Wismar

Wismar, das von seiner früheren Bedeutung und Berühmtheit, die es als Hansestadt und später noch unter schwedischer Regierung bis 1803 besaß, wenig mehr als seine Lage, durch welche es sich zu einem der trefflichsten Seehäfen eignet, übrig behalten hat, bietet dem Fremden wenig Bedeutendes dar. Eine Fahrt durch den Hafen nach der ziemlich beträchtlichen Insel Poel ist ganz amüsant, und der große Park des Herrn v. Brokdorf hat schöne Partien und eine hier nicht so reich erwartete Vegetation. Die Stadt selbst ist freundlich und wird es immer mehr; die alten finstern Gebäude stürzen ein und neue treten in ihre Stelle; teils erinnert uns Wismar an Elbing, teils an Greifswald. Wismar besitzt einen herrlichen Marktplatz und in einer seiner Kirchen das Grab des schwedischen Feldherrn Wrangel. Wenn es allgemein bekannt ist, dass die Mecklenburger mit den Pommern in Allem sehr nahe verwandt, und beide Stämme als sehr grob verschrieen sind, so ist es auffallend, mit welcher Höflichkeit und Dienstfertigkeit man hier überall beschieden und zurecht gewiesen wird. Die Landstraßen, die noch gar sehr im Argen liegen, bringen den Fremden oft in die Notwendigkeit, sich zu verirren, und mir ist dies sogar mit Extrapost passiert, wo ich dann recht Gelegenheit hatte, die tiefgewurzelte Gutmütigkeit dieses Volkes kennen zu lernen. - Und so nähern wir uns nun durch fruchtbare Felder, aber auf holprigen Wegen, dem alten heiligen Lübeck.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen an der Ostsee