Abschnitt 3

Rheinsberg


Rheinsberg


5. Der große Obelisk in Rheinsberg und seine Inschriften


Rückfront


von Goltz, Adjutant des Königs. Er wurde 1756 nach Preußen gesendet, um den Marschall Lehwald, welcher die Armee gegen die Russen befehligte, mit seinem Rat zu unterstützen. Ein umfassender, tiefblickender Geist, mit militärischen Kenntnissen vereint, würde seinen Namen verherrlicht haben, wenn sein alle Gefahren verachtender Mut in der Schlacht bei Jägerndorf ihn nicht dem Vaterland entrissen hätte.

von Blumenthal, Major im Regiment Prinz Heinrich. Sein heller Geist, sein rechtliches Gemüt führten ihn Hand in Hand der Vollkommenheit entgegen, als er bei Verteidigung eines Postens bei Ostritz in der Lausitz getötet wurde, am 31. September 1756.

von Reder, Chef eines Kavallerieregiments. Als Kommandeur des Kürassierregiments Schmettau durchbrach er die österreichische Infanterie und nahm ein ganzes Regiment gefangen. Am 29. Oktober 1762, in der Schlacht bei Freiberg in Sachsen, erwarb er sich neuen Ruhm.

von Marwitz, Quartiermeister bei der Armee des Königs. Erwarb sich große Verdienste in allen Kriegen, war bei allen Schlachten zugegen und zeichnete sich aus bei mehreren Vorfällen. Er starb 1759 im sechsunddreißigsten Jahre seines Alters. Vielleicht wären sein Wert und seine Verdienste vergessen, wenn dieses Denkmal sein Andenken nicht aufbewahrte.

Dequede, Adjutant beim Prinzen von Preußen, Bruder des Königs, Major im Regiment Prinz Heinrich. Seine richtige Urteilskraft, sein fester Charakter, seine Unerschrockenheit ließen wünschen, er möchte auf lange Zeit dem Staate nützlich werden. Aber 1757, in der Schlacht bei Prag, wurden ihm durch eine Kanonenkugel beide Füße weggeschossen. Er lebte noch einige Stunden, und unter den heftigsten Schmerzen verleugnete sich sein Heldenmut nicht, bis zum letzten Hauch.

von Platen, Adjutant des Marschalls von Schwerin. Er vereinigte alle Eigenschaften, welche Hoffnung gaben, er würde diesen großen Mann ersetzen. Er fiel ihm zur Seite am 6. Mai 1757.


So die Namen der achtundzwanzig, die die Wahl des Prinzen traf, eine Wahl, hinsichtlich deren dieser selbst empfand, daß sie parteiisch getroffen sei. Weshalb er auch der schon vorzitierten, von den »preußischen Helden« sprechenden Widmung noch folgende Zeilen hinzufügte:

Leurs noms gravés sur le marbre
Par les mains de l'amitié,
Sont le choix d'une estime particulière
Qui ne porte aucun préjudice
A tout ceux qui comme eux
Ont bien merité de la patrie
Et participent à l'estime publique.


Kein Präjudiz also gegen alle diejenigen, die außerdem noch an der »estime publique« teilgenommen haben. Diese Worte rücksichtsvoller Verwahrung sind ganz im Geiste des Prinzen Heinrich gesprochen. Er gibt seine Meinung und gibt sie zum Teil (diplomatisch genug) ausschließlich dadurch, daß er schweigt, aber selbst dies Schweigen erscheint ihm noch wieder zu verletzend, und er fügt ein milderndes »Ohne Präjudiz« hinzu. Dies bezieht sich auf das Fehlen besonders dreier Namen: von Winterfeldt, von Fouqué und von Wedell. Auf der einen Seitenfront befindet sich zwar ein »Wedell«, doch ist dies ein älterer General desselben Namens, der schon 1745 bei Soor fiel, nicht der Wedell, der als Liebling und Vertrauensmann des Königs abgeschickt wurde, um gegen die anrückenden Russen den Grafen Dohna im Kommando zu ersetzen, und der tags darauf, trotz all seiner Tapferkeit, bei Kay geschlagen wurde. Dieser fehlt, wie vor allem, um es zu wiederholen, Winterfeldt 3) fehlt, wogegen alle diejenigen, die bei der einen oder anderen Gelegenheit von der Ungnade des Königs betroffen wurden, ziemlich sicher sein dürfen, an diesem Obelisken ihr Konto in Balance gebracht zu sehen. So der Herzog von Bevern, von der Marwitz, Oberst von Wobersnow, Prinz August Wilhelm selbst. Eine jede dieser Medailloninschriften ist von Bedeutung und kann uns, solange der »kritische Kommentar«, den der frondierende Prinz zu dem großen Geschichtsbuche seines Bruders geschrieben haben soll, ein Geheimnis bleibt, als Fingerzeig und kurzer Abriß dessen gelten, was in jenem »Kommentar« an Ansichten niedergelegt wurde.

Der Obelisk richtet sich in seiner Kritik in erster Reihe gegen den König, aber an manchen Stellen, und zwar gleichzeitig ausgesprochener Anerkennung unerachtet, doch auch gegen den einen oder andere der berühmtesten Generale. So scheint ihm beispielsweise der schon damals im Volke lebende Glaube, daß »Schwerin mit der Fahne« die Prager Schlacht entschieden habe, vielleicht im Gefühl dessen, was er selbst geleistet hatte, nicht angenehm gewesen zu sein, weshalb er, nachdem er die früheren Taten Schwerins mit großer Wärme des Ausdrucks aufgezählt hat, in ziemlich nüchterner Weise schließt: »Un drapeau à la main il fut la victime de son zèle devant Prague le 6 de mai 1757.« Er rühmt nur den »Eifer«, weiter nichts.

Die schönsten Worte richten sich unzweifelhaft an Zieten, weshalb ich nicht umhin kann, sie hier noch einmal, und zwar in ihrer originalen Fassung, zu wiederholen:

Toutes les fois qu'il combattit, il triompha.
Son coup d'œl militaire joint
A sa valeur héroïque
Decidoit su succès des combats;
Mais ce qui le distinguait encore plus
Ce furent son intégrité, son desintéressement
Et son mépris pour tous ceux
Qui s'enrichissaient aux dépens
Des peuples opprimés.
Innigkeit und wahre Verehrung spricht aus jeder Zeile. Der alte Husar ist auch hier Sieger geblieben.




3) Die Geschichte Winterfeldts, speziell mit Rücksicht auf den hier in Rede stehenden Punkt, muß noch erst geschrieben werden. Soviel wird sich aber schon heute sagen lassen dürfen, daß die tiefe Abneigung, die, gemeinschaftlich mit einigen Generalen, die königlichen Prinzen gegen von W. unterhielten, eine vollkommen berechtigte war. Aber die Schuld trifft den König, nicht Winterfeldt. Hätte sich der König entschließen können, diesem seinem Vertrauensmanne bei bestimmten Gelegenheiten ein großes Kommando zu geben, so würde Winterfeldt in dieser seiner Kommandostelle das Recht gehabt haben, zu recherchieren und inspizieren, zu tadeln, zu strafen und zu verklagen. Aber ein solches höheres Kommando ward ihm nie gegeben, er kam immer nur, »um im höchsten Auftrage nachzusehen und zu berichtigen«, und das mußte notwendig zu bitterster Feindschaft aller davon Betroffenen führen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil