Von den Gefühlen überhaupt
Alle Tätigkeiten und einzelnen Kräfte des inneren Menschen oder seiner Gesamtkraft Seele genannt lassen sich nach der bekannten Einteilung in die drei Haupt-Vermögen, Erkenntnis-, Gefühls- und Begehrungs- oder Willenskraft begreifen, und es wird damit das weite Ganze aller noch so verschiedenartiger Seelen-Funktionen durchgängig erschöpft.
Das Gefühl-Vermögen ist hier aber unser eigentlicher Gegenstand mit dem wir uns zunächst zu beschäftigen haben; und wir müssen in dieser Rücksicht vor allen Dingen auf den wichtigen Unterschied zwischen Empfindung und Gefühl aufmerksam machen. Die Empfindung oder auch nach dem Französischen Sensation genannt ist der durch Außendinge auf uns bewirkte sinnliche Eindruck oder bestimmter noch: die durch solche äußere Objekte in unserm Nerven- und Gehirn-Systeme (als dem sensiblen Organe) hervorgebrachte eigentümliche Veränderung, wodurch auf ein objektives Äußere als Ursache dieser subjektiven Modifikationen notwendig geschlossen werden muss. Deutlicher und genauer würde man daher diese Sensation mit dem Ausdrucke objektiver Empfindung bezeichnen.
Das hier zu Grunde liegende Objektive als Kausalität, wird indessen (wie die Anthropologie lehrt) nicht bloß gegeben durch die Gegenstände der äußeren Sinnenwelt im Raume, wozu dann die äußern Sinne als Organe besonders bestellt sind; sondern unser inneres Selbst, unser Ich, konstituiert zugleich auch jene objektive Kausalität, ist zugleich auch ein einwirkendes Objekt, oder in so ferne, wenn man will, selbst ein Äußeres für die Empfindung. Für diese Eindrücke des Innern haben wir denn auch wieder ein besonderes Organ, nämlich den inneren Sinn.
Alle diese äußeren sowohl als inneren Sensationen gehören inzwischen zur Sinnlichkeit und konstituieren als solche einen Teil des Erkenntnis-Vermögens; daher wir von denselben hier nichts weiter zu sagen haben.
Wir kommen daher jetzt auf das eigentliche Gefühl. Gefühl könnte man im Gegensatz der Sensation subjektive Empfindung nennen, um es sogleich von der letzteren als objektiver bestimmt zu unterscheiden. Das Gefühl geht nämlich auf kein Erkennen unmittelbar auf kein Objektives, auf kein bestimmtes Einwirken und Auffassen eines einzelnen Gegenstandes; es ist etwas ganz Subjektives, ein unmittelbares Bewusstsein unseres eigenen Zustandes; ein unmittelbares Bewusstsein der Beschaffenheit und Modifikationen unsers inneren Menschen — im Momente der Passivität/ wo weder Erkennen noch Wollen sich in fixierter Tätigkeit äußern. *)
Also ein von der Sensation, diesem ersten Akt des Erkenntnis-Vermögens, so wie von dem Wollen, diesem Prinzip des selbsttätigen Einwirkens in die Welt, ganz verschiedener Zustand der Seele; wohlgemerkt ein Zustand der folglich Passivität kein Handeln keine Tätigkeit bezeichnet und verknüpft ist mit dem sich aufdrängenden unmittelbaren Bewusstsein dieser seiner passiven Beschaffenheit und Natur. Sobald eine bestimmte Richtung auf das Vorstellen und Begreifen eines einzelnen Gegenstandes, folglich ein Akt des Erkennens in der Seele anfängt, so verstummt in demselben Momente das Gefühl; und nicht weniger muss es alsbald schweigen, sobald unser Gemüt eine bestimmte Richtung aufs Handeln nimmt; von einem Begehren und Wollen auf ein gewisses Ziel getrieben wird.
Dies heißt mit andern Worten soviel: das Gefühl besteht in dem unmittelbaren Bewusstsein der Totalität unsers gegenwärtigen Seelen-Zustandes, in der Total-Vorstellung, wenn man will, oder Total-Anschauung unsers affizierten inneren Menschen. Das Affiziertsein der Seele in ihrer Totalität ist somit sein Wesen, und es verschwindet folglich, sobald die Seele geteilt wird durch die Richtung auf eine einzelne Vorstellung, durch die Fixierung auf ein besonderes Objekt des Erkennens oder Wollens. Bezeichnen wir die verschiedenen Tätigkeiten der Seele, so viel deren auch sind, mit dem allgemeinen Namen Vorstellungen, so lässt sich auch die ältere genetische Definition des Gefühls, dass es nämlich ein Mannigfaltiges der Vorstellungen sei, die die Seele nicht sobald in Eins begreifen könne, sehr wohl rechtfertigen. Wird nämlich die Seele von diesem Mannigfaltigen der Vorstellungen in derselben Zeit überwältigt, vermag sie in dem Andrang so vieler Vorstellungen noch keine derselben einzeln festzuhalten und zur Deutlichkeit des Begriffs zu erheben, so fühlt sie dann bloß sich selbst, ihre Überwältigung, ihr Affiziertsein überhaupt. Alle Kräfte der Seele, ihr ganzes Leben, ihre gesamte Tätigkeit ist dann versunken in Leiden, verschlungen von der Macht des einen Gefühls, das sie gefangen hält.
Das Gefühl-Vermögen ist hier aber unser eigentlicher Gegenstand mit dem wir uns zunächst zu beschäftigen haben; und wir müssen in dieser Rücksicht vor allen Dingen auf den wichtigen Unterschied zwischen Empfindung und Gefühl aufmerksam machen. Die Empfindung oder auch nach dem Französischen Sensation genannt ist der durch Außendinge auf uns bewirkte sinnliche Eindruck oder bestimmter noch: die durch solche äußere Objekte in unserm Nerven- und Gehirn-Systeme (als dem sensiblen Organe) hervorgebrachte eigentümliche Veränderung, wodurch auf ein objektives Äußere als Ursache dieser subjektiven Modifikationen notwendig geschlossen werden muss. Deutlicher und genauer würde man daher diese Sensation mit dem Ausdrucke objektiver Empfindung bezeichnen.
Das hier zu Grunde liegende Objektive als Kausalität, wird indessen (wie die Anthropologie lehrt) nicht bloß gegeben durch die Gegenstände der äußeren Sinnenwelt im Raume, wozu dann die äußern Sinne als Organe besonders bestellt sind; sondern unser inneres Selbst, unser Ich, konstituiert zugleich auch jene objektive Kausalität, ist zugleich auch ein einwirkendes Objekt, oder in so ferne, wenn man will, selbst ein Äußeres für die Empfindung. Für diese Eindrücke des Innern haben wir denn auch wieder ein besonderes Organ, nämlich den inneren Sinn.
Alle diese äußeren sowohl als inneren Sensationen gehören inzwischen zur Sinnlichkeit und konstituieren als solche einen Teil des Erkenntnis-Vermögens; daher wir von denselben hier nichts weiter zu sagen haben.
Wir kommen daher jetzt auf das eigentliche Gefühl. Gefühl könnte man im Gegensatz der Sensation subjektive Empfindung nennen, um es sogleich von der letzteren als objektiver bestimmt zu unterscheiden. Das Gefühl geht nämlich auf kein Erkennen unmittelbar auf kein Objektives, auf kein bestimmtes Einwirken und Auffassen eines einzelnen Gegenstandes; es ist etwas ganz Subjektives, ein unmittelbares Bewusstsein unseres eigenen Zustandes; ein unmittelbares Bewusstsein der Beschaffenheit und Modifikationen unsers inneren Menschen — im Momente der Passivität/ wo weder Erkennen noch Wollen sich in fixierter Tätigkeit äußern. *)
Also ein von der Sensation, diesem ersten Akt des Erkenntnis-Vermögens, so wie von dem Wollen, diesem Prinzip des selbsttätigen Einwirkens in die Welt, ganz verschiedener Zustand der Seele; wohlgemerkt ein Zustand der folglich Passivität kein Handeln keine Tätigkeit bezeichnet und verknüpft ist mit dem sich aufdrängenden unmittelbaren Bewusstsein dieser seiner passiven Beschaffenheit und Natur. Sobald eine bestimmte Richtung auf das Vorstellen und Begreifen eines einzelnen Gegenstandes, folglich ein Akt des Erkennens in der Seele anfängt, so verstummt in demselben Momente das Gefühl; und nicht weniger muss es alsbald schweigen, sobald unser Gemüt eine bestimmte Richtung aufs Handeln nimmt; von einem Begehren und Wollen auf ein gewisses Ziel getrieben wird.
Dies heißt mit andern Worten soviel: das Gefühl besteht in dem unmittelbaren Bewusstsein der Totalität unsers gegenwärtigen Seelen-Zustandes, in der Total-Vorstellung, wenn man will, oder Total-Anschauung unsers affizierten inneren Menschen. Das Affiziertsein der Seele in ihrer Totalität ist somit sein Wesen, und es verschwindet folglich, sobald die Seele geteilt wird durch die Richtung auf eine einzelne Vorstellung, durch die Fixierung auf ein besonderes Objekt des Erkennens oder Wollens. Bezeichnen wir die verschiedenen Tätigkeiten der Seele, so viel deren auch sind, mit dem allgemeinen Namen Vorstellungen, so lässt sich auch die ältere genetische Definition des Gefühls, dass es nämlich ein Mannigfaltiges der Vorstellungen sei, die die Seele nicht sobald in Eins begreifen könne, sehr wohl rechtfertigen. Wird nämlich die Seele von diesem Mannigfaltigen der Vorstellungen in derselben Zeit überwältigt, vermag sie in dem Andrang so vieler Vorstellungen noch keine derselben einzeln festzuhalten und zur Deutlichkeit des Begriffs zu erheben, so fühlt sie dann bloß sich selbst, ihre Überwältigung, ihr Affiziertsein überhaupt. Alle Kräfte der Seele, ihr ganzes Leben, ihre gesamte Tätigkeit ist dann versunken in Leiden, verschlungen von der Macht des einen Gefühls, das sie gefangen hält.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Vom Selbstgefuehl und Mitgefuehl