Wanderungen durch Schwaben

Mit 30 Stahlstichen
Autor: Schwab, Gustav (1792-1850) Pfarrer, Gymnasialprofessor und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1837

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wanderungen durch Deutschland, Schwabenland, Franken, Reisebeschreibung, Land und Leute, Landschaft, Schwarzwald, Rheintal, Neckartal, Jaxt, Main, Canstatt, Rosenstein, Marbach, Kloster Maulbronn, Heilbronn, Weinsberg, Weibertreu, Wimpfen, Württemberg, Horneck, Guttenberg, Gundelsheim, Schwalbennest, Neckarsteinach, Donautal, Bronnen, Blaubeuren, Rechberg, Hohenstaufen, Reisenstein, Hohenurach, Lichtenstein
Erste Reise. — Canstatt mit dem Rosenstein und Stuttgart. — Marbach mit Schillers Hause. — Kloster Maulbronn. — Heilbronn mit Götzens Turm. — Weinsberg und die Weibertreue. — Wimpfen am Berg und im Tal. — Horneck , Gundelsheim und Guttenberg. — Das Schwalbennest bei Neckarsteinach. — Heidelberg.

                                    Vorwort

Wenige Gegenden Deutschlands vereinigen so verschiedenartige landschaftliche Reize, wie Schwaben; weniger Länder reizende Bilder schmückt Sage und Geschichte mit einem so rührenden Abendrote ferner Erinnerungen. Bei diesem Reichtum an beiderlei Schmucke sieht sich Künstler und Verfasser des Textes in gleiche Verlegenheit gesetzt. Welche Auswahl soll jener treffen, auf dreißig Bilder beschränkt, wo das Zehnfache nicht hinreichen würde, alle romantischen und malerischen Schönheiten des Landes dem Freunde der Natur vorzuführen? In welche Verbindung soll dieser dreißig Punkte bringen, die, einer vom andern oft durch viele Meilen getrennt, jeder isoliert aufgefasst sind, und so auch dargestellt werden müssen? Die Aufgabe war unleugbar hier viel schwieriger, als in mancher andern Sektion dieses Werkes, wo entweder nur Oasen einer pittoresken Natur, auch mythisch und geschichtlich leicht zu erschöpfen, in übrigens gleichgültigerem und weder für Crayon noch für Feder verführerischem Lande sich darboten, oder der einfache Lauf eines Flusses ohne Sprünge und Winkelzüge von einer reizenden Landschaft zur indem zwanglos hinleitete. Inzwischen haben wir es versucht, in dieses bunte Gemisch von Einzelheiten doch eine gewisse Einheit zu bringen. Das weitläufige Land ist von uns planmäßig durchwandert worden, und dadurch ist es nicht nur dem Zeichner gelungen, in vier größeren Reisekomplexen Verwandtes zusammenzustellen, sondern auch die Beschreibung konnte bei jeder der vier Wanderungen den Faden der örtlichen und geschichtlichen Schilderungen, nur selten abbrechend, von Gegend zu Gegend, fortführen, und das, was die bildliche Darstellung bei Seite lassen musste, durch das Wort flüchtig andeuten. Dabei war freilich das Land anders aufzufassen, und die Beschreibung in andrer Ordnung vorzunehmen, als es der Topograph getan haben würde. Dieser hätte etwa mit dem höchsten Teile des Landes begonnen, und wäre von jenem zu den niedrigem Gebirgen , Hügeln und Ebenen hinabgestiegen; er hätte den Hauptfluss des Landes von seiner Quelle bis zum Ausflusse ununterbrochen verfolgt, und, wo es irgend möglich gewesen wäre, eine Totalübersicht, ein Rundgemälde des Landes geliefert. Wer aber den Beschauer vom Kleineren zum Größeren, vom Lieblichen zum Erhabenen, von der bescheidenen Landschaft zur romantischen Naturscene führen möchte, muss einen andren Weg einschlagen, und kann seine Bilderreihe nicht einer wissenschaftlichen Ordnung unterwerfen.

Den Kern Schwabens bildet eine teils von Hügelmassen besetzte, teils wellenförmig erhabene Landschaft, welche im Westen und im Südosten von höheren Stufen , wie von Rändern eingefasst ist. Die westlichste dieser Stufen , w eiche landeinwärts allmählich, einem glatten Dache gleich, gegen die Ebene sich herabsenkt, ist der Schwarzwald; die südöstliche, welche plötzlich und steil, wie ein jähes Dach, gegen dieselbe abfällt, ist die Alb. Zwischen beiden, dem Schwarzwald und der Alb, welche im Südwesten bis auf eine Meile einander nahe kommen und nur noch durch die Breite des oberen Neckartales von einander getrennt sind, dann aber schnell von einander sich abwenden, erweitert sich die Landschaft immer mehr gegen Nordosten bis zur Jaxt und hinaus bis zum Mainstrom. Der Schwarzwald selbst bildet mit seinem badischen Teile, nebst einem schmalen Streife flachen Landes, die westliche Grenze Schwabens; die Alb durchzieht das Königreich Württemberg von Südwest nach Nordost in die Quere. Jenseits derselben im Süden breitet sich eine zweite große Landschaft aus, welche zwar niedriger liegt als die Alb, aber höher als die erste, nördliche Ebene. Es ist dies Oberschwabens Hochebene, welche von der Donau bis zum Bodensee an der südlichen Grenze Schwabens sich erstreckt.

Auf dem hier geschilderten *) Schauplatze der Natur drängt sich das Malerische und Romantische , sofern es Auszeichnung verdient, so ziemlich im Neckartal, der Alb, dem Schwarzwald und den Ufern des Bodensees zusammen. Damit glauben wir die Einteilung unsrer Sektion in vier Reisen oder vier Hauptabschnitte des nachbenannten Inhaltes, hinlänglich gerechtfertigt. Der erste Abschnitt umfasst die Reise durch das Neckartal von Canstatt bis Heidelberg, denn da die Pfalz keine eigne Sektion hat, so meinten wir hier nicht streng bei der Grenze Schwabens stehen bleiben zu müssen.

*) Die Schilderung, für Schwaben angepasst, ist der soeben (1836) bei Metzler in Stuttgart erschienenen gründlichen ,,Geographischen Beschreibung von Württemberg, von Ludwig Völler“ entnommen, einem Buch, das Jedem zu empfehlen ist, der einen lebendigen Überblick über einen großen Teil von Schwaben gewinnen will.

Sieben der schmucksten und niedlichsten Landschaftsbilder sind hier — eine kleine Auswahl aus viel Sehenswertem — herausgehoben worden, und haben wir Bedacht darauf genommen, dass des Betrachtenswürdigen, wie des durch Vergangenheit oder Gegenwart Ausgezeichneten möglichst Vieles in Einem Blatte sich vereinige. So erscheint Canstatt, das Landhaus Rosenstein, und die Residenzstadt Stuttgart zusammen auf einem und demselben Bilde; die nächste Darstellung ist Schillers Haus auf dem Marktplatze zu Marbach gewidmet; dann folgen Kloster Maulbronn, die alte Reichsstadt Heilbronn mit dem Turme, wohin Sage und Poesie das Gefängnis Götzens von Berlichingen verlegt; Weinsberg mit der Weibertreue; Wimpfen am Berg und im Tale, diese vier auf je einem Bilde; die schönen und ereignisreichen Burgen Horneck und Guttenberg füllen nebst Gundelsheim ein einziges Blatt; von den vier Burgen Neckarsteinachs stellt sich die älteste und groteskeste, das Schwalbennest, vereinzelt dar; den ganzen Zug der Neckarbilder beschließt das köstliche Heidelberg, an welchem Kunstdarstellung und Schilderung durchs Wort oft versucht worden ist und nie sich erschöpft hat. Weiteres von dem Hügel- und Ebenlande Schwabens mitzuteilen erlaubt teils der Raum teils die Bestimmung unseres Werkes nicht.

Daher führt sofort die zweite Reise im nächsten Abschnitt unsrer Sektion in eine andere Region unsres Schwabenlandes, in die Täler und Berge der schwäbischen Alb, wo eine größere Natur sich vor unsrem Auge auftut. Der Durchwanderer unsres Bilderwerkes wird von uns zuerst an den südöstlichen Abfall dieses Jurakalkgebirges, ins Donautal geführt, und der Repräsentant jener malerischen Felsgegenden ist hier das Schlösschen Bronnen. An vielem Schönen und Großartigen ungerne vorbeigehend, verweilen wir erst wieder in einem Talabschnitte dieser Albseite beim romantischen Ursprünge der Blau und dem vielseitig merkwürdigen Städtchen Blaubeuren. Die Hochebene der Alb überspringt ein Werk, das dem malerischen und romantischen Schwaben gewidmet ist, wie billig; es eilt der Ausbeute zu, welche die nordwestliche Abdachung des Gebirges verspricht , mit ihren mannigfaltigen und großartigen Tälern, in welchen Obstwälder im Schoße von Buchenhainen und Felsengründen, von Burgen und Schlössern überragt, von versteckten Grotten umlagert, die Erinnerungen einer üppigen Natur ins raue Gebirge hinübertragen, dessen Hochflächen an die Steppen und das Klima des Nordens erinnern, während volkreiche und blühende Städtchen an der Traufe des Gebirges die Pforten jener romantischen und doch so gesegneten Täler bewachen. Aus dem Überfluss von Großem, Schönem und Seltenem aller Art, heben wir hier auf sechs Blättern Rechberg und Hohenstaufen (in Einem Bilde), Hohenurach die Burgtrümmer des Reisensteins, das Schlösschen Lichtenstein, das Innere der Nebelhöhle, und die Burg Hohenzollern heraus. Dann entfernt sich unser Weg einige Stunden von der Alb, um die ganz einzige Lage des Städtchens Haigerloch zu betrachten und die hervorragendsten Städte des mittleren Neckargebietes Tübingen und Esslingen, die, jede in eigentümlich reizender Lage, des Merkwürdigen so Vieles bieten, für Darstellung und Schilderung nachzuholen. Somit umfasst dieser zweite Abschnitt elf Bilder, wovon acht der schwäbischen Alb, und drei dem Mittellande zwischen Alb und Schwarzwald angehören.

Der Granitwall des Schwarzwalds trägt, was Ausdehnung, Höhe und Gebirgsart betrifft, einen mächtigeren Charakter, als die Mauer der schwäbischen Alb; der Gang von dieser zu jenem, der im dritten Abschnitte auf der dritten Reise von uns in malerischer und romantischer Hinsicht durchforscht wurde, bildet somit in derselben Beziehung auch einen Fortschritt vom Niedrigem zum Höheren. Seine erhabeneren Schönheiten sind indessen nur im westlichen Abfalle dieses Gebirges gegen das Rheintal, und teilweise auf der nördlichen Seite desselben zu suchen. Aus den bescheideneren Reizen der Täler, die der südöstlichen Abdachung näher liegen, haben wir das uralte Kloster Hirsau mit seinem stillen Tannengrunde zur Darstellung gewählt, dann nach Südosten gewendet den Triberger Wasserfall, die Felsenschlünde des Höllentals, Freiburg an der heiterernsten Ausmündung des Gebirges mit seinem erhabenen Münster , und endlich den Römersitz Badenweiler aufgesucht, in dessen waldigen Grund schon die üppigste Kultur des Rheinthales eingedrungen ist. Zwei Siebenmeilenschritte führen uns von da ins Murgtal, aus dessen Herrlichkeiten das stille Forbach und die ehrwürdige Ruine Baden ausgelesen worden. Sieben Bilder sind so dem Schwarzwalde gewidmet.

Die drei stolzesten Darstellungen liefert der letzte Abschnitt und die vierte Reise, die den Freund der schwäbischen Natur an den Bodensee und vor die Stirn der Schweizeralpen führt. Lindaus Inselstadt mit einer herrlichen Ansicht des Obersees und einer weiten Rundsicht über die Hochgebirge ist das erste Bild in diesem Kleeblatte; das zweite zeigt den Untersee mit Konstanz, von dem Napoleonidenschlosse des Arenenberges aus gezeichnet. Im dritten Bilde des Vierten Abschnittes , dem dreißigsten und letzten unsrer Sektion, trennt sich der Beschauer mit der porphyrnen Felsenveste Hohentwiels und einer ganzen Gruppe verschwisterter Berge des Hegäus oder Höhgäus vom Schwabenlande.

Schwab, Gustav (1792-1850) Pfarrer, Gymnasialprofessor und Schriftsteller

Schwab, Gustav (1792-1850) Pfarrer, Gymnasialprofessor und Schriftsteller

Schwaben 00 Heilbronn

Schwaben 00 Heilbronn

Schwaben 01 Canstadt

Schwaben 01 Canstadt

Schwaben 02 Marbach

Schwaben 02 Marbach

Schwaben 04 Kloster Maulbronn

Schwaben 04 Kloster Maulbronn

Schwaben 048 Lichtenstein

Schwaben 048 Lichtenstein

Schwaben 05 Weinsberg

Schwaben 05 Weinsberg

Schwaben 050 Der Altenstein

Schwaben 050 Der Altenstein

Schwaben 052

Schwaben 052

Schwaben 06 Wimpfen am Berg. Wimpfen im Tal, und Faxtfeld

Schwaben 06 Wimpfen am Berg. Wimpfen im Tal, und Faxtfeld

Schwaben 07 Guttenberg am Neckar. Von Horneck aus

Schwaben 07 Guttenberg am Neckar. Von Horneck aus

Schwaben 08 Das Schwalbennest bei Neckarsteinach

Schwaben 08 Das Schwalbennest bei Neckarsteinach

Schwaben 09 Heidelberg

Schwaben 09 Heidelberg

Schwaben 11 Bronnen

Schwaben 11 Bronnen

Schwaben 12 Blaubeuren

Schwaben 12 Blaubeuren

Schwaben 13 Hohenstaufen und Rechberg

Schwaben 13 Hohenstaufen und Rechberg

Schwaben 14 Reissenstein

Schwaben 14 Reissenstein

Schwaben 15 Hohenurach

Schwaben 15 Hohenurach

Schwaben 16 Schloss Lichtenstein

Schwaben 16 Schloss Lichtenstein

Schwaben 17 Die Nebelhöhle

Schwaben 17 Die Nebelhöhle

Schwaben 18 Burg Hohenzollern mit Hechingen

Schwaben 18 Burg Hohenzollern mit Hechingen

Schwaben 19 Haigerloch

Schwaben 19 Haigerloch

Schwaben 20 Tübingen

Schwaben 20 Tübingen

Schwaben 21 Esslingen

Schwaben 21 Esslingen

Schwaben 22 Kloster Hirsau

Schwaben 22 Kloster Hirsau