Hl. Jungfrau-Kirche in Neustadt.

Der Zweitälteste Bau ist die heilige Jungfraukirche in der Neustadt. Bereits im 15. Jahrhundert bestand neben Warschau eine zweite Stadt, jenseits der Mauer, vorwiegend aus Holz gebaut, welche offiziell den Namen Nova Civitas Varsoviensis trug und eigene Verfassung hatte. Dicht am steilen Weichselufer wurde in der Neustadt im Jahre 1392 die Kirche gebaut. Es ist nicht ganz sicher, ob dieser Bau der jetzigen Kirche einverleibt wurde. Der Unterschied in der Backsteinfarbe der einzelnen Teile des Presbyteriums wie auch eine schlechtere Technik scheinen diese Annahme zu stützen. Dann durfte auch das Jahr 1411, in dem die Kirche zur Pfarrkirche erhoben wurde, für das frühere Datum des Baues mitsprechen. Die erste Restauration fand schon 1429 statt. Das Hauptschiff und der freistehende Glockenturm sind Anbauten des Jahres 1479. Der Bau war anscheinend ursprünglich flach gedeckt, ein charakteristisches Merkmal mehrerer kleiner gotischen Kirchen in Masovien.

Während des Schwedenkrieges (1661) verwüstet, unterlag diese Kirche verschiedenen Restaurationen, die zugleich Anlass zum Bau der Kapellen an beiden Seiten des Presbyteriums gaben. Leider hat die unglückliche puristische Restauration des 19. Jahrhunderts den Bau seines barocken Schmuckes, bis auf die beiden Kapellen, beraubt, und durch falsche Gotik, mit Ausnahme des jetzt verständig renovierten Glockenturms, entwertet.


Die heutige Gestalt der Kirche erlaubt nicht mit Sicherheit in Einzelheiten auf die ursprüngliche Form zu schließen, welche zweifellos von dem in Nordpolen allgemein verbreiteten Kirchentypus des 15. Jahrhunderts nicht abwich.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Warschau