Prediger Collasius' Aufzeichnungen im Gottberger Kirchen-Rechnungsbuche

Auf dem Plateau


Gottberg


Dies 1638ste Jahr ist wohl ein recht elend und trübselig Jahr gewesen, wie dergleichen wohl kein trübseligeres in unserem geliebten Vaterlande erlebt worden ist... Zumal auch wegen der Pest, darannen die Dörfer bald ausgestorben sind... So hat mein Antecessor zu Gottberg, Herr Joachimus Becker, in ebendiesem Jahr an der Pest erliegen müssen. Meine Pfarrkinder zu Protzen sind meist weggestorben und nur acht Personen übriggeblieben. Weil ich zu Protzen weder Pfarrhaus noch Zubehör behalten, habe ich notwendig in dem großen Elend dem lieben Brot nachziehen müssen und habe mich zu Gottberg bei meiner inzwischen selig verstorbenen Mutter ein halb Jahr aufgehalten, anfangs nicht der Meinung, als wollte ich zu Gottberg als Pfarrer verbleiben, sondern um wieder nach Protzen zu ziehen. Weil aber im letzteren Dorf sobald keine Besserung zu hoffen war und mir die Gemeinde zu Gottberg, auf Gutachten des Achatz Quitzowschen Verwalters allhier, das Schmiedehaus im Dorfe zur Wohnung einräumte, blieb ich zunächst noch ein Jahr, bis ich endlich durch Gottes Vorsehung zu einem Prediger der Gottberger Gemeinde, von den wohledlen Gebrüdern Dietrich und Achatz von Quitzow als Kirchenpatronen, legitime ernennet und von Kurfürstlicher Durchlaucht konfirmieret worden bin. Habe also in dem Schmiedehause gewohnet neun Jahr und darin viel Not und Ungemach leiden und ausstehen müssen, so daß ich auch willens gewesen bin, wo ich keine andere Wohnung hier würde haben können, wieder zu verlieren. Eben da aber ward mir von einem alten Wohnhaus gesaget, das mir sollte verkauft werden, ein Haus, das der von Zernikow zu Werder gebauet habe, aber darüber weggestorben sei. Dieses Haus haben wir abbrechen lassen, und ist auf die alte Pfarrstelle zu Gottberg wieder hingesetzet worden, welches Haus ich dann Anno 1647 auf Trinitatis bezogen habe und worinnen ich nach Gottes Willen noch jetzo wohne.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil