WILHELMSTAL bei Cassel.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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WILHELMSTAL bei Cassel.

Schloß. Es gehört nicht zu den größeren, aber zu den reizvollsten unter den Rok.Schlössern Deutschlands. Erb. von Mitgliedern der aus Frankreich stammenden, in mehreren Generationen in Cassel ansässigen Architektenfamilie Du Ry. Drei Flügel in aufgelöster Triklinienstellung. Anlage des Ganzen und Ausführung der Kavaliershäuser von Karl D. Sein Sohn Simon Ludwig D. war schon 1749 in Paris mit der Durcharbeitung des Entwurfs für den Mittelbau (corps de logis) unter den Augen Blondels beschäftigt (ausgeführt erst nach dem 7jährigen Kriege). Die bei großer Feinheit der Sandsteinarbeit etwas kraftlose Fassade zeigt schon eine leise Tendenz zum Klassizismus; das Innere ist reines Rokoko, allerdings nicht in jener ekstatischen Prachtlust, der vor allem die geistlichen Fürsten des katholischen Deutschlands huldigten, auch in ihren Schlössern, sondern leichter in der Haltung, feiner und anheimelnder; wie denn auch der Gr. und die Abmessungen in erster Linie auf Wohnlichkeit ausgehen. — Zur Seite standen Du Ry der Bildhauer J. A. Nahl und der Maler J. H. Tischbein. — Die kleinen Wachthäuser um 1770 in derjenigen Abwandlung des Rok., die man »Zopf« zu nennen pflegt.