Magda Wildfeuer

Quer über die männliche Kopfbekleidung oder den Reithut, welchen sie trug, befestigte Magda eine geknickte und beschmutzte weiße Feder, die sich mit einer anderen, dem Schweife eines Pfauen entrissen, kreuzte. An ihr Gewand, eine Art Reitkleid, steckte und befestigte sie einen breiten Kranz von künstlichen Blumen, die alle zerdrückt, zerknittert und schmutzig waren; einst der Schmuck einer Dame von Stande, dann das Erbteil ihrer Zofe und endlich Gegenstand der Bewunderung für die Bewohner der Gesindestuben. Eine buntfarbige Schärpe, von gelber Seide mit Flittern und Rauschgold besetzt, die eben so lange gedient und sich einer eben so ehrenvollen Vererbung rühmte, wurde dann über eine Schulter geworfen , und hing wie ein Wehrgehenk über Brust und Rücken herab. Magda zog dann ihre gewöhnlichen, plumpen Schuhe aus und vertauschte sie mit einem Paar schmutziger Atlasschuhe, welche, um mit der Schärpe zu harmonieren, ebenfalls mit Flittern und Stickereien geziert und mit sehr hohen Absätzen versehen waren. Auf ihrem Morgengange hatte sie sich eine Weidenrute geschnitten, beinahe so lang als die Angelrute eines Knaben. Sorgsam schälte sie diese ab, und als dieselbe zu einem Stabe umgestaltet war, wie ihn der Großschatzmeister oder der Lord-Statthalter bei feierlichen Gelegenheiten trägt, sagte sie zur Jeanie: sie dächte, sie sähen nun wohl so anständig aus, wie es jungen Frauenzimmern an einem Sonntagmorgen zieme, und da das Geläute beendigt sei, so wolle sie sie jetzt in das Dorf führen.

Kerker von Edinburg
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen