I. Die „Korruptionsabende“ in Bismarcks „Hausparlament“

Der erste deutsche Reichskanzler, der, wie er der geistvollste, so auch einer der gastfreundlichsten Staatsmänner der Zeit war, hatte durch zwei Jahrzehnte sozusagen das ganze deutsche Volk zu Gaste. Man lauschte seinen Tischgesprächen, wie man den Tischgesprächen Luthers und Goethes gelauscht hatte. Die Welt gewöhnte sich, zuerst den Bundeskanzler und dann den Reichskanzler noch mehr beim Büffet in den parlamentarischen Soireen als auf der Tribüne im konstituierenden Reichstage sprechen zu hören. Während des achten Dezenniums des vorigen Jahrhunderts zumal war keine Tribüne Europas von andächtig lauschenden Zuhörern so umlagert, wie jene lukullische Tribüne, die in dem Reichskanzlerpalast in der Wilhelmstraße an festlichen Abenden aufgeschlagen ward. Sie bricht unter dem Bockbier und dem Salvator, unter der Maibowle und dem Portwein schier zusammen. Der Einiger Deutschlands steht hier, kredenzt seinen Gästen den Trunk in silbernen Humpen und spricht dabei mit Leidenschaft zu ganz Europa von den alten und den neuen Kämpfen Deutschlands. Mancher seiner Gäste spült, wie um zu zeigen, daß der Norden und der Süden des Vaterlandes nun eins geworden, den Oderkrebs, den Sohn Schlesiens, mit dem kühlen Hofbräu, dem braunen Kinde Bayerns, herunter.

Der Geburtsmonat des Kanzlers war auch der der Kanzlersoireen, deren erste in den April 1869 fällt. Dem Konflikts-Minister, dem Junker-Minister hatte das Zusammensein mit den Abgeordneten noch schlecht geschmeckt. Der Nachfolger der Manteuffel und Hohenlohe-Ingelfingen war noch nicht recht gewöhnt, mit Parlamentariern zu pokulieren. Erst nach Königgrätz fing dem Bundeskanzler der Parlamentarismus an zu behagen. Er stand nun groß genug da, um der Mitwelt auch die Brosamen seines mächtigen Geistes, die auf den Soireen fielen, munden zu machen.


Der jüngst verstorbene Poschinger ward zum Chronisten des Bismarckschen „Hausparlaments“*), an dessen Debatten die ausgezeichnetsten Männer Deutschlands teilnahmen, geschart um einen Hausherrn voll köstlicher Laune, voll bezaubernder Suada. Das Schmollis und Fiduzit, das der Kanzler und die Abgeordneten im Hausparlament einander zutrinken, ist der familiäre Nachhall des weniger jovialen Schmollis und Fiduzit, das der erfolgreiche Staatsmann und die große parlamentarische Garde, die ihn auf den Schild gehoben hatte, miteinander im Reichstage austauschten. Damals waren noch Bismarck und die Liberalen vereinte Reichsfreunde, und jener war für diese nicht nur ein Kanzler des Reichs, sondern auch des Parlamentarismus. Der Glanz des „in Siegesrüstung und Geburtsfreude“ strahlenden ersten deutschen Reichstags lag auch auf den parlamentarischen Kanzlersoireen.

*) „Fürst Bismarck und die Parlamentarier“.

Schon die Geburtswehen des Reiches hatten Bundeskanzler und Abgeordnete in allem Schmerze eines noch ungestillten Sehnens und in allen Wonnen der Zuversicht auf Erfüllung inter pocula miteinander durchlebt. Es war am 12. Juni 1869, als Graf Bismarck zu seinen Gästen mit der Sicherheit, mit der ihn der zum Schlagen so glänzend vorbereitete Moltke erfüllt hatte, von dem Erfolge und zugleich mit der Sentimentalität eines Elihu Burritt von den Schrecken eines kommenden Krieges gegen Frankreich sprach. Die Gäste drückten dem Kanzler die Hand und gaben sich unten in der lauwarmen Frühlingsnacht das Gelöbnis, dieses feierlichen Abends immerdar zu gedenken.

Mancher hatte mit Befangenheit, mancher gar mit Abneigung dos Haus Bismarcks betreten — doch es taute das Eis, denn der Kanzler hatte die Begabung, ein Geburtshelfer der auf dem Grunde der Seele eines jeden seiner Gäste ruhenden Gedanken zu sein, wobei er mit Grazie seine eigenen Ideen, die er in den Gast hineingetragen, aus ihm herausholte. Diese „Korruptionsabende“ des Fürsten Bismarck, wie sie ein Mitglied des Zentrums einmal nannte, wirkten geradezu magisch, hypnotisierten manch einen von den Gegnern des Kanzlers. Der schlesische Zentrums Graf Friedrich zu Stolberg-Stolberg, der als Wahlkandidat den Ausspruch getan hatte, „er wolle an dem Stricke ziehen helfen, der den Reichskanzler nach dem Jenseits zu befördern hätte“, wusste sich an nichts mehr zu erinnern, als er im Juni 1873 im Hause Bismarcks in einer Bowle all seinen Groll ertränkt hatte.

„Korruptionsabende“ — der Hausherr umstrickte seine Gäste, und die Abgeordneten kamen au dl noch im Reichstage dem Kanzler mit festlich versöhnungsvollem Herzen entgegen.

Bismarck bemühte sich, im persönlichen Verkehr mit den Parlamentariern sich der individuellen Stärke und Schwäche eines jeden zu bemächtigen. In den ersten Jahren des Reiches brachte er dem Parlamentarismus sein ganzes Herz entgegen. Er verkehrte mehr aus Notwendigkeit mit den Diplomaten, aus Neigung mit den Parlamentariern. Sein nach Anregung und Mitteilung verlangender Geist fand bei den Diplomaten, die nicht selten die Erkorenen einer konventionellen Sphäre und einer von Traditionen zu sehr beherrschten Karriere sind, ungleich weniger Nahrung als bei den Mitgliedern des Reichstags, der in den siebziger Jahren eine Fülle bedeutender, in Arbeit und Denken für das deutsche Volk ergrauter Männer aufwies. Es ist bezeichnend, daß Bismarck den Auftrag gab, den hervorragenderen Abgeordneten zu jeder Stunde den Zutritt zu ihm zu gewähren, während bis auf wenige Ausnahmen die Diplomaten gehalten waren, sich, wenn sie vom Kanzler empfangen werden wollten, vorher schriftlich anzumelden.

Wenn er auch in späteren Jahren nicht mehr für ein berufsmäßiges Parlamentariertum schwärmte und es für besser hielt, wenn die Berufsabgeordneten weniger häufig wiederkehrten und lieber durch frisches Blut ersetzt würden, so hatte er doch noch bei einer Soiree am 23. März 1878 die parlamentarische Regierung nach englischem Muster als sein Ideal hingestellt. Und das war durchaus nicht eine von einer augenblicklichen volksfreundlichen Stimmung, sondern von der Notwendigkeit diktierte und in dem Herzen des Kanzlers noch lebendige Gesinnung. Er hat allerdings zufolge seiner diktatorischen Natur den Parlamentarismus im Reichstage selber ebenso oft herabgesetzt, wie er ihn als Gastgeber der Abgeordneten in seinem Hause zu verherrlichen pflegte. Die neuerwachten parlamentarischen Neigungen des greisen Fürsten, der es als entlassener Mann manchmal schmerzlich empfand, dass er nicht wie Lord Salisbury, wie Crispi, wie Canovas del Castillo Chef einer Sr. Majestät allergetreuesten Opposition sein dürfe, waren demnach nur ein Johannistrieb, der in ihm schon mächtig gewesen, als das Reich und der Reichstag jung waren und mit diesen sich auch der schon damals bejahrte Kanzler verjüngte. Freilich sagte sich dieser, dass dem englischen System, nach welchem die zwei großen Parteien in der Regierung miteinander alternierten, in Deutschland eine Art von parlamentarischem Partikularismus wie als Gegenbild zur Reichsverfassung gegenüberstünde, zufolge dessen stehen bis acht Parteien existierten, die noch dazu in den verschiedenen gesetzgebenden Körperschaften auch verschieden organisiert wären.

Bei einem parlamentarischen Diner im Jahre 1879 bemerkte er, man täte ihm unrecht, wenn man ihm zumutete, er wollte die Reaktion zu Hilfe rufen; er suchte wohl Bundesgenossen und nähme sie, wo er sie fände, aber die Parlamente erschienen ihm als der beste Ausdruck der öffentlichen Meinung, den man sich verschaffen könnte.

Den parlamentarischen Soireen gingen die parlamentarischen Diners zur Seite. Im Hause Bismarck speiste man, wie bei den übrigen Ministern und auch bei dem alten Kaiser Wilhelm, um 5 Uhr. Auch Tyras, der Reichshund, der politischeste und geselligste Hund des Jahrhunderts, nahm an all den Gastereien teil, behandelte in den ersten Jahren dieser intimen Zusammenkünfte auch die liberalen Abgeordneten liebenswürdig, lernte aber mit den Jahren mit seinem Herrn und Meister die Spreu vom Weizen, die parlamentarischen „Reichsfeinde“ von den Reichsfreunden unterscheiden.

In den ersten siebzig er Jahren ging es noch so ziemlich in den üblichen Formen einer angeregten Geselligkeit her, in den achtzig er Jahren jedoch wich die Kauserie immer mehr den politischen Monologen des Fürsten, der nun wie ein Orakel sprach. Man fühlte, wenn man Bismarck gegenüberstand, „als verlöre sich das Persönliche seiner Person in das Unpersönliche der Geschichte — es war ein Stück Weltgeschichte, und zwar eines der gewaltigsten aller Zeiten, das hier vor einem stand“.

Gewöhnlich gab es bei den parlamentarischen Diners eine politische Pièce de résistance. Von dem Diner am 18. März 1876 sprach man scherzweise als von dem Reichseisenbahn-Essen.

Im Hausparlament fand oft genug eine Art Vorabstimmung für die Abstimmung im Reichstage statt. Der große Stil des deutschen Reichstags war dem Bismarck der siebziger Jahre mehr nach dem Herzen als der kleinere Stil der beiden preußischen Kammern. Der Reichskanzler war sich als solcher ungleich mehr als der preußische Ministerpräsident. Einmal sagte Bismarck: „Das Abgeordnetenhaus kann Sekt vertragen, ihn aber nicht bezahlen; das Herrenhaus kann Sekt zwar bezahlen, aber nicht vertragen; der Reichstag dagegen kann Sekt vertragen und bezahlen.“ Von den Ministern, die nicht mit der öffentlichen Meinung regieren, sagte er im Jahre 1879: „Wer die moderne Zeit in alte Bilderrahmen hängen will, muss gewärtig sein, daß diese bei der geringsten Berührung zerbrechen. Das absolute Regiment his 1848 ist zwar ein wohlwollendes, aber unverständiges gewesen.“

Die Gäste des Bismarckschen Hauses fanden den politischen Stoff, den der Hausherr verzapfte, und den braunen, der aus den Fässern floss, einander ebenbürtig. Die Sprache des Kanzlers und das Bier von München waren beide kräftig und frisch. Das bayrische Bier schien ihm allen anderen Bieren überlegen. Es hatte auch einen würzigen patriotischen Beigeschmack, kam aus dem großen Bundesstaate, der sich als erster von allen im Schlosse zu Versailles huldigend zu Füßen des Reiches gelagert hatte. So darf bayrisches Bier für alle Zeiten ein Weihetrunk für reichsdeutsche Kehlen sein. Doch wie sich im Hause des Kanzlers in das bayrische Bier die deutsche Reichspolitik als in einen mächtigen Nebenfluss des gewaltigen alldeutschen Rheins ergoss, so sprach die auswärtige Politik beredt genug aus den Weinen des geradezu europäisch angelegten Kanzler-Kellers. Es war ein Keller, universeller als die deutschen Ratskeller vergangener Tage. Die Allianz mit Österreich-Ungarn hatte den Fürsten in den Besitz von herben und süßen Ungarweinen gebracht, die der Hausherr als ein Geschenk Andrassys pries. Und als sich Italien zu den zwei Alliierten als dritter gesellte, bereicherte sich der Keller um die feurigen Blumen von Syrakus und Marsala, ein Weihegeschenk Crispis, der ein Sohn Siziliens war.

Zu der Presse hatte Bismarck ein Verhältnis ähnlich wechselnder Stimmung wie zum Parlamentarismus. Er, der sich in späteren Tagen, als er auf Kriegsfuß mit der öffentlichen Meinung stand, rühmte, keine Zeitungen zu lesen, und sie nicht liebte, weil sie ihn nicht liebten, hatte, so lange er ein intimeres Zusammensein mit dem Parlamentarismus anstrebte und unterhielt, in der Presse die leibliche Schwester desselben gesehen. Eine durchgreifende politische Wirkung aus dem Bunde mit der Presse erwartete er jedoch nur von einem Aufgeben der Anonymität. Auch die parlamentarischen Abende hätten nach seinem ursprünglichen Plan eigentlich publizistische Soireen im weitesten Sinne des Wortes sein und die beiden zu gemeinsamem Wirken aufeinander angewiesenen großen Organe der öffentlichen Meinung, das Parlament und die Presse, unter dem Dache des Kanzlers zusammenführen sollen. Das aber scheiterte zunächst an räumlichen Schwierigkeiten. Das frühere Kanzlerpalais war klein, die Berliner Presse aber verfügte schon Ende der sechziger Jahre über einen solchen Stab von Mitarbeitern, dass diese sich als ein großer Areopag der Publizistik hätten zusammentun können. Wen nun in dieser Garde einladen, wen ausschließen? Der Kanzler konferierte mit seinem Geheimrat, der die Mission hatte, die Einladungen in einer die staatsmännische und gesellschaftlich die Seite gleich sehr berücksichtigenden Weise zusammenzustellen. Er sollte, nach der Idee Bismarcks, diesem helfen eine Art „idealer Journalisten-Tribüne“ konstruieren, das heißt jene Publizisten einladen, die, mochten sie nun auf der wirklichen Tribüne des Reichstages einen Platz haben oder nicht, in Beziehung zum Parlament stünden. „Es könnte sich natürlich nur darum handeln, die namhafteren Vertreter der idealen Journalisten-Tribüne, von der ich spreche, auszusuchen.“ Es wollte aber dem Geheimrat, der sich von einem Literaten und einem Abgeordneten Sukkurs leisten ließ, bei seinem etwas bureaukratischen Vorgehen nicht glücken, die ideale Journalisten-Tribüne zu zimmern. Der Geheimrat suchte die Schuld an dem Misslingen der ihm anvertrauten Mission auf die Journalisten abzuwälzen.

Wenn es auch der Presse nicht vergönnt sein darf, Bismarck in dem Maße als einen aus ihren Reihen anzusehen wie Cavour, der zuerst Publizist und dann Minister-Präsident war, zuerst ein Journal und dann ein Reich gründete, so wird doch ein jeder auch in der Feder Bismarcks, insoweit er sie in seinen Briefen und Staatsschriften kennen gelernt hat, ohne Schwierigkeit die hohe publizistische Kraft entdecken. Und wie uns aus allem, was er sprach und schrieb, jener heiße Hauch von Leidenschaft entgegenweht, den die jeweiligen Ereignisse der Zeit in dem echten Publizisten emportreiben, der das Bedürfnis hat, sich von den Wellen des Tages hinreißen zu lassen, so hat auch Bismarcks in den Momenten, in denen er klar blickte, an die Presse nicht als an eine Magd seiner Macht, sondern als an eine Lokomotive seiner Ideen appelliert. Es ist noch nicht der durch die Kritik der Journale verärgerte, vielmehr von der Maienstimmung, die über dem jungen Reiche lag, durchwärmte Staatsmann, der bei der parlamentarischen Soiree vom 11. Mai 1872 der Volksvertretung und der Presse das Horoskop auf eine große Zukunft stellte. Einer der anwesenden Gäste, ein Dunkelmann, der schwarz sah und die Kassandra spielte, wollte in seinem unheimlich prophetischen Geiste wissen, die Verfassungszustände in Deutschland würden sich wohl kaum länger als noch fünfzig Jahre halten. Da antwortete das Orakel zum Entsetzen des schwarzen Mannes: Wenn er, der Fürst, seine Meinung über Konstitutionen abgeben solle, so müsse er sagen, dieselben feien in der heutigen Zeit nicht mehr zu entbehren. „Die Volksvertretung und die Presse müssen einer Regierung durchaus zur Seite stehen, denn auch der größte absolute Monarch kann heute nicht mehr die verwickelten Verhältnisse des Staatswesens beherrschen. Die Volksvertretung und die Presse haben vor allem die Pflicht, die Schäden der Verwaltung aufzudecken. Mit der hohen Politik sollten sie sich weniger beschäftigen, denn in dieser sind die leitenden Fäden meist so verborgen, daß der Uneingeweihte kein genügendes Urteil gewinnen kann.“ Die unabhängige Presse allerdings urteilte mit ähnlicher Einschränkung über Bismarcks Beruf, wie dieser über den der Presse. Sie wiederum sah in dem Kanzler wohl den Meister der hohen Politik, doch den unberufenen, sich unfehlbar dünkenden Lenker des inneren Lebens der Nation. Er aber hatte, wenn man ihm Dilettantismus auf den Gebieten der Finanzen, des Verkehrswesens und der Verwaltung vorwarf, die Schwäche, sich gerade Meister in Regionen zu dünken, in denen er nie Lehrling war. Er besorgte, wie er zu dem Zentrumsmitglied Freiherrn von Hertling sagte, es könnte ihm nach dem Tode des alten Kaisers Wilhelm zugemutet werden, „den habituellen Löwenbändiger in der auswärtigen Politik weiter zu spielen und das Gebiet der inneren Verwaltung anderen zu überlassen“. Darauf würde er nie und nimmer eingehen.

Nur in Momenten, in denen er, der ein Opfer der Stimmungen wie ein Held der Taten war, in sich Einkehr hielt, fühlte er, dass er vermöge seiner Divinationsgabe zu der hohen Politik berufener war, als zu der kleinen, die den Techniker und den Fachmann fordert. Wie erkannte er sich doch, als er im Dezember 1874 bei einer parlamentarischen Soiree sagte: „Ich habe keine Lust mehr, auf eine schlechte Hasenjagd zu gehen Dazu bin ich zu müde. Ja, wenn es gälte, einen großen und mächtigen Eber — meinetwegen einen erymantischen — zu erlegen, dann würde ich dabei sein, dann würde ich mir noch einmal etwas zumuten.“ Er vermochte nicht mehr den Eber herauszutreiben und jagte nach Hasen, und das mit wenig Glück. Nun träumte er, dem deutschen Reiche eine unerschütterliche finanzielle Grundlage zu geben. „Das,“ sagte er, „wäre eine große und würdige Aufgabe, die mich reizen könnte, den letzten Hauch meiner sinkenden Kraft daran zu setzen.“ Er fügte hinzu: „Ich bin nicht eigentlich Techniker auf diesen Gebieten.“ Und die Fachleute sagten es auch und sagten es noch, als er in seinem despotischen Gehaben sich mächtig auf einem Felde glaubte, auf dem er ernten wollte, ohne je so recht gesät zu haben.

Auch in dem Tischredner Bismarck wird der Dilettant der technischen Spezialitäten des Staatslebens von demjenigen erdrückt, der von sich sagen dürfte, daß er „dem deutschen Einheitsgedanken, der früher gleich Bankos Geist, die blutigen Locken schüttelnd, ruhelos und anklagend umherirrte, einen Körper gegeben habe“.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Von Bismarck bis Bülow