Abschnitt 7

An Rhin und Dosse


Das Dosse-Bruch


Friedrichs II. Besuch im Rhin- und Dosse-Bruch


König: »Was säet Ihr denn dahin, wo Ihr sonst Hanf hinsäet?«

Fromme: »Weizen!«

König: »Warum bauet Ihr aber kein Färbekraut, keinen Krapp?«

Fromme: »Er will nicht fort; der Boden ist nicht gut genug.«

König: »Das sagt Ihr nur so; Ihr hättet sollen die Probe machen.«

Fromme: »Das hab ich getan; allein, sie ist mir fehlgeschlagen, und als Beamter kann ich viel Proben nicht machen; denn wenn sie fehlschlagen, muß doch die Pacht bezahlt sein.«

König: »Was säet Ihr denn dahin, wo Ihr würdet Färbekraut hinbringen?«

Fromme: »Weizen!«

König: »Na! so bleibt beim Weizen! Eure Untertanen müssen recht gut im Stande sein?«

Fromme: »Ja, Ihro Majestät! Ich kann aus dem Hypothekenbuche beweisen, daß sie an funfzigtausend Taler Kapital haben.«

König: »Das ist gut!«

Fromme: »Vor drei Jahren starb ein Bauer, der hatte eilftausend Taler in der Bank.«

König: »Wieviel?«

Fromme: »Eilftausend Taler.«

König: »So müßt Ihr sie auch immer erhalten!«

Fromme: »Ja! es ist recht gut, Ihro Majestät, daß der Untertan Geld hat; aber er wird auch übermütig, wie die hiesigen Untertanen, welche mich schon siebenmal bei Ihro Majestät verklagt haben, um vom Hofedienst frei zu sein.«

König: »Sie werden auch wohl Ursach dazu gehabt haben.«

Fromme: »Sie werden gnädigst verzeihen: es ist eine Untersuchung gewesen und ist befunden, daß ich die Untertanen nicht gedrückt, sondern immer recht gehabt und sie nur zu ihrer Schuldigkeit angehalten habe! Dennoch bleibt die Sache, wie sie ist: die Bauern werden nicht bestraft; Ihro Majestät geben den Untertanen immer recht, und der arme Beamte muß unrecht haben!«

König: »Ja! daß Ihr recht bekommt, mein Sohn, das glaub ich wohl: Ihr werdet Euerm Departementsrat brav viel Butter, Kapaunen und Puters schicken.«

Fromme: »Nein, Ihro Majestät, das kann man nicht; das Getreide gilt nichts. Wenn man für andre Sachen nicht einen Groschen Geld einnähme, wovon sollte man die Pacht bezahlen?«

König: »Wohin verkauft Ihr Eure Butter, Kapaunen und Puters?«

Fromme: »Nach Berlin.«

König: »Warum nicht nach Ruppin?«

Fromme: »Die mehrsten Bürger halten Kühe, soviel, als sie zu ihrem Aufwand brauchen! Der Soldat ißt alte Butter; der kann die frische nicht bezahlen!«

König: »Was bekommt Ihr für die Butter in Berlin?«

Fromme: »Vier Groschen für das Pfund. Der ruppinische Soldat aber kauft die alte Butter für zwei das Pfund.«

König: »Aber Eure Kapaunen und Puter könnt Ihr doch nach Ruppin bringen?«

Fromme: »Beim ganzen Regiment sind nur vier Stabsoffiziere, die gebrauchen nicht viel; und die Bürger leben nicht delikat; die danken Gott, wenn sie Schweinefleisch haben.«

König: »Ja, da habt Ihr recht! Die Berliner essen gern was Delikates. – Na! macht mit den Untertanen, was Ihr wollt; nur drückt sie nicht!«

Fromme: »Ihro Majestät, das wird mir nicht einfallen und keinem rechtschaffnen Beamten.«

König: »Sagt mir einmal: wo liegt hier Stölln?«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1. Teil