Effie Deans

Unter der liebevollen Pflege ihrer Schwester wuchs Effie Deans zur blühenden Jungfrau heran, und ward wegen ihrer ausgezeichneten Schönheit von Allen, die sie sahen, bewundert. um ihr anmutiges Haupt wogte eine Fülle glänzend brauner Locken, und senkte sich, aus einem blau seidenen Netze quillend, auf ein jugendlich lächelndes Antlitz, das Bild der Gesundheit und Freude. Ihre ländliche, eng anschließende Kleidung von einer dunklen Farbe, zeigte die schlanke, leichte, wohlgebildete Gestalt im vorteilhaftesten Lichte.

Die wachsenden Reize, dieser Jugendglanz hatten dennoch nicht die Macht, den unerschütterten Sinn und die beharrlichen Blicke des Lord Stummendeich von Jeanie abzuziehen. Jedes andere Auge jedoch, als das seinige, konnte dieses frisch blühende Schönheitsbild nicht ohne Vergnügen betrachten. Der Reisende, schon der Stadt, dem Ziele seiner Bahn, nahe, hielt sein Pferd, die liebliche Gestalt anzuschauen, die mit ihrem Milcheimer auf dem Kopfe so leicht und frei unter ihrer Bürde dahin schwebte, dass diese eine Zierde, nicht ein Hindernis für sie zu sein schien.


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Man nannte sie die Lilie von St. Leonards, ein Name, den sie eben sowohl wegen ihrer Unschuld, als wegen der ungemeinen Lieblichkeit ihres ganzen Wesens verdiente.

Kerker von Edinburg
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen