Die Auswahl eines Berufes für den jungen Mann, aber auch für das Mädchen.

In diesen Lebensabschnitt fällt auch bei 80% unserer Familien die Auswahl eines Berufes für den jungen Mann, aber auch für das Mädchen. So wenig sich die Eltern hier von Egoismus des möglichst baldigen Verdienens leiten lassen dürfen, so wenig dürfen die Kinder körperliche Bequemlichkeiten vor sicheren, aber mühevollen späteren Erfolg stellen. Neben den Anstrengungen beruflichen Lernens soll aber der Jugend Zeit gelassen werden, um durch Spiel und Sport an Leib und Gemüt weiter sich zu vollenden.

Das dringendste Problem soll die Vorbereitung der Tochter auf den späteren Eheberuf sein. Die Annahme, dass der Frauenüberschuss derart groß sei, um das Einströmen unzähliger weiblicher Kräfte in die männliche Berufsarbeit zu rechtfertigen, ist falsch. Ich behaupte dies, ohne mich der Erkenntnis zu verschließen, dass in den meisten Familien mit erwachsenen Töchtern deren Mitarbeit im Erwerbsleben notwendig ist. Und dass man seine Tochter lieber Kontoristin als Dienstmädchen werden lässt, ist ebenfalls einleuchtend. Aber auch die Kontoristin, Telefonistin u. ä. können als weibliche Erwerbsarbeiten gelten, so lange sie nicht durch langjährige Sonderausbildung als Lebensstellungen bewertet werden. Somit können die überzähligen oder sogenannten sitzen gebliebenen Mädchen auch durch solche rein weiblichen Arbeiten ihren Verdienst finden. Die falsch angebrachte Sorge der Eltern um die Unterbringung der Tochter treibt Scharen von Mädchen zu einer missverstandenen Erwerbstätigkeit, wie oben ausgeführt - zu einer unfreiwilligen Konkurrenz der männlichen Arbeit, die am meisten von allen die Heiratsaussichten der Mädchen verringern. Warum denn das Mädchen mit dem gesunden Körper, mit gesunden Ansichten, mit körperlicher und geistiger Frische in die Welt schicken, wo sie viel anbeißenswerter erscheint, als solche mit abgearbeiteten oder überreizten Nerven. Vor allem bringt die Pflege der Gesundheit auch die Schönheit und Harmonie der äußeren Erscheinung mit sich. Verbunden mit festem Willen, echt weiblichem Anstand und Zartgefühl sind Mädchen dieser Art der Auswahl der Ehe viel sicherer, da sie viel weniger als wie fälschlich angenommen wird, auf der Suche nach dem Gatten angewiesen sind, als die mit dem Verdienst oder Vermögen bedachten. Sehr wichtig ist es, der Tochter eine gute Allgemeinbildung, vielmehr die Grundlage dazu mit auf den Weg zu geben. Diese befähigt sie, ihren späteren Ehemann durch Mit- und Nebenarbeit zu unterstützen. Sei es als Teilhaberin beim selbständig tätigen Gatten, oder durch Heimarbeit, die in diesem Sinne und ohne Überanstrengung jeder außerhäuslichen Berufsarbeit vorzuziehen ist, da sie der Frau die für sie unentbehrliche Bestimmung über ihre Arbeitszeit und -Lust überlässt. Beide Gatten können so bei ausreichenden Grundlagen an Wissen und Können ihre finanziellen Einkünfte erhöhen, ohne dass dabei die Frau in Fabrik oder Kontor den oft notwendigen Zuschuss verdienen muss.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Was Frauen wissen müssen