Prediger Collasius' Aufzeichnungen im Gottberger Kirchenbuche

Auf dem Plateau


Gottberg


... Kurz nach der Roggenernte in diesem Jahre 1638 ist die kaiserliche Armee unter Graf Gallas von Malchin in Mecklenburg aufgebrochen und hat allhier, in der Nähe von Fehrbellin, ihr Feldlager aufgeschlagen. Sie hat vier ganze Wochen an dieser Stelle stillgelegen. Bei ihrem Aufbruch sind folgende Pfarren und Rittersitze, soweit mir bewußt, abgebrannt gefunden worden.

Pfarren: 1. die Pfarre zu Bechlin, abgebrannt; 2. die Pfarre zu Gottberg, abgebrannt; 3. die Pfarre zu Wildberg, abgebrannt, wie auch der ganze Flecken; 4. das ganze Dorf Rohrlack abgebrannt, sowohl die Kirche als andere Gebäude; 5. die Pfarre zu Segeletz und das halbe Dorf; 6. die Pfarre zu Protzen und das halbe Dorf; 7. die Pfarre zu Langen und das ganze Dorf; 8. das ganze Dorf Malchow; 9. die Pfarre zu Metzelthin; 10. die Pfarre zu Sieversdorf; 11. die Pfarre zu Kantow.

Rittersitze: 1. das schöne Gebäude des von Klitzing zu Walsleben, wo doch der General Gallas selbst das Hauptquartier gehabt, abgebrannt; 2. der Rittersitz zu Dabergotz, des von der Gröben, abgebrannt; 3. der Rittersitz zu Kränzlin, des von Leesten, abgebrannt; 4. zu Werder, dessen von Fratz; 5. zu Buskow, dessen von Zieten; 6. zu Wustrau, dessen von Zieten; 7. zu Langen, dessen von Zieten; 8. zu Walchow, dessen von Wuthenow; 9. zu Manker, dessen von Schütten; 10. zu Viehel, dessen von Pfuel; 11. zu Nackel, dessen von Lüderitz; 12. zu Segeletz, dessen von Wuthenow; 13. zu Wildberg, dessen von Woldeck, und noch viele mehr in der Nachbarschaft; ja, man hat kein Dorf nennen können, da es nicht gebrannt, wo nicht ganz, so doch halb, und was noch nicht abgebrannt, das ist niedergerissen und doch verbrannt worden.

Der Vorrat an Gersten ist alle vom Felde von den Soldaten weggerafft und ausgedreschet worden, so daß der Landmann nichts davon gekriegt.

Der Roggen ist nicht wieder besäet worden, weshalb die Leute sich an das Kraut haben halten müssen, was Krankheit und Tod verursacht hat.

Die Obstbäume sind ganz abgehauen worden, welches die armen Leute sehr beklagt haben; ebenso auch die Weiden. Die Kirche ist sehr verwüstet worden. Da man fünf oder sechs Feuerstellen in ihr gehabt hat, ist kein Stuhl fest geblieben und kein Fenster. Der Kirchboden ist ganz herausgerissen worden, und der Seiger (die Uhr) ist auch ganz zunichte gemacht. Die Wellenwand um den Kirchhof ganz weggebrannt, die Scheune abgebrochen; Summa, es kann nicht beschrieben werden, wie kläglich es im Dorfe Gottberg ausgesehen hat in diesem 1638sten Jahr.

Es stand auch ein klein Eichhölzchen vor diesem Dorf, das auch ganz abgehauen. Die großen Eichenbäume teils abgehauen, teils ganz abgekröpfet, so daß kein Zweig daran geblieben.

In diesem Jahr ist das Volk armuthalber aus dem Lande gelaufen, nach Hamburg und Lübeck, allwo sie geblieben, sonderlich das junge Volk. Und weil die Pest in diesem Jahre sehr grassieret und die Leute wegen beständiger Kriegsgefahr in den Dörfern nicht haben bleiben können, so ist der eine hier- und der andre dorthin geflogen und ist der eine hier und der andre dort gestorben. Man kann ausrechnen, daß aus diesem Dorfe Gottberg, außer sechsundzwanzig Personen, die hier am Orte starben, fünf in Wusterhausen und einunddreißig in Ruppin verstorben sind.

So die Aufzeichnungen in den beiden Kirchenbüchern, die, in ihrer ungeschmückten Wiedergabe von Fakten und Zahlen, eines Eindrucks nicht verfehlen. Es ist danach glaubhaft, daß, wie Bratring erzählt, »das Land Ruppin während des Dreißigjährigen Krieges mehr gelitten habe als irgendein anderer Teil der Mark«.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil