Julia Mannering

Endlich hörte man Pferdegetrampel und Wagengerassel. Die Diener, welche bereits angelangt waren, eilten in den Vorsaal, um ihre Herrschaft zu empfangen, und zwar mit einer Wichtigkeit und einem Diensteifer, welche für Lucy, die an die Gesellschaft und die Sitte der Großen nicht gewöhnt war, etwas Beunruhigendes hatte. Mac-Morlan ging zur Tür, um die Herrschaft des Hauses zu begrüßen, und nach wenigen Augenblicken befand sich dieselbe im Gesellschaftszimmer.

Mannering, der, wie gewöhnlich, zu Pferde gereist war, trat, seine Tochter am Arm führend, herein. Sie war von Mittelgröße, oder eher darunter, aber sehr zierlich gebaut; sie hatte stechende dunkle Augen und reiches schwarzes Haar, welches gut zu der Lebendigkeit und Klugheit ihrer Züge passte, worin etwas Stolz, etwas Schüchternheit, viel Schlauheit und humoristischer Spott lagen. „Ich werde sie nicht lieben,“ dachte Lucy Bertram nach dem ersten Blick; ,,und dennoch glaub' ich, ich werd' es,“ dachte sie nach dem zweiten.


Guy Mannering
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen