Wiligrad, 14. August 1915. Schweriner See, Bootsdiener, Obotriten-Ruderklub, Haidensee, Generalstabskarte. Schwanenbinsen, Auslegerriemen, Wiligrader Schloß, Herzog Johann Albrecht, Oberhofmeisterin, Hofherren, Herzogspaar.

Das Schloss ist erst eine Generation alt, und doch hat es eine Überlieferung, eigene Luft. Ist es der Gegensatz der behaglichen Kostbarkeit der Zimmer zu der schweigsamen Tiefe des ringsumgebenden Buchenwaldes? Oder ist es die Vereinigung urdeutschen Wesens mit den mannigfaltigen Interessen der Vielgereisten? In der Halle liegen stoßweise inländische und ausländische Zeitungen und Zeitschriften, Fäden ziehen sich weit hinaus. Mein Wohnzimmer hat Zitronenholztäfelung aus einem Potsdamer Prinzengemach des achtzehnten Jahrhunderts, brokatbezogene Möbel der gleichen Zeit, und aus dem Fenster sehe ich auf eine uralte Steinfünte, in der die Wenden, die Vorfahren des Gastherrn, alter Überlieferung zufolge, zu der Christentaufe gezwungen wurden.

Im mecklenburgischen Renaissancestil ist das Schloss gebaut, der erste Johann Albrecht, er hieß der Gelehrte und herrschte um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, stand mit Italien in Verbindung, ließ norditalienische Motive in den norddeutschen Giebelbacksteinbau übertragen, da gibt es Arkaden, Friese mit flotten, floralen Ornamenten, Medaillons mit Köpfen. Das Ganze ist ruhig, vornehm, wie man es im Norden jener Zeit nicht allzuoft findet. An der efeubekleideten Eingangswand zeigen die eingelassenen Medaillons neben den Zügen der Erbauer und des großherzoglichen Bruders auch die der Schwiegereltern der ersten Herzogin, Karl Alexander und die Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch Deutschland
Schloss Wiligrad im Jahr 2013

Schloss Wiligrad im Jahr 2013

Schloss Wiligrad im Jahr 1905

Schloss Wiligrad im Jahr 1905

Schloss Wiligrad im Jahre 1905

Schloss Wiligrad im Jahre 1905

Dampferanlegestelle Annastraße in Schwerin, mit den Dampfschiffen Pribislaw, Niklot und Obodrit die auch nach Wiligrad verkehrten

Dampferanlegestelle Annastraße in Schwerin, mit den Dampfschiffen Pribislaw, Niklot und Obodrit die auch nach Wiligrad verkehrten

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