WÜRZBURG. UFranken B Amtsstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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WÜRZBURG. UFranken B Amtsstadt.

Dom S. Kiliani. Urbau unter B. Arno (855-93). Rest. unter B. Burkard (931-41). Neubau unter B. Bruno 1042ff. Ferner noch, in rom. Zeit bedeutende Bautätigkeit unter B. Embricho (1125-47) und B. Hermann (1225-54); Veränderungen 1606 bis 1607 und 1701-03. Heute wirkt der Dom im Äußeren wesentlich als romanischer, im Innern als Barockbau. — Die Baugeschichte macht Schwierigkeiten. Die Hauptfrage ist: hat Embricho, auf dessen Zeit alles formale Detail am Langhaus hinweist, dieses auf dem unveränderten Grundriß Brunos wiederhergestellt? oder hat er einen völligen Neubau in vergrößertem Maßstabe begonnen? Für die erstere Alternative kann die Ähnlichkeit des mehrere ungewöhnliche Eigenschaften zeigenden Grundrisses mit einem anderen Bau des 11. Jh., der Klst.-K. in Hersfeld (beg. nach 1037), geltend gemacht werden. Dann aber müßte der WBau mit seinen Doppeltürmen, da er auf schmälere Schiffe hinweist4, auf eine noch ältere Zeit zurückgehen, was aber nicht wohl möglich ist, weil die Anlage westlicher Doppeltürme mit Eingangshalle nicht vor 2. Viertel 11. Jh. (zuerst in Straßburg) nachgewiesen [pg 437] werden kann. Zwischen den beiden oben genannten Möglichkeiten blieb dann nur noch eine dritte, rein hypothetische: Veränderung des Maßstabes schon unter Bruno. — Der Ostbau hat das volle Gepräge schon des 13. Jh. — Der Gr. ist kreuzförmig, die Vierung genau quadr., die Flügel des Qsch. sowohl als der Chor gestreckt rechteckig (einzige aber genaue Analogie die Kloster-K. Hersfeld); Hauptapsis und 2 kleinere Apsiden an der OWand des Qsch.; im Chorwinkel 2 quadr. Türme. Im Lhs. 10 Ark.; die rom. Kämpferprofile der Pfll. noch sichtbar. Wie die allgemeine Disposition, so sind auch die Abmessungen denen von Hersfold sehr nahe: ganze lichte L. ohne Turmhalle 97 (Hersfeld 95), Lhs. 57 : 31 (Hersfeld 55 : 30), Qsch. 58 (Hersfeld 57), H. des Msch. 24 (Hersfeld 23). Der Chor 1749 tiefer gelegt unter Opferung der alten Krypta.

Inneres. Das Raumbild ist noch das alte romanische geblieben und von mächtiger Wirkung. Rom. Einzelformen nur an den Pfll. sichtbar. Sie zeigen eine ungewöhnliche, nur mit einigen thüringischen Bauten vergleichbare Form; Halbsäulenvorlagen unter der Bogenleibung. Die Gewölbe des Hauptchors und der Sschiffe um 1500 eingezogen. Bischof Julius beabsichtigte A. 17. Jh. eingreifende Umwandlung im Charakter der von ihm bevorzugten posthumen Gotik. Zur Ausführung kamen nur die Gewölbe des Hochschiffes durch Lazzaro Agostino. Die ausgezeichnet schöne Stuckdekoration 1701 von Pietro Magni.

Äußeres. Die Fassade stammt aus verschiedenen rom. Epochen; durch die glättende und gleichmachende Rest. 1880 hat sie ihren historischen Charakter verloren; das Portal neu erfunden; bis 1644 stand vor dem Erdgeschoß eine Paradieshalle. — Die oberen Turmabschlüsse 1418. — Die Langseiten aus 1. H. 12. Jh. mit der üblichen Lisenen- und Bogenfriesgliederung, die jedoch einen eigentümlich flauen Charakter hat; vielleicht ist der Grund durch Verputz erhöht. — Die Osttürme im Erdgeschoß mit dem Chor gleichzeitig, in den oberen Teilen 1225-50. Die Überführung vom Quadrat zum 8Eck sehr eigentümlich; fast möchte man glauben, daß hier eine blasse Erinnerung an die Türme von Laon vorliegt, vielleicht vermittelt durch Bamberg. Zu beachten die polychromen Wirkungen durch Wechsel im Sandstein.

Ausstattung. Chor. [Von den 1701ff. beseitigten Kunstwerken waren die wichtigsten gewesen: Hochaltar mit dem Standbild des Salvators unter einem von 4 Sll. getragenen Ciborium aus Salzburger Marmor, auf der Retabelwand ein Marmorsarkophag mit Reliquien, 1510 von Riemenschneider; von demselben 1494 ein bis zum Gewölbe reichendes [pg 438] Sakramentshäuschen. Ehernes Singpult von Hans Wurzelbauer aus Nürnberg jetzt in der Sepultur.] Die jetzigen Altäre gute Durchschnittsleistungen der Barockzeit. Sie enthalten Gemälde von Oswald Onghers (Enthauptung Johannis), Sandrart (Kreuzabnahme), Bueler (Grablegung), Merian (Drei Könige). Die Altäre des Langhauses an den Pfeilern aufgestellt; sie erhielten 1793 einheitliche Umrahmung. — Chorstühle von Jakob van der Auwera 1749 mit den Wappen der damals amtierenden Domherren. — Eisengitter von Gattinger. — Spgot. Bischofsstuhl jetzt in der Sakristei. — Im Langhaus Taufkessel, Erzguß, bez. Eckart von Worms 1279. — Kanzel von Mich. Kern 1609.

Grabdenkmäler. Neben denen des Mainzer Doms die großartigste Reihe, die Deutschland besitzt. Sie wurden im 18. Jh. an Wänden und Pfeilern aufgestellt. Die älteren bildeten Deckplatten von Tumben, die jüngeren sind Bildnisepitaphe; die zu den letzteren gehörigen Bodenplatten (über der wirklichen Grabstelle) sind teils untergegangen, teils an den Seitenschiffswänden aufgestellt. Im 16. Jh. kam das Ädikulaepitaph mit Reliefbild auf.

Im Querschiff: I. NFlügel. a) OWand. Über der kleinen, zur Krypta führenden Tür Epitaph des Dechanten J. C. Kottwitz v. Aulenbach † 1610; B. Konrad v. Bibra † 1544 im Stil des Peter Dell d. Ä. b) WWand. Grabstein des Grafen Bernhard v. Solms † 1553 im Stil des P. Dell d. J.; Grabstein des B. Gerhard von Schwarzburg † 1400, überlebensgroß, die Gewandung dekorativ sehr wirksam, dabei ist es wichtig, daß mit ihr auch das gesagt wird, was eigentlich Sache der Figur wäre; im Kopf könnte man ein fein gestimmtes Porträt zu sehen glauben, trüge nicht der von demselben Meister gefertigte Konrad von Weinsberg in Mainz auch ganz dieselben Züge. Epitaph des Dompropstes F. L. Faust v. Stromberg † 1673. Unter dem Durchgangsbogen zum nördl. Ssch. Erzplatten des Kottwitz v. Aulenbach (vgl. Epitaph oben) und des Erasmus Neustetter. — II. SFlügel. a) WWand: Ehernes Epitaph des C. F. v. Thüngen 1629. b) SWand: Kenotaph des B. Moritz v. Hutten † 1552 von Martin Hering, c) OWand: Epit. des B. Konrad v.Thüngen 1540 von Loy Hering aus Eichstätt; Kenotaph des Dompropstes Niedhard v. Thüngen, B. v. Bamberg, 1598.

Im Langhaus. — Nördliche Reihe. 1. Pfl. NSeite: B. Gottfried III. v. Hohenlohe † 1322 (mit neuer falscher Inschrift), das Schwert führen die Würzburger Bischöfe als Herzöge von Franken; trotzdem die Rechte zum Segnen erhoben. [pg 439] SSeite: B. Otto v. Wolfskeel † 1345, ausgezeichnetes Beispiel für den Stil des 14. Jahrhunderts; die große Schleppfalte von der linken Hüfte zum rechten Fuß im Schema der Apostel des Kölner Doms. Rundfigur. — 2. Pfl. NSeite: Domdechant Peter v. Aufseß † 1522, flacher Erzguß, wohl aus der Vischerschen Hütte. OSeite: B. Albert v. Hohenlohe † 1372, die Sförmige Schwingung so trefflich in die Charakteristik einbezogen, daß sie kaum noch als konventionell wirkt. — 3. Pfl. NSeite: Epit. des Erasmus Neustetter 1594 (Grabplatte s. oben). — 4. Pfl. O. Seite: B. Johann v. Eglofstein 1411, Standbild unter Baldachin, Porträtkopf. B. Wolfram v. Grumbach-Wolfskehl † 1333. Kein Kissen mehr, die Auffassung als Standfigur zum ersten Male konsequent durchgeführt, überhaupt bedeutende Arbeit. — 5. Pfl. NSeite: Dompropst v. Frankenstein 1789 vom Bamberger Mutschelle. OSeite: B. Johann v. Grumbach 1466, Standbild unter Baldachin, fein, vornehm, geschmackvoll; vom Würzburger Meister Leonhard Strohmeier. — 7. Pfl. OSeite: B. Adam Friedrich v. Seinsheim 1779 von J. P. Wagner nach dem Entwurf des Hofmalers Christoph Fesel. — 8. Pfl. SSeite: B. Philipp Adolf v. Ehrenberg † 1631, ausgeführt 1664. — Südliche Reihe. 1. Pfl. NSeite: B. Mangold v. Neuenburg † 1303. Keinesfalls wesentlich jünger, wichtig für den Übergang vom Stil des 13. Jh. zu dem des 14. Jh. (Pinder glaubt an einen in Sachsen geschulten fränkischen Künstler); der merkwürdig individuelle Kopf im 18. Jh. übergangen. SSeite: B. Gottfried v. Spitzenberg † 1190 auf dem Kreuzzug; der Stein, trotz der jüngeren Inschrift, gleichzeitig, ältestes Zeugnis der Monumentalplastik in Würzburg, — 3. Pfl. NSeite, neben der Kanzel: B. Gottfried Schenk v. Limburg 1455. — 4. Pfl. OSeite: B. Johann v. Brunn 1440; die Gesichtszüge sind individuell, verraten aber nicht einen 80jährigen Greis. NSeite: B. Rudolf v. Scherenberg 1493 von Riemenschneider, dessen Stil von seiner besten Seite zeigend. — 5. Pfl. NSeite: B. Lorenz v. Bibra 1519; bei Lebzeiten bestellt; das Beiwerk zeigt, wie sich der alternde Meister Riemenschneider mit den eindringenden Renss.-Formen auseinandersetzte; vielleicht jedoch unter Mitwirkung eines jüngeren Gehilfen; die Putten haben auch in den Köpfen mit dem bekannten Engeltypus Riemenschneiders nichts gemein; übrigens ist das Verhältnis der Figur zur tektonischen Umgebung vorzüglich abgewogen und die Verbindung verschiedenfarbiger Steine mit zartem Geschmack durchgeführt. — 6. Pfl. NSeite: B. Melchior Zobel zu Gutenberg, ermordet 1558, Hauptwerk des vielbeschäftigten aber unerfreulichen P. Dell d. J. — 7. Pfl. NSeite: B. Friedrich v. Wirsberg [pg 440] 1573 von W. Sarder aus Eichstätt. OSeite: B. Franz Ludwig v. Ertal 1795. — 8. Pfl. NSeite: B. Julius Echter v. Mespelbrunn 1617 von M. Kern; Architektur gut, Figur nicht bedeutend. SSeite: Ritter Sebastian Echter, des Bischofs Bruder, 1577. OSeite: das umgestürzte Wappen des letzten Echter † 1665. — 9. Pfl. NSeite: B. Joh. Gottfr. v. Aschhausen † 1622. — Die Form des Renss.Epitaphes, Ädikula mit Relief. An der südl. Sschiffswand eine Reihe bronzener Grabplatten, ehemals in der Nähe der entsprechenden Epitaphe zu denken. Von ihnen gehören der Gießhütte Peter Vischers: Dompropst Georg v. Giech † 1501, Dompropst Albert v. Bibra † 1511, B. Lorenz v. Bibra † 1519, letztere vielleicht nach Riemenschneiders Entwurf in Nürnberg gegossen.

Sonstige Skulpturen. — Vom Triumphbogen herabhängend überlebensgroßes Holzkruzifix von 1478. — Auf 3 Pfll. der NSeite verstreut Maria und die h.h. drei Könige, interessante, stark bewegte Standbilder aus A.14.Jh., durch moderne Rest, und Bemalung entstellt; ähnliche Pfl. Aufstellung in der Lorenz-K. in Nürnberg; trotzdem vielleicht ursp. für ein Portal gedacht, wie in Freiburg. Zu Beginn des Lhs. Taufkessel, Erzguß, bez. Eckart v. Worms 1279; die zu dieser Zeit in Süddeutschland wenig geläufige Technik erklärt die Roheit der Formen. — Kanzel von Mich. Kern 1609. — In einer Kap. am WEnde des südl. Ssch. große Gruppe des Marientodes, um 1470-80, hervorragend durch Wahrheit und Stärke des Ausdrucks; am Eingang in die Kap. ein Diakon mit Lesepult in einem zugleich an Riemenschneider und Backofen erinnernden Stil, dann die 2 Säulen »Booz« und »Jachim« vom ehemaligen Paradies. — Die spgot. Standbilder an den ersten Pfll. des Lhs, von den Strebepfll. der Marienkap., wo sie zu verwittern drohten, hierher geborgen. — In der Vorhalle Madonna um 1420.

Epitaphe am Äußeren. Meist sehr beschädigt. Historisch interessant dasjenige Tilman Riemenschneiders, wohl von seinem Sohne Jörg.

Schönborn-Kap. am nördl. Qsch. 1721-36 von J. B. Neumann. Kreisrunder Kuppelraum mit elliptischen Exedren nach O und W, Eingang N, Hauptaltar S. Vier Grabmäler von Kirchenfürsten aus der Familie Schönborn. Das Innere, als Grabkap. in grauem und schwarzem Marmor, kommt infolge nicht glücklicher Lichtführung nicht nach seinem Werte zur Geltung; das Äußere zeigt Neumanns Formensprache in aller Vollendung.

Kreuzgang. NFlügel 1424-28, SFlügel 1428-31, WFlügel nach 1431, OFlügel 1449-53. Die 3rippige Wölbung, [pg 441] deren mit Wappen geschmückte Schlußsteine im Gr. eine Zickzacklinie bilden, wohl später. Stattliche Abmessungen, etwa 35 : 50 m bei 4 m Tiefe der Gänge. Die im O liegende Sepultur 1461. 2sch. Halle von 35 : 11 m, an der OWand 8 Kapp., deren Öffnungen in den Pfeilerachsen liegen, eine ]L: 5] Konsequenz der sternförmigen Teilung des Gwb. Das Erdgeschoß diente als Sepultur des Kapitels. Unter den überaus zahlreichen Denkmälern im Kreuzgang seien hervorgehoben: Heinrich v. Seinsheim † 1360, schlanke Ritterfigur in engem Lederpanzer; Paul Fuchs † 1540 wohl von Peter Dell; Martin v. Wiesenthau † 1554, bez. T K (Thomas Kistner), Dompropst Markgraf Friedrich v. Brandenburg † 1536; Oberst Baur v. Eisenberg, bez. Mich. Kern 1623. In der Sepultur Bronzeepitaph Alb. Schenk v. Limpurg, bez. Jörg Straubinger (Nürnberg) 1680.

S. Burkard. K. des 751 gegr. Benedikt.-Klst. Neubau 1033, eingreifende Rest. 1168, Erweiterung der östl. Teile 1494-97. — Kleine flachged. Basilika ohne Qsch. An den östl. Enden der Ssch. quadr. Türme, aus deren Mauermasse rundbg. Altarnischen ausgespart sind; jetzt durch neue Einbauten verdeckt. Der Hauptchor setzte sich zwischen den Türmen fort und schloß voraussetzlich mit rundbg. Apsis. Außerdem waren WTürme vorhanden, die 1677 abgetragen wurden; damals auch die WEmpore eingebaut. 6 Arkaden mit regelmäßigem Stützenwechsel. Sll. mit Würfelkaptt. und eckblattlosen att. Basen. — Äußeres ganz schmucklos, der Gesimse beraubt. Interessant nur das Portal an der NSeite mit geschlossener Vorhalle; dieselbe hat den Eingang im O und eine Altarnische im W, an der NWand 2 gekuppelte große Lichtöffnungen. Das Portal (nachträglich) durch seitwärts vorgeblendete Säulengruppen geschmückt; reiche und originelle tektonische Gliederung bei fast völligem Mangel an Ornament. Die Türme quadr. bis zur Firsthöhe des Msch., dann ins 8Eck umsetzend; diese Teile 1241 in anmutig ernsten frgot. Formen. — Der spgot. OBau in erheblich größerem Maßstab; das Qsch. so breit, daß zwischen Vierung und Flügeln je eine Stütze eingeschoben; ursp. flachgedeckt; modernes Netzgwb. im Monniersystem. — Chorstüle 1693 aus got. und bar. Teilen zusammengesetzt. — Im nördl. Qsch. bmkw. Opferstock mit Reliefs E. 13. Jh. — Votivrelief aus dem Leprosenhaus, Kreuzigung ca. 1370. — Großer Flügelaltar, noch in got. Anordnung, 1589-91; die Gemälde vom Würzburger Bürger Alexander Müller (die von demselben ausgeführte Wand- und Deckenbemalung zerstört). — Grabsteine der Äbte Hermann Lesch † 1408, Eberhard Lesen † 1436, Johann [pg 442] v. Waldenfels † 1427. — An der Wand Gemälde der Grablegung von Osw. Onghers 1676. — In der Pfarrei Holzmadonna von Riemenschneider aus seiner Frühzeit.

[Augustiner-Klst. Gew. 1302. Abgebrochen 1824. Interessante Reste von dekorativer Plastik, oberrheinischen Schulzusammenhang bekundend, im Museum.]

Franziskaner-K. Erste Ordensniederlassung 1221. Die gegenwärtige K. eine ursp. flachgedeckte got. Basilika aus 2. H. 13. Jh. Der gewölbte Chor, größer als der erste, gegen 1289 hinzugefügt. Veränderungen unter Bischof Julius: Einziehung von Gwbb. (in Netzform) 1611-14, alle 3 Schiffe unter ein gemeinschaftliches Dach gebracht, die Fenster (mit Ausnahme derer am O- und WSchluß) verändert. Vom frgot. Bau geblieben: der Gr. (das 3sch. Lhs. 35 m l., der 1sch. Chor 22,5 m l), das Mauerwerk und die (6) Arkaden des Msch. Sie zeigen die got. Formen in der für die Bettelorden charakteristischen äußersten Vereinfachung: gemauerte Rundsll., 8eck. Sockel, glatte Kelchkaptt., 4eck. Deckplatten, Bogenleibungen glatt bis auf die Abfasung der Ranken, die Oberfenster kreisrund mit Vierpaß. — Traurige Rest. 1882. — Der geräumige Kreuzgang um 1300 bereits in reicherer Behandlung. — Die beträchtliche relative Höhe der Ssch. schon im ursp. Querschnitt. — Die Valentins-Kap. an der SSeite, eine sehr alte Gründung, von Bischof Julius nachgot. umgebaut. Über ihr ein reich stuckierter Prunksaal, der vor der Erbauung der Universität den akademischen Festlichkeiten als Aula diente. — An der steinernen Mensa des Hochaltars Metallplatten mit frgot. Schmelzarbeit, meist Tierbilder nach dem Physiologus. Auf einem Seitenaltar eine Pietas von Riemenschneider (?). — Bmkw. Meßgeräte 18. Jh. — Grabmäler: Bildnisplatte des Weihbischofs Georg Antworter † 1499, keine von den guten Arbeiten der Zeit. Im Schiff die Frau des Schultheißen Zingel † 1407. Dann im guten Würzburger Durchschnittscharakter mehrere Rittergrabsteine: Balthasar v. Zingel † 1493; Truchseß v. Wetzhausen † 1513, Hans v. Grumbach † 1529, Peter v. Randersacker † 1540. Schönes kleines Kinderepitaph 1582 für eine Echter v. Mespelbrunn. Großes prachtvolles Wandgrab des Heinrich Zobel v. Giebelstadt † 1589 mit Frau und 11 Kindern. Ein ähnliches für die Familie v. Thüngen 1625 v. Mich. Kern. — Außen an der K. Ölberg von Georg Riemenschneider.

Deutschhaus-K. (Militärmagazin). Der früheste got. Bau in Würzburg (an Stelle einer staufischen curia regia, zu welcher der erhaltene rom. WTurm in Beziehung steht), beg. nicht lange vor 1280, die WTeile nach 1296. — 1sch. Anlage von 7 [pg 443] Jochen mit polyg. Schluß. Am 4. Joch tritt ein Wechsel der Formen ein. Der ältere Teil mit Wimpfen, der jüngere mit Oppenheim verwandt. Reiche Schlußsteine, Blattmasken und Figürliches, das letztere von sehr guter Hand. Dagegen das Portal (S) ohne Plastik, nur in eleganten Architekturformen.

Dominikaner (Augustiner)-K. Erste Niederlassung 1228. Der jetzige Bau ein Neubau von Balthasar Neumann 1744, bei dem der got. Chor (von 1308) beibehalten, nur dekorativ umgestaltet wurde. Das Lhs., eine hochstrebende Pfl.Basilika, hat für das Bar. ungewöhnliche Proportion; Neumann selbst erklärt: »Die Kirche, daß sie so hoch muß werden, obliegiert der schöne alte, gut gewölbte Chor«. Es ist möglich, daß Neumann auch den got. Gr. vollständig beibehalten hat. Die Dekoration ist einfach; es wird hauptsächlich, und zwar stark, durch die Altäre gewirkt, deren einer auf jeden Pfl. des Lhs. Die Skizzen dazu von Neumann selbst. Der architektonische Apparat des Barockaltars ist aufgegeben, diese hier wollen nur Bilderrahmen sein, allerdings sehr prächtige und umfängliche. Die prunkvollere Dekoration des Mönchschors hinter dem Hochaltar nachneumannisch. Gemälde des Hochaltars von Treu aus Bamberg, Deckengemälde von G. A. Urlaub (Chor) und Ermeltraut (Lhs.).

S. Gertraud in der Pleichach. Vor 1133 von Meister Enzelin, der später am Dom tätig. 1600-1613 völlig umgestaltet.

Stifts-K. Haug. Ehemals rom. Sl.Basilika mit WTürmen und Dreiapsidenschluß. 1665 wegen der Festung niedergelegt. Tympanon mit thronender Muttergottes und den beiden Johannes, nach 1200, jetzt im Luitpold-Mus. — Neubau 1670 bis 1691 von Antonio Petrini. Die Anlage nach dem Typus des Gesù in Rom; als selbständige Elemente treten hinzu die starke Ausladung der Qsch.Arme, welche auch das Lhs.System der seitlichen Altarnischen fortsetzen, und die Doppeltürme der Fassade. Die Einzelformen schwer und ernst, von starker Ausladung. In allen Nischen mächtige Barockaltäre italienischen Gepräges (Gemälde Onghers). Im übrigen ist der Binnenraum farblos. — Am meisten weicht von den italienischen Vorbildern das Äußere ab. Es hat Strebepfll. und hohe Dächer, welche die Fenster des hohen Kuppelanbaues teilweise überschneiden. Immerhin wirkt die Kuppel sehr bedeutend. Die Fassade hat durch die seitliche Stellung der Türme eine mächtige Ausdehnung erlangt. Des rhythmischen Lebens, das sonst an Barockfassaden so stark zu sein pflegt, entbehrt sie. Schwere Gurtgesimse, einfache Lisenen (nicht antike Ordnungen!) und Statuennischen ergeben vielfältige, aber monotone Gliederung. — Prächtige Kanzel.
[pg 444]

S. Jakob. K. des ehem. Schottenklst. Beg. nach 1134, voll. 1146. Flachgedeckte Pfl.Basilika ohne Qsch., schließend mit 3 parallelen Apsiden. Auf 31 m L. 10 Ark. Die beiden letzten Ssch. Joche mit stumpf grätigen Kreuzgwbb. zwischen breiten Gurten (in urspr. Form nur im südl. Ssch.). Die quadr. Pfll. und alle übrigen Formen die einfachsten. Die rundbg. Friese ähnlich denen des Doms. Die westl. Vorhalle E. 17. Jh. abgebrochen. Die OTürme, von denen der südl. rom., der nördl. einfachst got. Nach M. 13. Jh. wurde der Chor umgestaltet: über der im Unterbau beibehaltenen rundbg. Hauptapsis ein hoher polygonaler Chor. — An den Pfeilern Malereien des Augsburgers Leonhard Beck 1504. — Die K. jetzt Militärspeicher, das Klst. Militärkrankenhaus.

[Johanniter-K. A. 14. Jh., 1815 zerstört. Die Grabsteine im Münchener Nationalmuseum.]

Karmeliter-K. 1662-1669 von Antonio Petrini. Der erste italisierende Barockbau in Franken. Der Gr. zeigt die typische von den Jesuiten ausgebildete Form. Die Haltung derb und schlicht. — Altarbilder aus der Erbauungszeit von den Rubensschülern Diepenbeck und de Rul. — Im Klst. ein Holzkruzifix aus 13. Jh.

Liebfrauen-Kap. auf der Feste Marienberg. Der Kernbau wahrscheinlich identisch mit der A. 8. Jh. unter Karlmann genannten cappella in honorem S. Mariae constructa, also der älteste kirchliche Steinbau im Frankenland. Rotunde Das Erdgeschoß hat 11,67 m im Lichten bei 4,07 m Mauerstärke; im Innern durch 6 Rundnischen und 2 Durchgänge im W und O gegliedert. Im 12. Jh. ein Obergeschoß von nur 0,75 m Wandstärke, daher in der Außenansicht rückspringend. Der Bau des 12. Jh. kann nicht gewölbt gewesen sein; für den des 8 Jh., der alt christlichen Anlagen durchaus ähnlich sieht, ist Wölbung vorauszusetzen. — Renss.-Portal vom Herstellungsbau nach Brand 1600. — Stuckdekoration 1699 ff. — Bmkw. spgot. Reliquiar bez. 1519.

Marien-Kap. auf dem Markt. Nach der Judenverfolgung 1348 zur christl. K. eingerichtet: Neubau 1377 ff.; Chor gew. 1392; die Ausschmückung setzte sich bis nach 1470 fort. — Hallenkirche von 5 Jochen, 1sch. Chor von 4 Jochen und 5/8 Schluß. Das Innere 1713 barockisiert, 1856 in got. Sinne hergestellt. Hallen von extremen Höhenverhältnissen. Noch bezeichnender für die Zeit das in allem Schmuckreichtum etwas dürr bleibende, in schematisch eleganten Formen durchgebildete Äußere, an dem namentlich die Streben ein ungemein glänzendes dekoratives Beiwerk erhalten haben. Eigentümlich die Art, wie die Dachbalustrade um den WGiebel [pg 445] herumgeführt ist. Im S, W und N 3 sehr prächtige Portale. — Der Turm steht nördl. neben der Fassade, mit 3 Pfll. frei; bis zur Gesimshöhe der K. ganz einfach, dann noch ein mit Stab- und Maßwerkrelief besetztes quadr. Geschoß, endlich ein hohes Oktogon; alles in reichsten Formen; diese Teile 1441-60 von Eberhard Friedeberger aus Frankfurt. (Der durchbrochene Steinhelm modern, vorher Bleidach.)

Skulpturen. Am WPortal Madonna um 1440. Die Bogenfelder der 3 Portale, am nördl. Verkündigung, am südl. Marienkrönung, am westl. Jüngstes Gericht, das Verkündigungsrelief ausgezeichnet in der Füllung der Bildfläche, der leichten Beweglichkeit der Gewänder, der Anmut der Typen. Entstehung um 1430-40 (Pinder: 1415-20). — Riemenschneiders Adam und Eva am NPortal, künstlerisch von größter Bedeutung, wurden in jüngster Zeit entfernt (Histor. Verein) und durch Gewandstatuen ersetzt. Ebenfalls von Riemenschneider, 1500-1506, die Statuen Christi, des Täufers und der zwölf Apostel an den Strebepfll., durch moderne Rest. verdorben (die beiden Johannes neu, Originale im Dom).

Im Innern: südl. Ssch. zwei Reliefs um 1400; Marientod, feierliche zarte Stimmung, feinfühlig flaches Relief, die Komposition altertümlich bis auf das perspektivisch schräg gestellte Bett; von anderer Hand und in kräftigerem Pathos die Kreuzgruppe, der kniende Donator vielleicht Graf Günther v. Schwarzburg † 1410. Am Chorbg. Dorothea und Margaretha von Riemenschneider, ca. 1510. Grabsteine: Martin v. Seinsheim † 1434; Konrad v. Schaumburg † 1499, Werkstatt Riemenschneiders; Ritter Schrimpf von Peter Dell d. J. 1556, Valentin v. Münster von demselben, 1558. Bürgerliche Grabmäler in Epitaphform 1566, 1624, 1648.

S.Michaels-K. An Stelle einer nicht bedeutenden rom. K. Neubau 1766 Valèntin v. Münstèr 1858ff. von J. P. Geigel und Joh. Fischer als Ordens-K. der Jesuiten. Das Äußere nüchtern, das Innere von bedeutender Raumwirkung, aber in der Behandlung unsicheren Wollens zwischen barockem Grundgefühl und modernistischem Klassizismus. (Weitaus unerfreulicher als die die gleiche Übergangsstufe hochbedeutend repräsentierende Klst.-K. zu Wiblingen bei Ulm). Die Deckengemälde, reich an theologischen Finesen, 1770 vom Mainzer Hofmaler Joseph Appiani, fortgesetzt vom Würzburger Chr. Fesel. Stuckaturen von Materno Bossi, Hochaltar von Gärtner 1798.

Neubau-K. s. Universität.

Neumünster-K. Erb. unter B. Heinrich (995-1018), vgl. den Stein am Chor mit der Inschr. »Henricus me fecit«; schon [pg 446] in rom. Zeit wiederholte Bauveränderungen, überliefert für die Zeit B. Adalberos (1045-1085), ferner Ablässe 1223-47. Rest. des Innern und westl. Anbau 1711ff. Der Barock-Umbau nach derselben Methode, wie am Dom, d. h. der rom. Mauer- und Pfeilerkörper wurde beibehalten, aber im Innern ganz mit Barockformen umkleidet, außen die romanischen belassen. — Urspr. flachgedeckte Basilika mit Doppelchor. Die OKrypta erstreckt sich bis unter die Vierung; ihre rom. Wandsll. erhalten; in der westl. Hälfte Würfelkaptt. und an den Basen primitive Eckblätter, in der östl. reiche sprom. Laubkaptt. Die WKrypta gänzlich umgebaut. — Der im NW stehende Turm dürfte mit dem abgebrochenen WChor in Verbindung gestanden haben; schlanker 8Eckbau mit reicher, stark bewegter Gliederung, in der Bewegung der Bogenfriese an die OTeile der Stifts-K. von Gelnhausen erinnernd; der Stil paßt zeitlich zu den Ablässen 1223ff. — Umbau in den 30er Jahren des 18. Jh. Die dabei genannten Würzburger Namen geben nur die Bauführer, der Plan von nicht sicher nachzuweisenden auswärtigen Künstlern; u. a. Gabrieli in Ansbach zu Rate gezogen. Der rom. WChor durch einen Kuppelbau von mächtiger Wirkung ersetzt. Die Fassade auf stark bewegtem Grundriß, gut in den Proportionen und reich, auch mit Figuren in Schmuck gesetzt, mag die beste der Zeit im Frankenlande sein. Sie war besonders geschickt auf einen engen Platz (Kürschnerhof) komponiert. Die neuerliche Freilegung hat ein gutes Teil der Wirkung zerstört. — Das Innere enthält bmkw. ältere Kunstwerke. Im nördl. Qsch. eine der schönsten Madonnenstatuen von Riemenschneider bez. 1493, Sandstein, neu bemalt. — Grabstein des Abtes Joh. Trithemius † 1516 von Riemenschneider. In der WKrypta bmkw. rom. Altarmensa und die in Holz geschnitzten Brustbilder der drei Frankenapostel von Riemenschneider, Reste des Domtabernakels. In der OKrypta merkwürdiger Crucifixus um 1340, Selbdritt bez. 1417. Vier bedeutende Tafelbilder A. 16. Jh., Schulherkunft nicht festgestellt. [Ein Flügel des reichen rom. Kreuzgangs jetzt im Garten des städtischen Museums.]

Wallfahrts-K. auf dem S. Nikolausberge (»Käppele«) 1747 bis 1750 von B. Neumann neben der älteren Gnadenkap. Großer, zentraler Kuppelraum mit 3 elliptischen Apsiden, Eingangshalle und 2 Fassadentürmen. Die innere Dekoration z.T. aus nachneumannscher Zeit. — Die Deckenfresken, sehr farbig, bez. M. Günther 1752. — Eine ausgezeichnete Komposition der große, den Berg hinanführende Treppenweg; [pg 447] die 14 Stationsbilder (Sandsteingruppen) von Joh. Peter und Simon Wagner um 1775.

Peters-K. Umbau einer ma. K. 1717ff. durch Greising und Pezzani (beide wohl nur Ausführer der Idee eines Dritten). Der rom. Turm, der got. Chor und Mauerteile des Langhauses sollten wiederverwendet werden. Im Verhältnis zu diesen Schwierigkeiten die Lösung geschickt: weiträumige Hallen-K. mit Emporen in den Abseiten. Hohe 3geschossige Fassade, im Mittelstück flach polygonal vorspringend; der Statuenschmuck klassizistisch. Von der inneren Ausstattung hervorzuheben die rok. Kanzel von Ant. Bossi, in Brillanz und Grazie unübertroffen.

S. Stephans-K. Von der rom. Basilika die Krypta und der untere Teil der Türme erhalten. Im übrigen 1789 von Geigel (Kleinholz nur Maurermeister) vollständig umgestaltet als weiträumiger, ungeteilter Saal ohne Emporen. Die dekorative Ausstattung durch den Bildhauer Georg Winterstein, eine der besten in dieser Zeit in Deutschland entstandenen, gibt die Klärung der klassizistischen Bewegung, deren erste Regungen an der Michaels-K. zu beobachten sind. Die Wände ausschliesslich in Weiß und Gold; Gestühl und Kanzel in natürlicher Holzfarbe. Stuckierung von Materno Bossi. Deckengemälde von K. Huber von Weißensee.

Schloß Marienberg. Seit 1250 ständiger Sitz der Bischof-Herzöge. Große Erweiterungen 1468-1495. Umfassende Neugestaltung, doch mit Benutzung der alten Teile (starker runder rom. Bergfried) durch B. Julius nach Bränden 1572 und 1600. Es wurde tunlichst für Regelmäßigkeit des Gr. gesorgt, der ein langgestrecktes Viereck darstellt. Einheitliche Fassadenbildung fehlt, geschmücktere Formen nur an einzelnen Zwerchgiebeln, Türmen und Portalen, wovon seither vieles wieder verschwunden. Eine interessante Folge von Stiltypen geben die nach den Erbauern benannten Festungstore: Scherenbergertor 1482, Echtertor 1606, Neutor 1657, Guttenbergtor 1684.

Rathaus. Den ältesten Teil bildet der »Graf-Eckhardturm«. Entstanden aus einem rom. Wehrbau (Sitz der Würzburger Burggrafen), doch schon im sp. Ma. umgebaut. Am östl. Ende der jetzigen Straßenfront ein breites rom. Tor mit spgot. Einbau. Sonst bildete das Erdgeschoß ursp. eine ungegliederte Masse. Der Erker und Doppelfenster mit Vorhangbg. M. 16. Jh. Die Obergeschosse, der WGiebel und der Turm 1615. Die Uhr 1455 von Hans Klein aus Haßfurt. Im Mittelgeschoß ein Saal; eine prächtige Sl. trägt über 2 Rundbgg. 4 spitzbg. Kreuzgwbb. Die Ausmalung in Teppichmustern [pg 448] und mit zahlreichen Wappen der Reichsfürsten, vermutlich 1397 für den Besuch König Wenzels. — Das neue Rathaus 1659. Die Komposition der hohen Giebelfassade, wie der malerisch gruppierten Treppen und Vorsäle steht noch ganz auf dem Boden der deutschen Kunst vor dem großen Kriege, wenn auch mit einem Zusatz schweren Ernstes; Rustikabau fast ohne Ornament.

Universität. 1582-91 unter B. Julius Echter u. a. Man kann keinen bestimmten Baumeister nennen; Kompromiß, bei dem viele mitgesprochen haben. Der erste Entwurf war von Robin in Mainz (vgl. Bd. III u. Bd. IV.). — 4 Flügel von gleicher Höhe umgeben einen großen quadr. Hof; der südl. enthält die Kirche und hat sein eigenes System; der östl. und westl. entsprechen sich genau. Im Erdgeschoß Pfeilerhallen (von Petrini geschlossen und als Bibliothekssaal umgebaut) in reicher diamantierter Rustika mit dorischem Fries. Die 3 Obergeschosse geben eine verputzte Fläche ohne jede andere Gliederung als durch die breiten Fenster; Teilungspfosten; gotisierende Gewände. In der Mitte unbedeutende Zwerchgiebel. Wendeltreppen kommen nicht mehr vor, sondern nur solche mit gerade gebrochenem Lauf. Die Einfahrt hat ein völlig got. Netzgwb. Als äußere Schauseite hat die Front nach der Schulstraße zu gelten; sie besitzt 3 Portale, unorganische Vorsatzstücke in harten antikisierenden Formen. Dem Gesamteindruck fehlt das Heitere und Behagliche, das der deutschen Renss. des 16. Jh. eigen gewesen war; man ahnt schon den strengen und finsteren Geist der Epoche des Religionskrieges. Die Kirche. In ihr scheint noch am meisten vom Robinschen Plan beibehalten zu sein. Einer der wenigen bedeutenden Kirchenbauten der deutschen Renss. In Deutschland galt es, mit der protestantischen Predigt in Wettbewerb zu treten, daher Ähnlichkeit mit dem Typus der protestantischen Schloßkirchen. Die Ausstattung der rundbg. Fenster mit Maßwerk (sehr grob) ist ein Zugeständnis an den noch immer für vorzugsweise sakral geltenden got. Stil. Drei Ränge Galerien begleiten beiderseits ein hohes, langgestrecktes Msch. Pfeiler- und Bogenstellungen mit vorgesetzten antiken Ordnungen; Kreuzgwbb. Der groß gedachten Anlage sind die Einzelformen und die Proportionen nicht ebenbürtig: sie entbehren der feineren Belebung. Auch war die Konstruktion fehlerhaft; 1617 stürzte das Hauptgwb. ein und zerstörte das Juliusdenkmal Robins und die übrige reiche Ausstattung. Wiederherstellung 1696. Der vorspringende WTurm in den unteren Teilen vom Juliusbau erhalten, in den oberen von Petrini; eine bedeutende Kunstleistung; die Lösung wesentlich [pg 449] anders und besser, als an den Türmen, die Petrini vorher an der Hauger K. errichtet hatte; der innerlich widerstrebende antike Formenapparat ist der nordischen Turmidee merkwürdig glücklich dienstbar gemacht.

Juliusspital. Von dem 1580 voll. Stiftungsbau des Bischofs Julius hat sich nichts erhalten. Brand 1699 und danach völliger Umbau durch Petrini; nach neuem Brande 1745 von Neumann instand gesetzt, erweitert 1791 von Ickelsheimer (Straßenfront).

Hofspital. Die K. aus einer got. E. 18. Jh. von A. S. Fischer klassizistisch umgebaut. Schönes Holzrelief mit den 14 Nothelfern A. 16. Jh. (nicht von Riemenschneider). Grabstein des Ritters Christoph von Köln 1564 von P. Dell d. J.

Josephsspital (»Hueberspflege«), gegr. 1794 durch Erweiterung des v. Zobelschen Hofs in der Kapuzinergasse. Großes Relief von B. H. Nickel, zur Erinnerung an die Stiftung; von ansprechender, entfernt an die Tendenzen Schadows erinnernder Natürlichkeit.

Bürgerspital. Gegr. 1319 vom reichen Bürger Johann vom Stern (Johannes De Ariete). Madonna um 1420. Zwei ausgezeichnete Bildnisgrabsteine: Johann v. Stern † 1329, Ekro v. Stern † 1343; man beachte den Stilwechsel im Standmotiv. Außen Sternsches Familienepitaph ca. 1330. — [Der schöne Portalstein im Museum.]

Klerikalseminar (früher Jesuitenkollegium) als Werk Jos. Greisings gesichert, 1716 f. Ernst und tüchtig, der Formengeist in der Mitte zwischen der düsteren Schwerfälligkeit des 17. Jh. und der neuen Vornehmheit Neumanns. Die Portalskulpturen von Jakob v. d. Auwera aus Mecheln (nur die krönende Nischenstatue des h. Ignatius nach Aufhebung des Ordens durch guten Hirten ergänzt).

Rückermaingebäude (früher Amtshaus des Ritterstifts S. Burkard) 1715-22 v. J. Greising; derselbe knüpft, im Gegensatz zu dem Hauptmeister der unmittelbar vorangehenden Zeit, Ant. Petrini, an die Traditionen des deutschen Frühbarok an. Im Innern bmkw. Stuckdecken.

Zuchthaus in der Burkharderstraße. Erb. A. 19. Jh. als Kaserne der fürstbischöfl. Leibgarde von Späth, in kräftiger und origineller Verbindung von Rustika mit dor. Sll.

Deutschordenskomturei, mit dem Wappen des Komturs v. Ow 1694, Richtung Petrinis.

Residenzschloß. Erb. 1719-44 (innere Einrichtung fortgesetzt bis in die 70er Jahre) von den beiden Fürstbischöfen aus dem durch großartigen Bausinn hervorragenden Geschlecht der Schönborn (vgl. Pommersfelden, Werneck, Wiesentheid, [pg 450] Heusenstamm, Bruchsal, Worms, Mainz, Koblenz, Trier). Fürstbischof Johann Philipp wählte zum Baumeister den noch jungen und erst an einem einzigen Kunstbau (Ebrach 1716) bewährten Artillerie- und Geniehauptmann Joh. Balthasar Neumann (1687-1753). Nach der Sitte der Zeit wurde der Plan von auswärtigen Architekten (M. v. Welsch und L. v. Hildenbrand), vermittelt durch Joh. Philipps Verwandte, den Kurfürsten von Mainz und den Reichsvizekanzler in Wien, begutachtet, ohne jedoch ihn irgend nennenswert zu verändern. Erst als Neumann nach Paris geschickt wurde, mußte er sich durch den nüchternen Akademiker Boffrand eine Verschlechtbesserung seines Treppenhauses gefallen lassen; nützlicher könnten die auf die Zimmereinteilung bezüglichen Ratschläge Robert de Cottes gewesen sein. 1729 ging N. nach Wien, wo L. v. Hildebrand diesmal größeren Einfluß gewann; die Gartenfassade bezeugt ihn. — Das Schloß von Würzburg ist eines der größten architektonischen Kunstwerke, die Deutschland besitzt, auch in seinem inneren Wesen deutscher, als die landläufige Meinung annimmt. Der französische Geschmack beeinflußt nur, und auch nur teilweise, die Innendekoration. Den italienischen Bar. kannte N. nur mittelbar durch die Wiener Schule. Der Stil seines Werkes ist wesentlich persönlich auf Grund der international gewordenen allgemeinen Barocküberlieferung. — Der Grundriß erweitert das herkömmliche Triklinienschema zu einem Gruppenbau. In der Mitte ein 53 m tiefer und 60 m breiter Ehrenhof (ehemals durch ein prachtvolles Gitter abgeschlossen), in den Flügeln je zwei Binnenhöfe, die gerade Gartenfront 160 m l., die Seitenfronten 90 m. Der Aufbau ist 2teilig, da das 2. und 4. Geschoß sich als Mezzanine völlig unterordnen. Von Risaliten wird maßvoller Gebrauch gemacht, auch die Dachlinien sind nicht sehr bewegt, im ganzen sollen die Horizontalen herrschen. Die Einzelheiten vorzüglich im Grad des Reliefs und in der Präzision der Zeichnung, barocke Üppigkeit nur in der Krönung des Mittelbaus. Das berühmte Treppenhaus bietet nur die Hälfte von Neumanns ursp. Plan; die symmetrisch dazu gedachte zweite Treppe wurde ihm von Boffrand gestrichen; ausgeführt wäre es weitaus die großartigste Treppenanlage der Welt geworden. — Die Stuckdekoration ist von N. bis ins einzelne vorgezeichnet. Seine erste Manier im rechten Flügel, voll. 1737, das meiste A. 19. Jh. umgeändert. Im Spiegelsaal und Thronsaal beginnt eine gewisse Hinneigung zum französischen Louis XV., stärker wird sie in der Salle des gardes. In der 1743 gew. Kapelle verliert Neumann die frühere Klarheit seiner Kunstsprache, [pg 451] eine eigentümlich »schwüle, überhitzte« Stimmung tritt ein. Die Gwbb. und ihre Widerspiegelung im Gr. geben die Durchschneidung mehrerer Ellipsen. In den jüngeren Räumen allmähliche Wandelung des Stils. Die letzten 1805 ff. durch N. A. de Salins umgestalteten verkünden den Sieg des Neuklassizismus. — 1750-53 führten G. B. Tiepolo und sein Sohn Domenico die weltberühmten Deckengemälde im Treppenhaus und Kaisersaal aus; die übrigen Maler waren durchweg Deutsche. (Das Riesenbild des Treppenhauses, eine Huldigung für den Fürstbischof Karl Philipp v. Greifenklau, zu der der ganze Olymp und alle vier Weltteile aufgeboten werden; im Kaisersaal Geschichte Friedrich Barbarossas, dem das Bistum die Belehnung mit dem Herzogtum Franken verdankt.) Kurz vor Tiepolo hatte Joh. Zick die Decke des Gartensaales gemalt, 1750. Unter den Bildhauern und Stuckateuren bemerkt man neben den Deutschen (der beste war Balthasar Esterbauer) mehrere Italiener, die Niederländer Jakob und Wolfgang v. d. Auwera, nur einen Franzosen, Curé. Die unvergleichlich prachtvollen Schmiedearbeiten sind vom Tiroler J. G. Oegg. Die ältesten Stuckaturen im Ingelheimer Zimmer von Castelli 1724-28. Kaisersaal, Weißer Saal und andere Paradezimmer der Ostfront von Anton Bossi, das Grüne Zimmer von Materno Bossi 1770, ebenso der schon zum Klassizismus übergehende Fürstensaal. — 1765-70 die Abrundung des Residenzplatzes durch die Arkaden und den »Gesandtenbau« von J. Geigel; der korrespondierende »Rosenbachsche Hof« auf der NSeite ist älter (vielleicht von Greising). Die dekorative Plastik im Treppenhaus und später die im Garten von J. P. Wagner.

Wohnbauten. Aus Ma. wohl manche Mauerreste, aber keine sich augenfällig machende Formen; gut, wenn auch nicht zahlreich vertreten die Renss. des 16. und 17. Jh., ganz hervorragend das 18. Jh.

Adelshöfe der Renss.: Curia Tannenberg am Paradeplatz 1575. Das jetzige bischöfl. Palais, früher Echterscher Hof, A. 17. Jh., gegen Herrengasse 8 reicher Erker, in der Hauskapelle Alabasteraltar von Mich. Kern. Von demselben Meister der Kressenhof, jetzt Wittelsbacher Hof, Marktplatz 1. Der Sandhof, nach 1595 (jetzt stark verändert), reizvoll, namentlich die Hofarchitektur; die Stuckdecke mit St. Georg nur Teil einer einst umfassenden Dekoration [Stücke im Nat.-Mus. München]. Ehrmannsches Haus Augustinerstr. 1, im Hof Fachwerk mit ausgezeichnet schönen Schnitzereien 1547. Ein anderes reiches Fachwerkhaus, in den Schnitzereien stark unter Einfluß von Steinformen, das Bachmannsche Haus von 1634, Neubaustr. 2. Seebachhof Domerschulgasse 3 mit [pg 452] got. Kapelle. Heidecker Hof ebenda 1 von 1626. Hof zum Kalb, Ebrachergasse 2. Hotel zum Schwan; Hof zum wilden Schweinskopf, Paradeplatz 2; Martinsgasse 1 mit schönem Eckerker aus dem 17. Jh.

Barock. Seit E. 17. Jh. Von Petrini oder unter seinem Einfluß: Marktplatz 2, ao. 1685, Musikschule 1680-90, Pleicherschulhaus 1695. Von Greising mehrere Häuser der Neubaustraße, no 6, 8, 10, 12 von 1716, no 14 verändert 1736, im Innern stattliche Treppen mit geschütztem Geländer und Stuckdecken. Curia Großburkstadt 1716 in der Heinestr. 5, daneben 7 und 9 ao. 1721. Glockengasse 5 ao. 1718.

Rokoko. Von Neumann oder unter seinem Einfluß: sein eigenes Haus (Hof Oberfrankfurt) in der Franziskanergasse; Haus des Hofkanzlers v. Fühler, Bronnbachergasse 8, anno 1724. Huttenschlößchen 1725, in der Sanderglacisstr. wiederaufgerichtet. Hof Marmelstein Domerschulstr. 2 ao. 1747. Damenstiftshaus (jetzt Stadttheater) 1750. Hotel de Russie. Jagdzeughaus Zellerstr. 40. Eine ganze Reihe von Häusern in der Theaterstr. (2, 3, 4, 6, 8, 10) 1738-50. Dagegen hat das Haus zum Falken (Marktplatz 9) mit Neumann nichts zu tun; stuckierte Fassadendekoration von glänzender Munterkeit, echt deutsche Fassung des Rokoko.

Im Übergang zum Klassizismus: Domstr. 19. Bahnhofstr. 11.

Votivstatuen und Reliefs an Privathäusern noch in großer Menge erhalten; keine andere Stadt Deutschlands (außer Mainz) kann sich darin mit Würzburg messen; gute got. Exemplare Augustinergasse 13, ca. 1390, Eichhornstr. und Johanniterstr. ca. 1410; die große Masse bar. und rok., die besten von jüngeren Mitgliedern der Familie v. d. Auwera.

Brunnen auffallenderweise erst aus 18. Jh. Der größte der Vierröhren-Br. 1766 von Lucas v. d. Auwera, recht »zopfig«. In anmutiger Maskereinatürlichkeit der Fischer-Brunnen am Fischmarkt und der Bäcker-Br. in der Semmelgasse, beide von Michael Daniel Köhler † 1778. Dreikronen-Br. 1779. Ceres-Br. um 1790, von Nickel.

Luitpold-Museum mit wichtigen Resten Würzburger Plastik.

Universitäts-Bibliothek. Frühromanische Elfenbeinreliefs, Bilderhandschriften, Skizzenbuch Balthasar Neumanns.

Universitäts-Sammlungen, wichtig für fränkische Plastik und Malerei.