Bis vor wenigen Jahren wurde seitens der Mütterwelt arg gesündigt in der Säuglingspflege.

Bis vor wenigen Jahren wurde seitens der Mütterwelt arg gesündigt in der Säuglingspflege. Die Hälfte aller Kinder starb vor dem ersten Lebensjahr. Damals kam das böse Wort auf von der “Gebärmaschine Frau”. Gebären soll die Frau, aber nicht um die Frucht kurz hernach wieder ins Grab sinken zu sehen, sondern um sie heranwachsen zu lassen zu einem weiteren, notwendigen Glied der Menschheit. Zum Glück ist es seit einigen Jahren hierin besser geworden, die Sterblichkeitsziffer der Säuglinge ist rapid herabgesunken, ist aber immer noch hoch genug, um die Notwendigkeit einer gediegenen Säuglingspflege nicht außer Acht zu lassen. Über all bestehen jetzt Säuglingskurse, Wöchnerinnenheime, Helferinnenschulen und dergleichen, mögen auch meine Ausführungen dazu Anlass geben, das man auf dem begonnenen, hygienisch richtigem Wege weiterschreite.

Das dem Säuglingsalter entwachsene Kind härte man frühzeitig mit Luft und Wasser ab. Ein an den raschen Wechsel von warm und kalt gewohntes Kind ist später hundertmal weniger Erkältungskrankheiten ausgesetzt als ein verzärteltes und verweichlichtest Geschöpf. Die Kleidung sei luftdurchlässig, jedoch mit schweißaufsaugender Unterwäsche, also umgekehrt wie üblich, wo die Kinder für jede Witterung ein anderes Uberstück, Mäntelchen oder dergleichen haben, auf dem Leibe aber nur ein dünnes Hemdchen tagen. Sobald es die Temperatur zulässt, lasse man die Kinder im Zimmer oder im Freien, wo eben möglich, unbekleidet oder nur im Hemd herumhüpfen, und zwar beide Geschlechter gemeinsam. Die Erkenntnis des Geschlechterunterschiedes wirkt sich in diesem Alter, wenn überhaupt schon, ganz harmlos aus. Unarten sind selbstverständlich dabei streng zu unterdrücken.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Was Frauen wissen müssen