Pubertät an das Wissen und Können einer Mutter große Anforderungen. Wie manche sonst äußerst geschickte Mutter hat hier in der Behandlung versagt und dadurch großes Unglück hervorgerufen. Äußere Erkennungszeichen dieses wichtigen Lebensabschnitt sind: Beim Knaben der Stimmbruch und das Erscheinen der Barthaare, beim Mädchen der Eintritt der Menstruation, bei beiden Geschlechtern die beginnende Behaarung der Schamteile. In unserer Zone fällt diese Veränderung bei Mädchen meist in das 12. bis 16. Lebensjahr, bei Knaben in das 14. bis 18. Lebensjahr, Rasse und Ernährung sind hier gewisse Unterschiedsfaktoren. Die Jungen Leute werden dabei oft empfindsam, träumerisch, idealistisch, aber auch prahlerisch, flegelhaft, schwärmend. Die Gemütsstimmungen wechseln.

Das Wachstum dieser Periode ist rasch, gesundheitliche Schädigungen stellen sich gern ein, besonders bei schwächlichen Personen. Pollutionen bei Jünglingen sind, wenn nicht zu häufig auftretend, im allgemeinen nicht schädlich, man beachte aber, dass nicht künstliche Reizungen (Selbstbefriedigung) vorliegen. Mädchen leiden gern an Bleichsucht, verbunden mit Ausfluss, was dem Gesamtnervensystem sehr nachteilig ist. Ankämpfen kann man dagegen durch reichliche Bewegung in Licht und Luft, durch kräftige, aber möglichst fleischarme Nahrung, durch Enthaltsamkeit von allen Reizmitteln: scharfen Gewürzen, Tee, Kaffee und vor allem von Tabak und Alkohol. Die beiden letztgenannten Gifte sollen junge Leute vor dem 20. Lebensjahre überhaupt nicht genießen, da sie die zum Aufbau des jugendlichen Körpers notwendigen Kräfte entwerten oder gar vernichten. Im übrigen sei gesagt, dass bei richtiger Einhaltung dieser Abwehrmaßnahmen die körperlichen Schäden der ganzen Zeit rasch vorübergehen.

Das wichtigste Gebot zur Erhaltung des körperlichen Wohlbefindens der reifen Jugend ist die Reinhaltung des jugendlichen Gemütes. Ohne Reinheit der Seele keine körperliche Frische. Die Erzieher haben streng über Lektüre, Freundschaften, Vergnügen zu wachen. Ferner ist auf größte Offenheit gegenüber den Eltern zu sehen. Die Aufklärung muss schrittweise nach den Erfordernissen des Tages vor sich gehen.

Außer der Aufklärung ist die Weckung des Schamgefühls, besonders bei jungen Mädchen, die Hauptaufgabe der Mutter. Falsches Schamgefühl, vor allem Verschlossenheit gegenüber den Eltern gehört bekämpft. Es gehört viel Takt dazu, den richtigen Maßstab hier zu finden, man lasse z.B. die Jungen ruhig von Neigungen und Idealen erzählen und bringe das nötige Verständnis beim Anhören auf. Die beste Sicherheit ist, wenn die Jugend dieses Alters an Disziplin, Tätigkeit und Idealismus gewöhnt wird.

Wie wichtig eine sorgsame Bemutterung in diesen Jahren ist, geht aus dem vielfachen Unglück, das einen großen Teil unserer Jugend befallen hat, hervor. Man hat dies statistisch nachgewiesen. Ein erheblicher Prozentsatz Jünglingen leidet an, wenn auch vorübergehend und gut zu heilenden Geschlechtskrankheiten. In vielen Landgegenden betragen die unehelichen Geburten ein Drittel der Gesamtzahl und bedeutende Frauenärzte aus der Großstadt bestätigen, dass bis zirka 80% ihrer ledigen Patientinnen nicht mehr im Besitz ihrer Jungfräulichkeit sind. Ich werde auf diese Schäden und deren mögliche Behebung in einem demnächst erscheinenden Buch “Das junge Mädchen von heute” zurückkommen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Was Frauen wissen müssen