Aus dem Vorwort zur ersten Auflage

Die unerwartet günstige Aufnahme, welche meine Vorlesungen über Wesen und Geschichte der Reformation bei dem deutschen und schweizerischen Publikum gefunden haben, leiht mir den Mut, auch diese Fortsetzung derselben einem weitem Kreise mitzuteilen, als dem, für welchen sie ursprünglich bestimmt war. Da das Buch in seiner nunmehrigen Gestalt durchaus kein systematisch gehaltenes Lehrbuch, sondern in der Tat nichts anderes, als der möglichst wortgetreue Abdruck wirklich gehaltener Vorlesungen sein soll, so werden sich auch die Ansprüche an dasselbe anders gestalten, als bei einem eigentlichen Geschichtswerke. Das Subjektive, das örtlich Bedingte, das Zeitgemäße, ja sogar das Zufällige wird mehr vorwalten dürfen, als in einem nach den Grundsätzen der „Historik“ abgefassten Kunstprodukt.

So wenig als eine planmäßige Vollständigkeit, ebenso wenig wird man eine Ausbeute von neu erforschten geschichtlichen Resultaten zu erwarten haben. Was mir von Quellen zugänglich war, das habe ich so gut als möglich benützt, und auch hie und da zu Berichtigung von Tatsachen mitzuwirken gesucht. Doch blieb dies Nebensache. Mein Hauptzweck war ein praktischer, und so glaubte ich nichts Unnützes und auch nichts meiner Stellung Unwürdiges zu unternehmen, wenn ich das, was durch die verdienstvollen Forschungen Anderer bereits ausgebeutet ist, was sich aber in vielen, den Laien oft unbekannten Büchern zerstreut findet, zum Behufe der Letztern, namentlich der Gebildeten unter ihnen, in ein übersichtliches Ganze zusammenstellte und es pragmatisch bearbeitete, wobei ich nicht unterlassen habe, meine Gewährsmänner zu nennen. Ihnen gebührt, wenn je etwas Gutes durch diese Vorträge geleistet worden ist, vor allen der Dank. Das Wenige, was bei der Beurteilung meiner geringen Leistung in Anschlag kommen dürfte, wird fast mehr vom ethischen und praktisch-theologischen, als vom rein historischen Gesichtspunkt aus zu beurteilen, und namentlich die Frage zu erörtern sein, in wie weit die Aufgabe, durch solche geschichtliche Vorträge auf die christlich-protestantische Gesinnung der gebildeten Mitwelt zu wirken und das Interesse für kirchliche Gegenstände zu wecken, Missverständnisse zu heben und Wahrheit in Liebe zu befördern, erreicht worden sei?
Basel, in den Sommerferien 1837.