II. Kapitel. Erste Eindrücke und allerlei Erlebnisse in Paraguay.

Meine Tätigkeit im Laden. — Das Leben und Treiben auf Markt. — Zollgeschäfte. — Beobachtungen über Waren -Verpackung und -Beförderung. — Verbummelte Landsleute. — Weihnachten und Neujahr in Paraguay. — Der Kosmosklub. — Auf dem Lande. — Ein Hühneressen. — Karneval in Stadt und Land. — Ein Ritt durch den Kamp.




Also war ich Verkäufer in der „tienda“ — dem Laden — einer sich vorzugsweise mit Kleiderwaren aller Art befassenden Handlung. Als Mitarbeiter begrüßten mich fünf junge Leute von struppigem Aussehen, welche ein sehr schlechtes Spanisch sprachen, ihre eigentliche Mundart aber das „Guarani“ nannten, die Sprache der Eingeborenen. Zur Kennzeichnung ihres Bildungsgrades sei erwähnt, dass zwei nicht auf dem Zifferblatt der Uhr die Tageszeit zu lesen verstanden. Ich war von 5 ½ Uhr morgens bis 9 Uhr abends, allerdings mit gehörigen Unterbrechungen, beschäftigt. Wenn mir auch bisher im Leben noch keine Gelegenheit geboten war, ein Stück Tuch zusammenzulegen, oder mich mit ähnlichen Dingen nützlich zu machen, so verursachte es mir doch keine besonderen Schwierigkeiten, mich schnell in meine neue Tätigkeit hineinzufinden, zumal mir Unterstützung ganz unerwartet von liebenswürdiger Seite zu teil wurde. Während Eingeborene ohne jede Bildung und von unvorteilhaftem Äußeren auch in anderen Läden beschäftigt waren, musste es in einer Stadt von 28000 Einwohnern Aufsehen erregen, dass in unserem Geschäft ein junger Germane mit blondem Haar, eigens für ihn nach Maß in Europa gefertigter Kleidung und zum wenigsten für dortige Verhältnisse auch leidlich guten Sitten angestellt war. Auf dieses Ereignis hin wurde unser Laden während der halben Geschäftszeit nicht leer von Käuferinnen, welche alle von dem neuen Ankömmling, der in der ersten Zeit nicht einmal vernünftig spanisch sprechen konnte, bedient sein wollten. Bald hatte ich mir eine ausgedehnte Damenkundschaft erworben, unter der zu meinem großen Bedauern hübsche Gesichter nur sehr spärlich vertreten waren. Binnen kurzem hatte sich zwischen dem Verkäufer, also meiner Person, der ich selten anders als ‘Don Oswalde“ angeredet wurde, und den Käuferinnen im allgemeinen, also Dona Jnez, Conchita, Dolores, Maria, Pepita, Francisca, Luisa u. s. w., ein auf gegenseitiger Hochschätzung beruhendes, recht vertrauliches Verhältnis angesponnen.

Da ich meine Arbeitszeit auf ungefähr 15 Stunden angegeben habe, so will ich nicht unerwähnt lassen, dass diese ganze Arbeit in 3 Stunden zu bewältigen gewesen wäre; die übrige Zeit, abgesehen von den Pausen, wurde, genau genommen, nur ausgefüllt durch mehr oder minder anziehende Unterhaltungen mit Käuferinnen oder Käufern. Unter letzteren fesselten meine Aufmerksamkeit am meisten die Händler aus dem Inlande, die je nach Bedarf in die Hauptstadt zu kommen pflegten, um für Tage, Wochen oder Monate einzukaufen. Um die Guarani-Kundschaft kümmerte ich mich grundsätzlich nicht, sondern überließ diese meinen fünf Mitarbeitern.

Wenn es mir an Käuferinnen und Käufern fehlte, hatte ich, wenigstens in den ersten Monaten, reichlich Unterhaltung an dem unserem Laden gegenüberliegenden „mercado central“, der Markthalle. Eingeborene Händlerinnen, meist nur mit dem Hemd bekleidet, reinigten ihre Säuglinge in der unbekümmertsten Weise, um unmittelbar nach dieser weniger sauberen als nützlichen Beschäftigung einem Käufer ein Stück Fleisch von einer großen Ochsenrippe abzuschneiden. Überhaupt bietet das ganze Marktleben in Asuncion dem eben aus Nordeuropa Eingewanderten viel des Neuen. Frauen und Mädchen von europäischer Abstammung gehen, ihre blendend weißen Tücher um Kopf und Schultern geschlagen, handelnd und kaufend durch die Hügel von Melonen, Orangen, Maiskolben und anderen dem Norddeutschen auffälligen Landeserzeugnissen. Daneben hockt dann wieder eine Familie von Eingeborenen im tiefsten Frieden, die Kinder vollkommen unbekleidet, die jungen Mädchen nur mit dem Hemde versehen. Diese Eingeborenen finden einen stundenlangen Zeitvertreib darin, sich mit Fingern und Zähnen gegenseitig die unwillkommenen Insekten vom Leibe zu entfernen. Auch die Polizisten, welche barfuß über den Markt schlendern, haben kaum eine andere Beschäftigung, als die Marktweiber hin und wieder zu kneifen und Witze mit ihnen zu reißen. Aus der Ferne bietet dieses Marktleben einen freundlich reizvollen Anblick; in unmittelbarer Nähe betrachtet wirkt es, wie ich an mir selbst erfahren habe, nichts weniger als appetitreizend.

Neben dem Verkauf in der „tienda“ gehörte zu meinen Obliegenheiten der französische und englische briefliche Verkehr, sowie die Einverzollung und Selbstkosten-Berechnung der von Europa, Argentinien und Uruguay ankommenden Waren. Nach Deutschland und Österreich schrieb mein Geschäftsherr selbst, natürlich in spanischer Sprache. Der meiner Obhut übertragene Briefwechsel beschränkte sich übrigens auf 6 — 8 Briefe im Monat nach England und ebenso viele nach Frankreich. Etwas mehr Mühe verursachte mir dagegen das Übersetzen der englischen und französischen Warenrechnungen ins Spanische. Ganz außerordentliche Weitläufigkeiten bereitete die Einverzollung. In Paraguay bestanden zu der Zeit, also im ersten Halbjahr 1894, keine anderen Steuern als die Zölle, somit wurde diese einzige Einnahme des Landes von der Behörde mit einer nahezu an das Unglaubliche grenzenden Peinlichkeit überwacht. Gegenüber dem verschmitzten Verfahren eines Teiles der Paraguay -Händler, die Zollsätze und -gesetze immer wieder auf neue Art zu umgehen oder einzuschränken, mag die höchst umständliche Genauigkeit der Zollbeamten am Platze sein; es fugten sich denn auch die redlichen Elemente in der Kaufmannschaft von Asuncion ohne Widerrede diesem ziemlich lästigen Zwang. Für die Einverzollung jedes einzelnen Stückgutes hatte ich nicht weniger als zehn Schriftstücke an Ort und Stelle auszufüllen, und wenn die in den Rechnungen vom Auslände verzeichneten Grob- und Rein-Gewichte nicht in Übereinstimmung zu bringen waren mit den bei Ankunft aufgenommenen, gab es Schwierigkeiten ohne Ende, wenn nicht gar empfindliche Zollstrafen. Tagelang bin ich in der „aduana“ mit dem Hereinbringen einzelner Frachtstücke im Werte von wenigen tausend Mark beschäftigt gewesen.

Fast jede neue Sendung aus Europa veranlasste mich, nicht nur mit Zustimmung meines Brotherrn, sondern gewissermaßen auf seinen Wunsch, an die väterliche Handlung in Hamburg mehr oder minder lange Berichte aufzusetzen. Die deutschen Zeitungen, welche ihren Leserkreis glauben machen wollen, dass in der Handelswelt aller Erdteile das Losungswort: „Deutschland, Deutschland über alles“ sei, sind entweder schlecht unterrichtet oder täuschen das deutsche Gemeinwesen in unverantwortlicher Art. Manche heimatliche Verfertiger von Waren, die zur Versendung nach dem Auslande bestimmt sind, können noch von ihren Mitbewerbern in England und Frankreich lernen. Diesen scheint das Verständnis für die Bedürfnisse überseeischer Völkerschaften geläufiger zu sein; zumal, was die seeweise Beförderung und den Witterungsverhältnissen entsprechende Packung betrifft, zeigen sich englische und französische Erzeuger durchweg erfahrener als die in der deutschen Heimat. Ich habe, wie bemerkt, über dies Verhältnis seiner Zeit ausführliche Berichte nach Hamburg gesandt, nicht nur zum Vorteil und zur Kenntnisnahme des väterlichen Hauses, sondern weil die Liebe zum Vaterlande nach meiner Ansicht auch im Auslande nicht darin bestehen sollte, bei jeder Gelegenheit „Die Wacht am Rhein“ abzusingen, sondern einzelne Mängel, wie sie daheim noch gang und gäbe sind, nach Kräften klarzustellen. Um indessen nicht der Überhebung geziehen zu werden, will ich die Art der Bezüge, auf Grund deren ich während meiner Tätigkeit in Asuncion einige Erfahrungen sammeln konnte, nichts weniger als umfassend, sondern als beschränkt bezeichnen.

Wir erhielten, allerdings unter vielem anderen, Kleiderstoffe aus Frankreich und Deutschland, baumwollene Spitzen und ebensolche Umhänge aus Deutschland, Fächer aus Wien, Riechstoffe, Stroh- und Filzhüte aus Paris, Seidenstoffe aus Lyon, Shirtings aus Montevideo und Nottingham, Hemdenstoffe aus England und Deutschland. Wenn ich meine, beim Empfang dieser Gegenstände gemachten, für die Heimat nicht günstigen Erfahrungen meinen Freunden Cramer und Weyer mitteilte, erhielt ich stets zur Antwort: „Ja, merken Sie sich das und beziehen Sie alle Ihre Beobachtungen auch auf mancherlei Erzeugnisse Ihres Landes, mit welchen Sie bei Alvarez nicht in unmittelbare Berührung kommen.“ Derartige Tatsachen in Deutschland schulwissenschaftlich bekannt zu geben, erachte ich nicht für ein ausreichendes Mittel zur Beseitigung noch vorhandener Schäden. Wem es ernst ist, zu sehen, was England und Frankreich können, was wir selbst thun, und in welcher Hinsicht die eigenen Leistungen der Besserung noch bedürftig sind, der betrachte an Ort und Stelle, wie die Welt aussieht und wie sie nicht aussieht. Ich möchte behaupten, dass die gegenwärtige Ausdehnung von Englands Handel nicht zum mindesten Teil ihren Grund hat in der Veranlagung seiner Bevölkerung zum Reisen in alle Teile der Welt.

Der Aufenthalt in Asuncion im allgemeinen bot natürlich wenig Abwechslung. Das Leben in der Familie meines Vorgesetzten verlief ziemlich einen Tag wie den andern. Wir standen um 5 Uhr auf; unsere Tages-Speisefolge war, mit nicht nennenswerten Abweichungen, ungefähr die folgende: Morgens gegen 6 Uhr ein trockenes Brot und Thee, um 11 Uhr Suppe und Puchero — bis zum äußersten ausgekochtes Ochsenfleisch — mit Manioca, einige geröstete Maiskolben, ein Stück gebratenes Ochsenfleisch und Milchreis. Das eigentliche Mittagsmahl erfolgte sodann um 7 ½ Uhr abends und bestand wieder aus irgend einer Art Fleischsuppe, einem Stück Rostbraten, Bohnen mit Käse und einem anderen Stück Beef „à la fantaisie de la cuisinière“. Als Getränk diente Regenwasser, das jedenfalls dem Inhalt einer hin und wieder erscheinenden Flasche Wein aus Traubenzucker, chemischen Erzeugnissen und Farbholz vorzuziehen war.

Ungefähr 8 Tage nach meiner Ankunft in Asuncion hatte ich eingesehen, dass für den Verkehr in der Umgegend ein Pferd erforderlich sei, und somit kaufte ich mir um den für dortige Verhältnisse übertriebenen Preis von 96 Mark das beste derzeit am Platze käufliche „caballo“. Es erhielt den Namen „Dona Pepita“ und entsprach an äußerer Erscheinung ungefähr einem mittelmäßigen deutschen Pferdebahntier. Die Unterhaltungskosten für „Dona Pepita“ beliefen sich alles in allem ungefähr auf 35 Mark monatlich.

Wenn ich damals dieselben Erfahrungen betreffs meiner Landsleute in den südamerikanischen Städten, wie ich sie heute besitze, gehabt hätte, würde ich mich nicht gewundert haben über die verhältnismäßig große Zahl mehr oder minder verbummelter Deutscher in Asuncion. Diese meinten, in bemerkenswerter Übereinstimmung, einem „ehrenvollen Ruf“ ins Ausland gefolgt zu sein, erwarben nichts, weil aller Erwerb ihren Neigungen nicht entsprach, erhielten dagegen von ihren Familien in der Heimat regelmäßige Wertsendungen, die ihnen ein ziemlich erträgliches Leben sicherten. Später fand ich dieselbe Erscheinung wie in Paraguay auch an der Westküste und in Mexiko. Ich entsinne mich eines Herrn von hohem deutschen Adel, der nach seiner Aussage an den La Plata „gerufen“ war, um dort das Ableben eines Goldonkels in Europa abzuwarten. Dieser und ihm ähnliche Genossen zeigten in der Regel einen unverwüstlichen Vorrat von Bummelwitzen, trotz niemals versiegenden Geldmangels, daneben unverkennbare Spuren und Reste einer sorgfaltigen Erziehung. Ob die Witterungsverhältnisse des heißen Klimas sich indessen als besonders wirkungsvolle Erziehungsmittel erweisen, möchte ich dahingestellt sein lassen. Bekanntlich verursacht Hitze einen anhaltenden Durst, und ich fand infolge dessen bei der Mehrzahl dieser „ehrenvoll ins Ausland Berufenen“ eine erstaunliche Gurgelerweiterung.

Die Stadt Asuncion mit ihren geraden, breiten Straßen ist recht hübsch. Eine ähnliche liebreizende Umgebung, wie Asuncion sie aufzuweisen hat, habe ich weder in den Republiken der Westküste noch in Mexiko gefunden. Ich möchte diese Umgebung vergleichen mit dem an den Wendekreis verlegten Thüringer Wald.

Nach den vorstehenden allgemeinen Schilderungen meines neuen Aufenthaltsortes will ich versuchen, einzelne, in der Mehrzahl freilich unwesentliche Ereignisse aus meinem Leben in Paraguay wiederzugeben.

Das Weihnachtsfest verlebte ich ganz in heimischer Weise bei Herrn und Frau Cramer. Am 31. Dezember blieb ich bis 3 Uhr nachmittags im Laden, dann holte Alvarez mich ab und wir ritten zusammen nach seinem kleinen Landgut, der „quinta“. Dort steht ein für Paraguay-Verhältnisse wohlgepflegtes Haus, in dem die „peónes“ (Arbeiter) leben. Auf diesem Landgut baut Alvarez Kaffee, Bananen, Pfirsiche. Weintrauben, Manioca, Baumwolle, Melonen, Tabak, Feigen, Cayenne-Pfeffer, Mais und Yerba (Maté). Bald kamen, wie wir in der Stadt verabredet hatten, Herr und Frau Cramer und Herr Weyer an. Mit ihnen ritten wir zu Cramer nach Lambare, ebenfalls einem Landgut der vorbeschriebenen Art. Der Weg dahin unter Palmen, reich blühenden Kaktuspflanzen und Orangen, hin und wieder durch dichtes Gebüsch, kleine Bäche, durch Gras, so hoch, dass mir dessen Spitzen bis über die Steigbügel reichten, bot ungemein viel des Anregenden. Zum erstenmale in meinem Leben fand ich auf diesem Ritt Gelegenheit, Heuschrecken in Mengen zu sehen. Wir ritten durch einen Strich von ungefähr 15 m Breite; die Pferde wateten nahezu knietief in diesen Insekten. Man war beschäftigt, sie in mehrere schnell angelegte große Gräben zu treiben, wo diese überaus schädlichen Geradflügler lebend begraben wurden. Nach einem Ritt von 1 1/2 Stunden langten wir bei herrlichem Sonnenuntergang in Lambare an, wo Cramers Schwiegermutter für ein ausgewähltes Abendessen in deutscher Art gesorgt hatte. Alvarez ritt zur Stadt und ich feierte bei Cramer und den Seinen in germanisch würdiger Weise den Uebergang ins neue Jahr bei Niersteiner und Kaviarbrötchen. Gleich nach 12 Uhr wurde auf das Wohl des deutschen Kaisers getrunken: ich glaube überzeugt sein zu dürfen, dass im ganzen großen Vaterlande dies Wohl am Neujahrstage nicht mehr von Herzen kam als in Lambare. Die Liebe zur Heimat wächst mit der Entfernung von ihr. Wenig später gingen wir zu Bett, d. h. ich legte mich in eine Hängematte.

Beiläufig bemerkt, hatte ich vorgezogen, mein ausgespreiztes Stück Sackleinen in der Stadt aus mancherlei Gründen ebenfalls mit der „hamaca“ zu vertauschen; ich habe tatsächlich 8 Monate keine Nacht in einer eigentlichen Bettstelle zugebracht.

Am Neujahrsmorgen ritten Frau Cramer, Weyer und ich auf Nachbarbesuche. Bei dieser Gelegenheit sollte ich ganz unerwartet einen alten Bekannten in Gestalt eines — Glashafens treffen. Ich fand einen eigenartig geformten und besonders glänzenden Käfer; der Herr, auf dessen Besitz mir dieser Fund beschieden war, wünschte das seltene Tier zu erhalten und brachte zu dem Zweck ein Gefäß mit Spiritus, und siehe da: am Boden des Gefäßes befanden sich die eingepressten Buchstaben G. L. & G. Ich erkannte in ihm einen Karlsbader Salz-Hafen der väterlichen Handlung in Hamburg.

Den Abend des Neujahrstages verbrachte ich mit Herrn und Frau Alvarez sowie der Schwester der letzteren im Theater. Das Gebäude ist innen wie außen recht geschmackvoll und nicht allein größer, sondern auch wesentlich reicher, zweckentsprechender und behaglicher als z. B. das Thalia-Theater in Hamburg ausgestattet. Die Musik war ansprechend, das Spiel auf der Bühne dagegen unter aller Würde. Die Vorstellungen beginnen um 9 ½ Uhr und schließen um 1 Uhr nachts. In den Rängen saßen fast ausschließlich mir bekannte Damen und Herren; man sah wenig hübsche Gesichter, aber großen Prunk in der Kleidung, aus dem man schwerlich auf den maßlosen Schmutz, die Unordnung und Misswirtschaft in den einzelnen Haushaltungen schliessen kann.

Am 5. Januar aß ich mit einem mir aus Buenos Aires bekannten Herrn Schoch, der vorübergehend kurzen Aufenthalt in Asuncion genommen hatte, in einem ungefähr 3 km von der Stadt entfernten Gasthaus in europäischer Bauart im „Polo del Norte“. Dieses würde selbst massig verwöhnten deutschen Ansprüchen genügt haben; mein Begleiter empfahl mir daher dringend, hier dauernd Wohnung zu nehmen. Ich erklärte indessen, nicht von Hamburg nach Paraguay gereist zu sein, um gut zu essen. Für meine Absichten, Land und Leute nach jeder Richtung kennen zu lernen, genüge mir mein Aufenthalt in der Familie meines Brotherrn vollkommen. An der Tafel wurde die Unterhaltung von ungefähr 25 Herren in Guarani, spanischer, portugiesischer, italienischer, englischer, französischer und deutscher Sprache geführt. An demselben Tage trat ich in den Kosmosklub ein, den einzigen in der Stadt, in dem man ausschließlich europäisch gebildete Herren fand. Das Fehlen des Umgangs mit solchen hatte ich in der letzten Zeit recht schmerzlich empfinden gelernt, da meine Kameraden im Geschäft, wie bemerkt, kaum den Bildungsgrad eines deutschen Barbiergehilfen besaßen.

Am Sonntag, den 14. Januar, fuhr ich mit Weyer auf der Pferdebahn nach Trinidad, einem kleinen Flecken ungefähr 6 km von der Stadt. Von dort ritten wir ¾ Stunden und langten dann in der „Villa Bella Vista“, Weyers Landgut, an. Es ist dies wiederum ein zauberisch schöner Flecken Erde. Die Villa liegt auf einer Anhöhe, so dass man von dort einen unbeschreiblich reizenden Umblick hat über fernere Hügel mit dem üppigsten Pflanzenwuchs. Weyer baut außer den früher erwähnten Nutzpflanzen auch Zuckerrohr und Ananas. Bei ihm fand ich alles wesentlich besser als in Lambaré und auf der Quinta von Alvarez. In der Villa wohnte ein Herr Schammon, ein naher Verwandter eines berühmten und in ganz Deutschland beliebten Mannes, des Herrn Franz Pfordte in Hamburg, und ein Baron von Gustedt, der nach seiner Behauptung in seinen Kinderjahren Spielgenosse unseres Kaisers gewesen ist.

Nachdem wir einen weiten Rundgang durch alle Pflanzungen gemacht hatten, kehrten wir ins Haus zurück, wo mittlerweile die eingeborenen Diener aus der Stadt angekommen waren, jeder mit einem großen Sack auf dem Rücken, der Wein, Fleisch, Mehl, Brot und dergleichen mehr enthielt. Und nun begann ein Werk des Herrn Schammon, von welchem billigerweise die Nachwelt reden sollte. „So, Jung Hamburg,“ sagte er zu mir, „jetzt sollen Sie aber ein „Beefsteak à la Pfordte“ essen.“ Dieses, wie überhaupt das ganze, von uns allen, natürlich unter Schammons Leitung, bereitete Mahl war unübertrefflich. Wir führten an diesem Tage ein deutsches Junggesellenleben der fröhlichsten Art. Der Hitze entsprechend saßen wir, selbstredend im Freien, in unseren „calzoncillos“. Am Ende der Mahlzeit mochten wir alle vier ungefähr aussehen wie Max und Moritz nach dem Hühnerschmaus. Übrigens will ich einschalten, dass ich in der Villa Bella Vista im Laufe der nächsten Monate mancherlei für meine zukünftigen Reisen sehr Wünschenswertes unter der liebenswürdigen Leitung Schammons erlernte. Hühner in den Federn zwischen heißen Steinen gebraten, ohne Federn am Spieße geröstet oder gerupft auf Holzstäben geschmort, gebackene Manioca, ebensolche Erdäpfel und manches andere will ich mich heute unterfangen so zu bereiten, dass meine Gerichte einer Abendmahlzeit des Lucullus alle Ehre bereitet haben würden.

Ein ganz besonderes Wohlgefallen an unserer ungezwungenen Kleidung während der Mahlzeit hatte die alte, geradezu maßlos fette, eingeborene Dienerin, die, selbst nur mit einem Hemde versehen, sich über die europäischen Herren vor Lachen schüttelte. Nach einem zweistündigen Schlummer in den Hängematten stiegen wir den Hügel hinunter an einen herrlichen Bach, entledigten uns der wenigen letzten Umhüllungen und legten uns in das verhältnismäßig kühle, schnell und plätschernd dahinfließende Wasser. Einige Bedenken meinerseits, Schlangen und ähnliches Gewürm betreffend, wurden zerstreut durch meine Freunde, die mich versicherten, täglich in dieser vollkommenen Wildnis im Wasser zu liegen. Nach einer Viertelstunde hielten der Baron, Schammon und ich für geraten, das Bad zu verlassen. Weyer blieb liegen. Als unser wiederholtes Rufen erfolglos blieb, fanden wir bei näherer Prüfung, dass er im Wasser eingeschlafen sei. Einige derbe germanische Verwünschungen und ein kräftiger Schlag auf den leidlich gewölbten Bauch brachten ihn bald wieder zur Besinnung, und so gingen wir denn, von den Sonnenstrahlen getrocknet, den Hügel wieder hinauf nach Hause. Mit einiger Wehmut muss ich gestehen, dass ein Huhn mit heimatlichem Magdeburger Sauerkraut mir an diesem Tage zum zweitenmale Gelegenheit gab, mich wie Max und Moritz beim Hühneressen aufzuführen. Wer es indessen, nach wochenlangem Genuss von Manioca, Maiskolben und Puchero, maßiger gemacht haben würde als ich, der werfe auf mich den ersten Stein! Am folgenden Sonntag, morgens 6 Uhr, unterfing ich mich, die Dona Pepita zu satteln und auf eigene Gefahr nach Lambaré zu reiten. Der Weg, der leicht in einer Stunde zurückgelegt werden konnte, nahm mir deren nahezu vier, jedoch nicht zu meinem Nachteil. Ich habe abermals wunderschöne, mir neue Landschaften gesehen. Aber welche Art Wege musste ich benutzen! Teils waren sie so schmal oder so zugewachsen, dass ich an beiden Seiten gleichzeitig die Gebüsche berührte. Wenigstens zwölfmal hatte ich kleine Gewässer zu durchreiten, manche fast zu durchschwimmen, und hin und wieder führte der Weg so steile Höhen hinauf und hinunter, dass ich absteigen musste, um Pepita am Zaum zu fuhren. Am Wege lagen kleine Ranchos, deren Einwohner gänzlich unbekleidet vor den Türen saßen. Bei diesen fragte ich nach dem rechten Wege, was Schwierigkeiten machte, zumal die Leute äußerst mangelhafte Kenntnisse der spanischen Sprache hatten. Hin und wieder führte mich der Weg an kleinen Steinhaufen vorüber, auf denen ein beliebiges Heiligenbild errichtet war, zum Zeichen, dass hier jemand erschlagen worden sei. Selbstverständlich war ich mit einem guten Revolver versehen, den ich allerdings weniger gegen Menschen als im Falle der Not gegen große wilde Hunde und wütende Stiere zu verwenden gedachte.

In der nächsten Woche fand ich Gelegenheit, ein Begräbnis zu beobachten. Der Leichenwagen fährt auf den Schienen des Tramvia, ihm folgen vier Pferdebahnwagen, die ersten beiden mit Damen in möglichst bunter Kleidung, die zwei letzten mit Herren besetzt.

Am Freitag, den 2. Februar, versammelte sich eine ansehnliche Zahl Herren am Hafen der Stadt zu einer Karneval-Fahrt. Obgleich Alvarez, Gramer und Weyer, sowie die Besitzer der übrigen Ein- und Ausfuhrhäuser der Stadt sich nicht an ihr beteiligten, hatte man mir doch dringend empfohlen, diese Gelegenheit, viel Neues zu sehen, nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. Die Gesellschaft bestand aus Kaufleuten, Handwerkern, Rechtsanwälten, Musiklehrern, Abgeordneten u. s. w. Da die Ein- und Ausfuhrhändler eine hervorragende Sonderstellung im Lande einnehmen, so zählten die erwähnten Teilhaber an unserer Fahrt nur ersten Gesellschaft der Stadt. Ich hatte mich einem jungen Herrn aus Baltimore angeschlossen. Mr. Evans war seines Zeichens „Veterinary Surgeon“ und nach den La Plata-Staaten gekommen in der Erwartung, unter den Viehherden von ungeheurem Umfange reichlich Arbeit zu finden, er war somit recht enttäuscht, als man ihm auseinandersetzte, das Vieh habe hier einen so geringen Wert, dass man kranke Tiere ganz einfach umkommen lasse, ohne ärztliche Hilfe für angezeigt zu halten.

Unsere Gesellschaft machte denn einen recht bunten Eindruck. Neben Herren in Anzügen aus drei verschiedenen Stoffen, also z. B. grau gegatterte Hose, blau und braun gestreifte Weste, grünlicher Rock, fiel mir unter anderen ein langer Geselle auf, den ich bisher noch niemals gesehen hatte. Von verschiedenen Seiten wurden ihm dem Anschein nach Beileidsbezeugungen ausgesprochen, was mich glauben machte, dass ihm in jüngster Zeit ein naher Verwandter oder Freund gestorben sei. Somit nahm es mich wunder, ihn an dieser Karnevalfahrt teilnehmen zu sehen. Mr. Evans belehrte mich indessen dahin, dass dieser Herr in auffällig hohem schwarzen Hut, fadenscheinigem langen schwarzen Rock, ebensolcher vor Alter glänzender und an den Füssen nahezu ausgezackter Hose am Tage zuvor aus dem Gefängnis entlassen sei, wo man für geraten erachtet hatte, ihn einige Monate wegen Schwindels im Handel mit Losen festzuhalten. Der für uns bestimmte Dampfer erwies sich bei näherer Besichtigung als ein kleiner Schlepper; neben ihm war ein Leichter, auf dem unter gewöhnlichen Umständen Vieh befördert wurde, angekoppelt. Um 4 ½ Uhr setzten Schlepper und Leichter sich in Bewegung. Jetzt erst bemerkte ich, dass sich uns auch zwei Damen angeschlossen hatten, die Frauen von zweien der Teilnehmer. Zwar befand eine von ihnen sich in gesegnetsten Umständen, während die andere von zwei mitgebrachten Kindern je eins abwechselnd an die Brust legte, aber niemand nahm an der Gegenwart der beiden den geringsten Anstoß, vielmehr war jeder bedacht, sich in seiner Art möglichst behaglich einzurichten. Alle Herren entledigten sich der überflüssigen Kleider, so dass nichts anderes als „almilla y calzoncillos“, d. h. Unterjacke und Unterhose, übrig blieben! Dementsprechend entfernten die Damen das Mieder sowie den Rock. Die Stimmung der ganzen Gesellschaft ließ nunmehr an ausgelassener Lust nichts zu wünschen übrig. Um 7 Uhr wurde das Mittagsmahl eingenommen. Beiläufig bemerkt, habe ich bei sämtlichen Mahlzeiten, die während dieser Fahrt von 7 Tagen aufgetischt wurden, nur ein einziges Mal eine Gabel zur Benutzung erhalten können. Bei dem eben erwähnten Essen tranken je drei Herren aus einem Glase. Während der Mahlzeit spielte unsere aus 14 Leuten bestehende Musikbande in einer geradezu unwürdigen Weise. Zu den vorgebrachten Gassenhauern wurde von der Gesellschaft möglichst noch unwürdiger gesungen.

Nach einer achtstündigen Fahrt hielten wir in Estrella, einem kleinen Orte von kaum 500 Einwohnern, an, um neues Brennholz einzunehmen. Inzwischen hatten alle Teilnehmer ihre mitgebrachte eigentliche Festkleidung angelegt. Sie bestand aus hohen Schaftstiefeln, weiten roten Hosen, blauen Faltenhemden, gelber Schärpe und einem Fez. Unsere Gesellschaft nannte sich „los riffenos“, die Riffseeräuber. Nachdem wir ans Land gestiegen waren, zog unsere tatsächlich bühnenartig hübsch gekleidete Schar mit unerhörtem Geschrei an das nächstliegende Haus. Die Einwohner schliefen, indessen wurde der Höllenlärm so lange fortgesetzt, bis man uns öffnete. Danach drängte unsere ganze Gesellschaft hinein, und unsere Musikbande des Entsetzens spielte einige ihrer volkstümlichen Weisen. Nach dieser Vorstellung, deren Erfolg auf die Gemüter der aus bestem Schlummer Erweckten mir leider unklar geblieben ist, traten wir durch die Hintertüre zum Hause hinaus, und weiter ging es zum nächsten, wo sich dasselbe Spiel wiederholte. Die Nacht war stockfinster, und in dem tiefen Sumpf der Straßen wurden unsere Beine bis über die Stiefel mit Schmutz bedeckt. Nachdem die Belustigungen in der geschilderten Weise 2 — 3 Stunden fortgesetzt waren, ging unsere ganze Gesellschaft wieder an Bord und legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen erhoben wir uns mit Sonnenaufgang. Während der Tagesstunden brannte die Glut auf das Sonnensegel, das uns Fahrgästen nicht einmal erlaubte, aufrecht zu gehen. Aber auch dieser unglaublich heiße Tag ging vorüber, allerdings nicht ohne einen Zwischenfall. Tief gebeugt von der Hitze sitzen Evans und ich am Außenbord des Leichters und lassen in Ermangelung anderer Unterhaltung unsere vier Beine ins Wasser hängen; da taucht ganz urplötzlich kaum drei Meter vor mir ein Alligator auf, glotzt einen Augenblick und verschwindet sofort. Mit dem Verschwinden des Alligators waren aber auch Evans’ und meine Beine aus dem Wasser gezogen; zum Missfallen unserer lustigen Gefährten, die es wahrscheinlich sehr spaßig gefunden haben würden, wenn einem von uns zur Karnevalfeier ein Fuß abgebissen worden wäre. „Ecco il vero policinello!“*) rief ein Italiener in richtiger Karnevalstimmung, auf die Stelle zeigend, wo der Alligator verschwunden war. Reicher Beifall belohnte den geistvollen Witz.

Am Abend des nächsten Tages erreichten wir glücklich die „Villa Concepcion“, die durch nicht viel anderes berühmt ist, als dadurch, dass sie auf dem südlichen Wendekreise liegt. Im Dunkeln erklommen wir die schlüpfrig glatten Ufer, um dann, natürlich wieder in Seeräuberkleidung, vor dem Zollhaus Aufstellung zu nehmen. Man ließ uns eine halbe Stunde im fürchterlichsten Schmutz stehen, bis endlich die Häupter der Stadt erschienen und uns willkommen hießen. Das war gewiss sehr hübsch, nützte mir aber wenig gegenüber einem ganz ungeheuern Hunger: hatte ich doch während der letzten 36 Stunden von Salat und Tabak leben müssen. Unsere ganze Gesellschaft wurde in einen Pferdebahnwagen geschoben, und nun begann eine Fahrt, wie sie in den Jahrbüchern aller Pferdebahnen in allen Ländern unter allen Umständen aufgezeichnet werden sollte. Evans und ich hatten Platz gefunden auf dem Dache, auf das wir uns so gesetzt hatten, dass unsere Beine abwechselnd vor der Nase des Kutschers hingen. Seit 4 Tagen hatte es in Concepcion unablässig geregnet, und da die Straßen dieser an und für sich im Sumpf gelegenen Stadt selbstverständlich kein Pflaster aufzuweisen hatten, spottete der knietiefe Schmutz jeglicher Beschreibung. Der Kutscher, mit Evans’ und meinen Füssen vor der Nase, schien sich sehr geehrt zu fühlen, die Riffenos fahren zu dürfen, wenigstens gab er sich alle erdenkliche Mühe, durch besonders geschicktes Lenken seiner sechs Maulesel unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Die erste Ecke sollte kunstvoll genommen werden. Der Wagen entgleiste, steckte vorn 1 m tief im Sumpf, hob sich hinten 1 ½ m über die Schienen, und während Evans und ich bogenförmig von unserm Dachsitz, Evans links, ich rechts, in den unergründlichen Straßenschmutz geschleudert wurden, entstand im Wagen ein Schimpfen und Zeterschreien, wie ich in meinem bisherigen Leben noch keins gehört hatte. Man forderte, dass der Kutscher sofort gehängt werden solle, während andere alle Heiligen anflehten, die Seele dieses verstockten Sünders bis ins tiefinnerste der Hölle zu verfluchen; die sechs Maulesel beschimpfte man sogar, keine redlich geborenen Tiere, sondern Bastarde eines Stockfisches und einer Hündin zu sein. Nachdem ich mich aus dem Sumpf mit großer Anstrengung wieder auf die Beine gestellt und mich überzeugt hatte, dass meine Glieder, einige unwesentliche Hautabschürfungen ausgenommen, keinen ernsten Schaden genommen hatten, sah ich mich nach Evans um. Ein fürchterliches und gottloses Fluchen in englischer Sprache gab mir bald die Gewissheit, dass der Nordamerikaner sich ebenfalls wohl befinden müsse; denn ein leidender Nordamerikaner flucht ganz anders wie ein solcher, dem es wohl geht. Übrigens blieb uns wenig Zeit zum Nachdenken über unsere Lage. Man hatte eine große Zahl von Schaufeln zur Stelle gebracht, und jeder musste Hand anlegen, den Wagen ausgraben zu helfen.

Man denke sich 50, einen Pferdebahnwagen aus dem Sumpf grabende, vor Zorn kirschbraune Seeräuber! Schließlich brachten wir den Wagen doch wieder ins Geleise. Nachdem wir mit einem heillosen Lärm einige Male durch die Stadt gefahren waren, machte der Wagen vor einem besonders gut aussehenden Hause halt. Wir traten ein, und ich muss gestehen, ich war nahezu sprachlos beim Betreten dieser Räumlichkeiten. Das Haus war in Hufeisenform gebaut; der große, zwischen den beiden Seitenflügeln befindliche Hof war durch gestützte große Schlingpflanzen überdeckt. Unter dieser Blätterbedachung fand ich den schönsten, unbedingt von Italienern zusammengesetzten Mosaikfussboden. Den ganzen Hof umgab eine Reihe hübscher, wenn auch stilloser Säulen. Nach der Pferdebahnfahrt machte dieser Hof den Eindruck eines Märchens aus 1001 Nacht. Ich war geradezu begeistert bei dem Anblick dieser europäischen Behaglichkeit und benutzte die erste Gelegenheit, mich dem Herrn des Hauses vorzustellen. Unserer Unterhaltung entnahm ich, dass er einer der großen Yerba-Leute sei, die allerdings außerordentliche Reichtümer zusammengebracht haben sollen. Pschorrbräu in den feinsten geschliffenen ß, englischen Krystallgläsern wurde unserer ganzen Gesellschaft auf schweren gediegenen Silberplatten gereicht. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, mir die Zimmer dieses Palastes in der Wüste anzusehen. In allen Räumen fand ich Brüsseler Teppiche, große Spiegel und Gemälde, die trotz der ungeheuren Goldrahmen nicht ohne Wert zu sein schienen. In zwei Zimmern hatte man, ohne Zweifel von unserer Ankunft unterrichtet, die Tafel für uns gedeckt. Nachdem wir in gepunzten Lederstühlen Platz genommen hatten, erschien ein mir soweit ganz neues Gericht. Man vergegenwärtige sich den Rücken eines Ochsen in 4 Teile zerlegt und so im Fell und mit den Haaren geschmort zur Tafel gebracht. Ich erinnere mich nicht, jemals ein wohlschmeckenderes Stück Rindfleisch gegessen zu haben. Dazu tranken wir Bordeaux aus Gläsern, die den vorbeschriebenen an Güte nicht nachstanden. Die Hausfrau und ihre Töchter hatten sich in geschmackvolle Gesellschaftsanzüge gekleidet. Ich genoss den Vorzug, an der linken Seite der ältesten Tochter einen Platz angewiesen zu erhalten. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns und zogen uns auf unsern Leichter zurück zur Nachtruhe. Am nächsten Morgen waren Evans und ich früh auf den Beinen. In Gesellschaft eines Einwohners von Concepcion die Karneval-Freiheit benutzend, durchstöberten wir alle Arten von Häusern, einfache und vornehme, und erblickten dabei viel des Sehenswerten. Nachmittags versammelte sich die ganze Gesellschaft der Riffenos wieder und zog singend und spielend von einem Haus ins andere. Evans und ich hielten uns im Hintertreffen, um das ganze Bild vor Augen zu haben; dies lohnte sich der Mühe. Erst die eigentliche Gesellschaft in ihrem malerisch bunten Aufzug, dann die hübschen Mädchen der Stadt mit ihren blendend weißen Tüchern und in dem namenlosen Straßenschmutz bis über die Knie aufgeschürzten Röcken, daneben eine große Anzahl von Indianern, von Masken aus der eigenen Stadt: das alles ungeordnet durcheinander bot eine Sehenswürdigkeit, wie sie auch in Paraguay nicht gewöhnlich genannt werden kann. Selbstverständlich gehörte ein nicht geringer Grad von Willenskraft dazu, um am Abend nicht betrunken zu sein, wie die ganze liebe Gesellschaft. Als besonderen Glücksfall hatten wir es aufzufassen, dass sich gerade ungewöhnlich viele Indianer in der Stadt befanden; in Asuncion hatte ich soweit noch keine Gelegenheit gehabt, solche wahrzunehmen. Ohne Frage sind sie heller von Farbe, als die nordamerikanischen Stammes-Verwandten. Ihre Kleidung besteht häufig nur aus einem Schurz und einem winzigen, mit einem Bindfaden um den Hals gelegten Beutel auf dem Rücken. Das blanke, tiefschwarze Haar fällt rund um den Kopf, die Ohren bedeckend, gerade herunter, um in der Mitte der Halshöhe stumpf abgeschnitten zu werden; sowohl Augenbrauen als Wimpern fehlen. Spanisch verstehen sie nur wenig. Abends ging ich mit ihnen ans Ufer, um sie abfahren zu sehen. Je 10—12 setzten sich hintereinander in einen ausgehöhlten Baumstamm einfachster Art und dann paddelten sie ans gegenüberliegende Ufer, den Chaco, ihre Heimat. Man kann diese Leute nicht anders als friedfertig und harmlos bezeichnen.

Am selben Tage ging einer der großen Yerba-Handelszüge durch Concepcion. In der Regel bestehen diese aus 50 Karren, mit je 4 — 6 oder 8 Ochsen bespannt; gelenkt werden die Tiere durch eine lange, mit einer scharfen Spitze versehene Bambusstange, die von der Hand des Carreta-Führers bis an das vorderste Ochsenpaar reicht.

Am nächsten Morgen um 6 Uhr ging die Fahrt stromabwärts, und nach 26 Stunden waren wir wieder in Asuncion angelangt. Auf der Rückfahrt hatte einer der Herren einen anderen so unglücklich mit dem Messer getroffen, dass dieser 6 Minuten später eine Leiche war.

Nach allem bin ich bis zur Stunde froh, mich an dieser Fahrt beteiligt zu haben. Die Entscheidung, ob ein leidlich wohlerzogener Europäer sie zum zweitenmale erleben möchte, überlasse ich dem Geschmack des Lesers.

Am Sonntage nach der Rückkehr war letzter Karnevalstag in Asuncion. Die Stadt hatte sich glänzend herausgeputzt. Die Straßen waren von unten bis oben mit Kranzgewinden behängt, alle Frauen und Mädchen hatten sich möglichst vorteilhaft gekleidet. Aus den Fenstern und von den Balkonen wurde viel mit Blumen geworfen. Ich hatte die beiden Herren aus Weyers Quinta gebeten, den Tag bei mir in der Stadt zu verbringen. Wir aßen im „Polo del Norte“ und verlebten den Tag unter vielen heiteren Erinnerungen an die Heimat in fröhlichster Weise.

Die nächste Woche verging mit alltäglichen Arbeiten. Ein Stück Ware nach dem andern schleppte ich auf den Ladentisch, log vor den Käuferinnen hin und wieder das Blaue vom Himmel herunter und war oft wenig rosiger Laune, wenn Dona Inez oder eine andere meiner Freundinnen zu mir kam in der festen Absicht, etwas zu kaufen, aber ohne irgend welche Vorstellung, was ihr denn eigentlich wünschenswert erscheinen würde. Die Aduana brachte mir ebenfalls noch mancherlei Unannehmlichkeiten, leider auch aus Deutschland und Österreich. Zwei Kisten Fächer aus Wien, welche mit gänzlich falschen Gewichten in den Rechnungen angegeben waren, wären unbedingt eingezogen worden, wenn Alvarez nicht als durchaus ehrenhaft und einflussreich bekannt gewesen wäre. Fünf Kisten Schmiedeeisenwaren aus Hagen in Westfalen, welche ich für einen Schwager Alvarez zu verzollen übernommen hatte, waren anstatt mit starkem, wasserdichtem Stoff, wie die Engländer ihn in manchen Fällen sehr zweckmäßig zu verwenden pflegen, mit einem billigen Papier ausgesetzt, das auf einer Seite mit einer bescheidenen, aus Asphaltmasse, dünn wie Blattgold, bestehenden Schicht angestrichen war. Die Waren in den Kisten, deren jede so groß war, dass sie die doppelte Menge ihres eigentlichen Inhalts hätte fassen können, waren verrostet und somit ziemlich wertlos, ebenso hatten die großen Kisten einen ganz unverhältnismäßig hohen Frachtsatz verursacht. Ich wiederhole, dass derartige mangelhafte Versendungen mir nie bei französischen oder englischen Verschiffern vorgekommen sind.

Am Sonntag, den 18., hatte Weyer einen Teil seiner Freunde zu einem Picknick auf Bella Vista eingeladen. 40 Personen versammelten sich dort; jeder hatte auf seine Art zu den Festesfreuden beizutragen. Ich erschien als Troubadour mit meiner Guitarre an grünem Bande und sorgte für die Begleitung der Gesänge, unter denen merkwürdigerweise von den Deutschen die in der Heimat ganz unbekannten Lieder „Loreley“ und „In einem kühlen Grunde“ vorgetragen wurden. Daneben leistete ich hilfreiche Hand in der Küche. Mit einer großen, um den Kopf gewundenen Serviette, einer Schürze, wie sie die französischen Cafe-Kellner zu tragen pflegen, hatte ich für 40 Personen Beefsteaks zu hacken, zu salzen, zu pfeffern und zu braten. Dank meiner vorzüglichen Schule bei Schammon-Pfordte gelangen die Steaks prächtig; zumal unsere Damen meinten, nie in ihrem Leben bessere gegessen zu haben. Nach einem gemeinsamen Spaziergang wurde selbstverständlich geschlafen und später getanzt. Mit chinesischen Papierlaternen hatten wir eine venezianische Nacht zustande gebracht, wie sie so leicht nicht schöner gedacht werden kann. Die Nacht blieb ich in der „Bella Vista“.

Schammon eröffnete mir, dass er in Gesellschaft eines Gerbermeisters Rössel demnächst einen vier Tage währenden Ritt in das Innere unternehmen wolle. Ich hatte am nächsten Morgen nichts eiligeres zu thun, als Alvarez um entsprechenden Urlaub zu bitten.

Schammon, der Gerbermeister und ich versammelten uns am festgesetzten Tage in Trinidad, dem mehrfach genannten Vorort. Wir fütterten und sattelten die Pferde, schnallten jeder ein kleines Bündel hinten auf den Sattel, umgürteten uns mit „machetes“, luden die Revolver, und fort gings um 2 ½ Uhr früh in die herrliche Nacht hinein. Schammon und der Gerber waren alte erfahrene Campleute, denen die Führung mit größter Ruhe anvertraut werden konnte. Beim Sonnenaufgang befanden wir uns schon eine gehörige Zahl von Kilometern von der Stadt entfernt und mitten im „campo“. Die Pferde hatten seit 8 Tagen keine nennenswerte Arbeit gehabt, und somit konnte die Reise in flotter Gangart zurückgelegt werden. Unter „campo“ versteht man in den La Plata-Staaten das, was man in Nordamerika Prairie nennt. Zu beiden Seiten des nicht mehr als ¾ Fuß breiten Weges, den überhaupt nur das an den Camp gewöhnte Auge zu finden imstande ist, bemerkte ich Termiten-Hügel, darunter manche von einer Höhe bis zu 2 ½ m. Das Gras erreichte durchschnittlich eine solche Höhe, dass es über den Köpfen von uns Reitern zusammenschlug. Ab und zu führte der Weg durch Sümpfe, Steingerölle und Löcher. Und dennoch, oder gerade deshalb, ist ein derartiger Ritt tausendfach reizvoller als ein solcher in Norddeutschland auf den wohlgepflegten Wegen. Um 9 Uhr kamen wir an der Estancia eines Herrn Ros an. Sie ist umfangreich; vor allem besitzt Herr Ros, den wir nicht antrafen, ein Haus in europäischer Bauart, das mit mancherlei Überfluss ausgestattet ist. Es macht einen eigentümlichen Eindruck, in der Wildnis ein Klavier, in englischer Art gepolsterte Lehnstühle und sogar ein mittelgroßes Gemälde von dem bekannten Hamburger Maler Oesterley anzutreffen. Nachdem die Pferde reichlich versorgt waren, ritten wir weiter, um nach ferneren 2 ½ Stunden an einen Fluss zu gelangen, der den Rio Paraguay mit einer Laguna verbindet. Den Fährmann mit seiner unansehnlichen jungen Frau, beide nur mit einem ziemlich zerlumpten Schurz bekleidet, fanden wir in traulichem Frieden vor der Tür sitzen. Das Fährboot war vor einigen Tagen von Indianern gestohlen worden. Außer Milch und Maiskolben konnte man uns nichts zu einem inzwischen äußerst notwendig gewordenen Frühstück anbieten. Es blieb uns somit nur übrig, ein Feuer anzumachen und die Maiskolben hineinzuwerfen, die, weich geworden, uns immerhin leidlich zufriedenstellten. Während des Essens flog mir eine Guayavafrucht gegen den Leib; wie ich mich umsehe, betrachtet ein mittelgroßer Affe uns von den Ästen eines Baumes und wirft noch eine zweite Frucht, gerade in unsern Milchtopf.

Sobald wir ein wenig Vormittagsruhe gehalten hatten, ging es an das Übersetzen des Flusses. Die Pferde, mit derartigen Aufgaben vertraut, schwammen ohne weiteres ans andere Ufer; für uns Reiter war die Sache weniger einfach. Wir entledigten uns unserer Kleider, als der Fährmann mit drei großen Ochsenhäuten, jede an einem Strick, erschien. Wir legten alle drei die Kleider, sowie den Sattel auf je eine Haut, deren Ränder, so gut es gehen wollte, aufgekrempt wurden, nahmen den Strick zwischen die Zähne und schwammen langsam durch den 150 — 200 m breiten Fluss ans andere Ufer. Ich muss gestehen, dass ich froh war, als ich endlich drüben ankam, denn viel länger wäre ich nicht imstande gewesen, zu ziehen.

Wir sattelten die Pferde, zogen unsere Kleider, die durchaus trocken geblieben waren, über den noch leidlich nassen Körper und weiter ging’s die nächsten 2 Stunden durch einen Wald von Fächerpalmen und Quebrachostämmen. Dahinter gab es wieder eine Stunde Camp und dann hielten wir feierlichen Einzug in einen Urwald. Der Eindruck, den dieser erste Urwald auf mich machte, war überwältigend und verlangt eine viel gewandtere Feder als die meine zu einer eingehenden Beschreibung. Das freie Walten der Natur, weder gestört noch beschränkt durch Menschenhand, mächtige Bäume, durch Altersschwäche oder Stürme über- und durcheinander zusammengestürzt, langsam sich zersetzend, neuen Pflanzen Nahrung bietend, das alles in hundertfältig verschiedenem Grün, Schlingpflanzen in den übermütigsten Gestalten, teilweise alles Erreichbare überwuchernd, Farne, die sich an den toten und lebenden Bäumen angesiedelt haben, das zusammengefasst wirkt unvergleichlich großartig.

Wir konnten wenig reiten, fünf Sechstel unserer Zeit brachten wir damit zu, mit unseren „machetes“ überhaupt nur einen Weg für unsere Tiere zu bahnen. Nicht selten waren wir gezwungen, hinter den Pferden herzukriechen, und ebenso häufig sanken diese mit ihren Reitern bis an den Bauch in den Morast. Nachdem wir 3 — 4 Stunden zugebracht hatten mit dem Überwinden teilweise mächtiger gefallener Baumriesen, der vorgenannten und anderer Hindernisse, erreichten wir schließlich den Rand des Waldes und befanden uns bald auf einer Anhöhe mit freiem Ausblick. Wiederum neue Begeisterung nicht nur meinerseits, sondern auch meiner Gefährten, welche schon manchmal vorher auf diesen Hügeln gestanden hatten. Im Süden und Westen Urwald, vor uns Viehherden mit einer Stückzahl von 1000, vielleicht auch mehr, und am Ende des Gesichtskreises der Rio! Nach Nordwesten erblickten wir in der Ferne die Laguna, die, von Hügeln eingefasst, das Endziel unserer Tagereise sein sollte. An der Laguna liegt die Stadt San Bernardino. Die Sonne ging unter und vergoldete scheinbar den See. Wenige Minuten später trat vollständige Finsternis ein. Da wir indessen noch ein gutes Stück Wegs zurückzulegen hatten, begann ein scharfer Ritt, bei dem es hieß, alle Nerven und Muskeln anzuspannen. Hätte bei dieser Gelegenheit eins unserer Pferde ein Bein gebrochen oder hätte sich dem ähnliches ereignet, würde auch der Reiter sehr wahrscheinlich ernsthaft zu Schaden gekommen sein. Unsere Tiere, und nicht am wenigsten meine Dona Pepita, zeigten aber auch im Finstern eine bemerkenswerte Sicherheit im meterhohen Grase. Je mehr wir uns der Laguna näherten, desto häufiger fanden wir Sümpfe im Lande. Der Mond war noch nicht hoch, und so hatten wir Nacht, als wir in einen Wald ohne Unterholz, nicht mit sumpfigem, sondern mit steinigem Boden, einritten. Wir brauchten nur eine Gangart: massig gestreckten Galopp. Jeden Augenblick meinte ich, Pepita müsse infolge der Anstrengungen des Tages niederbrechen. Sie war aber durchaus am Platz, und um 9 Uhr abends langten wir in San Bernardino an. Wir hatten, die Ruhezeiten nicht gezählt, 14 Stunden im Sattel gesessen und ungefähr 29 Leguas gleich 123 ½ km zurückgelegt, also eine ganz ordentliche Strecke.

Am nächsten Morgen bestiegen wir neue Pferde und ritten bis zu dem Gasthaus „Die Bierschlucht“ eines Deutschen Namens Herkens. Ich will bemerken, dass San Bernardino so ungefähr für Paraguay und teilweise auch Argentinien das bedeutet, was in Deutschland Baden-Baden ist: ein Luftkurort für reiche Leute. Im Fremdenbuch fand ich manche bekannte Namen, darunter die von drei mir von der Reise Hamburg — Buenos Aires bekannten Herren, ferner andere aus Buenos Aires, auch den meines Freundes Brandt, ebendaher. Nur waren alle diese Herren und auch Damen nicht von Asuncion bei einem Wärmegrad von 28 — 30° R. an einem Tage dahin geritten, sondern mit der Eisenbahn bis an die Laguna gereist und dann mit einem kleinen Dampfer bis San Bernardino gefahren. Weiter führte uns der Weg durch die deutsche Ansiedelung nach Altos, wo wir verschiedene dort ansässige Deutsche besuchten.

Die nächste Nacht wurde im freien Camp zugebracht. Wir lagen auf den Decken unserer Pferde, mit den Köpfen auf den Sätteln; erst mit der Sonne erhoben wir uns und ritten zunächst zu Herrn Frischeisen, dessen Estancia einen besonders vorteilhaften Eindruck machte. Er unterhielt eine Cana-Anlage, sowie große Zucker- und Kaffee-Pflanzungen. Ich zählte an einem einzigen Zweige eines dreijährigen Kaffeebaumes 60 Bohnen. Alle Pflanzungen waren mit Kanälen durchzogen und konnten künstlich bewässert werden. Abends 7 Uhr erreichten wir unsere letzte Haltestelle Limpio, bis 9 Uhr ließen wir die Pferde fressen und sich erholen und dann ritten wir weiter in die Nacht hinein. Mittlerweile hatte der Himmel sich bewölkt und von Mondlicht fand sich keine Spur. Die Folge war, dass wir uns mehrfach verirrten und von einem Sumpf in den andern gerieten. Eine geraume Weile verfolgte uns ein mittelgroßer Fuchs, den ich anfänglich für einen Hund hielt. Ich schoss eine Revolverkugel auf ihn ab, weiß aber nicht, ob ich getroffen habe, jedenfalls war das Vieh nach dem Schuss auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Im übrigen kamen wir nachts 2 Uhr ohne Zwischenfälle glücklich wieder in Trinidad an. Nach meiner Abendmahlzeit, bestehend aus 18 Bananen, legte ich mich in die Hängematte, fuhr am andern Morgen mit der Pferdebahn zur Stadt und stand um 6 ½ Uhr morgens wieder in Alvarez’ Laden.




*) "Das ist der wahre Polichinell!"

Polichinell ist im 19. Jahrhundert häufig ein Synonym für Kasper und leitet sich ab von Pulcinella einer Figur aus dem süditalienischen Volkstheater.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderjahre eines jungen Hamburger Kaufmannes.