Güter-Transport, nordwärts.

1) Waren von Magdeburg, Frankfurt a. O. und Berlin. Die von diesen Orten für die Neu-Vorpommerschen Küsten bestimmten deutschen Produkte, Fabrikate und schwere Waren aller Art, kommen über Stettin zu Wasser nach Stralsund, Greifswald usw.; sie haben auf diesem Wege von Magdeburg bis Stralsund etwa 17 Sgr., von Frankfurt a. O. 11 Sgr. und von Berlin 10 Sgr. p. Ztr. Fracht zu bezahlen; da die Eisenbahn alle diese Waren, nötigenfalls für dieselbe Fracht bis Stralsund beschaffen kann, so werden auch alle diesen Weg lieber wählen als den etwa 4 — 6 Wochen dauernden Wasserweg. Über das Quantum solcher Waren für Stralsund ist ein etwaniger Anschlag zu formieren, da die Stettiner Reihefahrer und andere Fahrzeuge jährlich etwa 50.000 Ztr. Ware bringen,
wovon wohl 3/4 jedenfalls 2/3 jener Art sind 32.000 Ztr.
Für Greifswald, Wolgast, Anclam und Demmin etwa 30.000 Ztr.
Für die Strelitzer Lande und das übrige Preuß. Gebiet 28.000 Ztr.
Für Wahren, Güstrow, Rostock und andre Schweriner Städte 40.000 Ztr.
bringt zusammen 130.000 Zentner.

2) Die wertvolleres Messe- und Manufaktur-Waren von Leipzig, Frankfurt und Berlin gehen nach Neu-Vorpommern nicht zu Wasser; zu Lande haben sie bis Stralsund 1 Thaler p. Zentner Fracht zu bezahlen und werden also mit den übrigen für das Bahn-Gebiet bestimmten, über Berlin kommenden Waren, die Eisenbahn nehmen: über das Quantum ist eine Schätzung und eine Nachweisung nicht möglich, geringer wird es gewiss nicht sein als angeschlagen steht.


3. 4. 5. 6) sind ebenfalls noch unbekannte Größen; die Zufuhr von Kolonial-Waren über Hamburg und von Berlin nach einem großen Teile des Bahn-Gebietes wird ohnstreitig sehr zunehmen; nur kann dafür zur Zeit noch kein großes Quantum angeschlagen werden.

7) Bei Getreide und Mühlen-Fabrikaten kommt ab Berlin zuerst in Anschlag das Getreide, welches nach den Oranienburger Wasser-Mühlen geht: weiterhin das Getreide, nach und nach mehr nordwärts, nach Rostock und Neu-Vorpommern zu, und da von dem Mecklenburger Getreide unter A l. Nichts südwärts gerechnet worden, so muss natürlich, auch wenn ein Teil nach der Müritz und Elbe zugeht, doch ein namhaftes Quantum auf der Bahn, für Rostock bis nach Neubrandenburg oder für Transit-Verschiffung durch Neu-Vorpommern teils bis zur Peene, für Demmin und Wolgast, oder auch weiter bis nach Greifswald und Stralsund gehen. Von Treptow ab wird dann der Bahn alles zur Ausfuhr bestimmte Getreide für Greifswald und Stralsund zugebracht werden und es ist leicht denkbar, dass die Bahn gleichzeitig Roggen und Hafer nach Berlin, dagegen Weizen und Gerste nach Greifswald und Stralsund zu befördern hat.

8) Öl-Kuchen. Es ist unter B. 8. angenommen, dass Ölfabriken an der Bahn, besonders in der Peene-Gegend, ihr Öl nach Berlin, die Kuchen zur Ausfuhr nach Greifswald und Stralsund senden werden, weshalb denn hier ein Quantum in Berechnung genommen, wogegen aber Ölsaat ganz weggelassen ist, obgleich auch davon nordwärts gehen wird.

9) Waren für Schweden und Dänemark. Zur Zeit geht davon nur wenig durch die Pommerschen Häfen; eigentlich nur das für die Dampfschifffahrt nach Ystadt bestimmte Gut. Lübeck ist im Besitz der Besorgung deutscher Waren nach Schweden. Wenn die Eisenbahn den Weg über Stralsund und Greifswald begünstigt, so wird besonders Stralsund, wegen der Dampfschiff-Verbindung, auch mehr Durchgang für Schweden erhalten. Bestätigt sich die Erwartung, dass Schweden die Einfuhr von Tuch frei geben werde, so wird damit ein starker Zug aus den Fabriken der Vereinsländer über Neu-Vorpommern eröffnet werden und sich manches Andere nach und nach anschließen.

10) Die Berliner Markt-Züge versorgen oft die Mecklenburger und Pommerschen Jahrmärkte mit einer Menge Waren, Fabrikaten, Handwerker-Arbeiten u. s. w., sie werden damit ohne Frage die Eisenbahn benutzen und gute Fracht zu zahlen haben.

11) Bäckerei aller Art, kleiner Zwischen-Verkehr, — wird sich bedeutender herausstellen, als berechnet ist.

12) Ein besonderer Transport-Gegenstand bietet sich als Rückfracht an, da der Transport südwärts jedenfalls stärker sein wird, als nordwärts und also leere Waggons von Neubrandenburg bis Stralsund zurückgehen müssen. Es ist das von Demmin nach Greifswald und Stralsund bestimmte Brenn-Holz. Ein Klafter Buchen-Holz wiegt etwa 36 Zentner und wird bis Greifswald und Stralsund eine so mäßige Fracht zu zahlen haben, dass die Jacht-Schiffer den Transport aufgeben werden. In solchem Falle wird nicht allein das Verbrauchs-Quantum für Greifswald und Stralsund, sondern auch das zur Ausfuhr nach Kopenhagen bestimmte Brennholz mit nach Greifswald oder Stralsund gehen. Die Quantitäten sind niedrig auf resp. 3 und Klafter anzuschlagen, da aber jedenfalls die Fracht gegen den Durchschnitts-Satz etwas ermäßigt werden muss, so sind im Anschlag für jeden Klafter nur 25 Zentner angesetzt.
Beim Schluss der Bemerkungen zu dem Anschlage über Güter-Transport, mag noch einmal daran erinnert werden: dass manche der aufgestellten Sätze sich nicht auf authentischen Nachweisungen gründen konnten und überhaupt nur eine Anleitung zur weiteren genaueren Prüfung gegeben werden sollte. Demohngeachtet kann die Zusammenstellung zur Gewinnung eines allgemeinen Urteils dienen, und wenn, wie hier, das noch Unbekannte für das Resultat nicht ungünstig, nur günstig sein kann, so wird die Haupt-Ansicht auf einer solchen Grundlage nur desto fester stehen. Gilt dieses für den Güter-Transport im Allgemeinen, so ist die für den Anschlag gewählte Form der Berechnung, für jede Station, noch mehr aufklärend über die Zulässigkeit der Annahme und jedenfalls für die Annäherung an das wahrscheinlich Richtige brauchbarer als Ableitungen aus den Erfahrungen anderer Bahnen, da offenbar jede Bahn und jede ihrer Stationen wieder andere Verhältnisse zu berücksichtigen hat.

Bei Aufstellung oder Abteilung der Stationen für die hier besprochene Berlin-Stralsunder Bahn, hat freilich nur nach willkührlicher Ansicht über die Zweckmäßigkeit dieser Abteilung verfahren werden können; für den vorliegenden Zweck konnte dies unbedenklich geschehen; wie es sich danächst in der Wirklichkeit gestaltet, ist nach ganz andern Rücksichten zu prüfen und zu entscheiden.