Die Kosakenstämme

Sie sind die Nachkommen der einst frei herumstreifenden Kriegerhorden, die endlich unter der Russischen Herrschaft zu einem geregelten Ganzen geführt wurden. Von denselben sind nun die Linienkosaken als Grenzwächter im Kaukasus benutzt und diese sind hier gemeint.

Was die Volksmedizin in Georgien anlangt, so findet man bei den Bewohnern überhaupt nur sehr wenig Vertrauen zur Medizin. In den Dörfern halten sich keine Ärzte auf und bei den Bewohnern der Berge fehlt das Zutrauen ganz und gar. Man wendet sich in dringenden Fällen an alte Weiber, Hexenmeister etc., oder auch, man greift nach irgend einem Mittel, welches als Familiengeheimnis vom Vater auf das Kind vererbt wurde.


Wes Geistes Kinder aber die Georgier sind, mögen einige übliche Gebräuche bei ihnen noch besser darlegen. Die Mädchen essen vor dem heiligen Georgtag viel Gesalzenes, einzig in der Hoffnung, dass so ein Bräutigam erscheinen und zu trinken geben werde. Bei Regenlosigkeit spannt man ein Dutzend Weiber an den Pflug und betet, schreit, lacht und weint während dem Beackern, um so von Gott Regen zu erflehen. Um Regenwetter abzuwehren, hält man ein neugeborenes nacktes Kind in den Regen.

Die herrschenden Krankheiten in Georgien sind im Sommer Gallenfieber und Ruhr, im Herbst gallige Wechselfieber, im Winter akute Hautausschläge und das georgische Schweißfieber. Eines Teils die plötzlichen Gegensätze in der Temperatur, andern Teils Erkältungen durch Baden und Genuss kalten Getränks, durch die kalten feuchten Wohnungen, durch das Schlafen auf dem Dache in der heißen Jahreszeit, mögen die Hauptursachen sein. Phthisis kommt häufiger in Tiflis als in der Nachbarschaft vor. Abortus soll oft Vorkommen. Der Biss von Skorpionen, Taranteln und Phalangen kommt zwar oft vor, allein Öleinreibungen genügen ihn unschädlich zu machen. Skorbut erscheint oft im Frühjahr in bergigen Gegenden; die epidemischen Fieber sind nicht mit großen Schmerzen verbunden und nicht zu lange dauernd; man überlässt sie der Natur. Bei chronischen Krankheiten, Phthisis, Arthritis, Konvulsionen schleppt man den Kranken in die Kirche und hofft durch Gebet der Pfaffen Erleichterung zu schaffen.

Die Georgischen und Armenischen Frauen kommen meist kniend nieder, indem sie sich gegen eine Frau stützen und die Hebamme von hinten das Kind empfängt, während sie auch dabei kniet. Die Niederkunft erfolgt in der Regel leicht. Das Neugeborene wird nicht gewaschen, sondern mit Salz bestreut und liegt so eingewickelt auf dem Fußboden. Vor der Niederkunft reinigt sich die Frau am ganzen Körper. Männer sind bei der Niederkunft nicht gegenwärtig und selbst drei Wochen lang nach der Entbindung sehen sie die Frau nicht.

Ihre Furcht vor den Kuhpocken ist eben so groß als die vor Variola und nur Furcht kann die Ältern dahin bringen, die Kinder impfen zu lassen.

Bei Krankheiten, deren Erscheinungen sinnlich wahrnehmbar und bei solchen, welche sehr schmerzhaft sind, suchen sie ärztliche Hilfe.

Die häufig vorkommenden hysterischen und krampfhaften Zufälle, Kränklichkeit und Unfruchtbarkeit sind die Folge der frühen Verheiratung vor der entsprechenden Reife, des einförmigen abgeschlossenen Lebens der Mädchen in den dunkeln kalten, feuchten Wohnungen, des Nichtstuns und des Missbrauchs der warmen Bäder.

Im diätetischen Leben spielt das Bad eine Hauptrolle. Die Frauen besuchen jeden Sonnabend dasselbe und verweilen, wenn es nur die Mittel erlauben, von 8 Uhr Morgens bis Nachmittags 5 Uhr in demselben. Wenn nun diese, wie in Tiflis, schwefelhaltig sind, so kann der höchst nachteilige Einfluss auf die Brustorgane nicht ausbleiben, ganz abgesehen von den übrigen Einwirkungen. Im Bade beginnt man zunächst mit dem Kopfe. Während das Haar trocknet, bereitet man eine Salbe, die eine ganze Stunde gerieben werden muss; ist das Haar gesalbt, so umwickelt man den Kopf mit einem Tuch und gestattet der Einwirkung der Salbe 2 volle Stunden. Darauf wird das Haar abermals gewaschen, getrocknet und mit einem Pulver bestreut, das ihm eine schöne schwarzblaue Farbe gibt, während die Salbe zur Beförderung des Haarwuchses bestimmt ist. Das Pulver bleibt eine Stunde mit dem Haar in Berührung, dann aber wird dasselbe, nach der Reinigung, in viele Zöpfe geflochten. Jetzt geht es mit aller Sorgfalt zu den Augenbrauen und Wimpern. Nachdem man den letztem eine gebogene Form gegeben, so werden alle unnütze Härchen ausgerissen, wo man alsdann Brauen und Wimpern mit einer eigenen Salbe bestreicht, kleine Stückchen Löschpapier auflegt und ungefähr eine Stunde wartet bis Alles trocken geworden ist. Hat man nun beide abermals ausgewaschen und getrocknet, so kommen Gesicht, Hals, Arme und Hände an die Reihe. Die letzteren reibt man mit Kürbisöl ein und pudert sie mit weißer Schminke. Den Lippen, Zahnfleisch und Zähnen wird nicht weniger Aufmerksamkeit gezollt. Endlich, nachdem nun zuletzt Alles mit feinen Tüchern abgewischt ist, verlässt man das Bad.

Die Bäder der Männer bestehen aus zwei Zimmern. Im ersten sind ringsum Bänke angebracht, die mit Teppichen belegt werden; in der Mitte sprudelt eine Fontaine. Im zweiten Zimmer befindet sich eine im Boden angebrachte steinerne Wanne, in die man nach Belieben warmes und kaltes Wasser fließen lassen kann. Zwei nur wenig über den Fußboden erhabene Tische mit erhöhtem Ende für den Kopf dienen zur Lagerung des Badenden und der nackte, nur mit Lendenschurz versehene Bademeister beginnt seine Manipulationen damit, dass er ihn mit heißem Wasser begießt und den ganzen Körper mit seinen rauen Badehandschuhen reibt; dann lässt er dessen Gelenke knacken und knetet auf ihm herum wie ein Toller, begießt ihn wieder mit heißem Wasser, bereitet Seifenschaum und bearbeitet abermals den Märtyrer mit seinem rauen Badehandschuh und schließt mit einem letzten Abspülen. So be- oder durchgearbeitet gelangt man in das kühlere Badezimmer, wo um die Fontaine Frühstück und Mittag bereitet steht. Wein fehlt nicht, denn nur der Mohammedaner trinkt im Kaukasus Wasser. Selbst der Neugeborene erhält Wein.

Einige Zeremonien der Gurier, welche sich auf Volksmedizin beziehen, sind folgende: Am ersten Tage der großen Fasten einen mit brennenden Lichtern besetzten Teller und rufen zu Gott, dass wenn Jemand von ihnen die Pocken bekomme, sie ohne Nachtheil für sie vorübergehen mögen. Hierauf wirft man die Kügelchen ins Wasser. Diejenigen, welche die Pocken noch nicht gehabt haben, kämmen sich an diesem Tage nicht, lesen keine Bücher, nähen nicht, blicken kein Gerstenfeld an, weil sie glauben, sie würden so viele Pockennarben und Flecke auf dem Körper dann erhalten, als der Kamm Zähne, das Buch Buchstaben, das Feld Ähren und die angefertigte Arbeit Stiche enthält.

Bei den Entbindungen der Frauen, vorzüglich aber der höheren Stände, fehlt es auch nicht an besonderen Gebräuchen. Die Wöchnerin bezieht ein Zimmer ohne Fußboden, welches mit Heu bestreut wird, auf welchem das Bett stehen muss; über diesem wird ein Strick auf solche Weise an der Decke befestigt, dass ihn die Kreisende im Augenblick der Entbindung mit der Hand fassen kann. Am Kopfende des Betts wird das Bild der heiligen Maria gestellt, der Priester liest das Evangelium, bis die Entbindung vor sich geht, während der Ehemann in einem Nebenzimmer sitzt. Kommt die Frau mit einem Knaben nieder, so folgt anhaltendes Jubelgeschrei und Freudenschießen. Derjenige, welcher dem Vater zuerst die Nachricht gibt, dass ihm ein Sohn geboren, erhält nach seinem Stande ein Geschenk; bei der Geburt einer Tochter verlauten keine Freudenbezeugungen. Darauf trägt man die Entbundene in ein ausgeschmücktes Zimmer und bedeckt sie mit einem Netze, damit der böse Geist von ihr abgehalten werde. Das Bett wird mit Vorhängen von Damast versehen und unter das Kopfkissen legt man Muscheln. In der ersten Nacht begibt sich die Familie nur erst mit Tagesanbruch zu Bett. Sobald sich die Nachricht von der Geburt des Kindes verbreitet, eilen die Fürsten, die Edelleute, der gemeine Mann und selbst die Frauen der Umgegend und zwar die letzteren in sonderbaren Vermummungen herbei, bald als Schweine, bald als Pferde etc. Haben sich alle versammelt, so singt man, nachdem man Platz genommen, verschiedene Lieder, schlägt die Trommel, spielt die Zither (Balalaika und Gusli), und Männer und Frauen tanzen lesghische, abchasische und andere Nationaltänze und treiben allerlei Kurzweil.

Die ganze Lebensrichtung bei den Bergvölkern ist eine kriegerische, und während wir im Allgemeinen bei ihnen mehr den physischen Mut als Impuls waltend finden, begegnen wir doch auch Taten und Handlungen die von Seelengröße zeugen. Was die Gebräuche anlangt, welche von den Tscherkessen bei Verwundeten beobachtet werden, so findet man dieselben, wenn gleich modifiziert, im ganzen Kaukasus. Gehört der Verwundete zur bevorrechteten Klasse, so bringt man ihn zum Herrn des zunächst gelegenen Dorfes, der dann den Kranken auffordert bei ihm zu bleiben, und nur besondere Gründe veranlassen dann die Aufforderung abzulehnen. Ehe der Kranke in die Wohnung gebracht wird, erhöht man die Türschwellen durch Aufnageln dicker Bretter. Ein Mädchen von weniger als 15 Jahren zieht mittelst eines in die Hand genommenen Kuhfladens an der inneren Wand eine Linie, um so den Kranken vor den „bösen Augen“ zu schützen. An das Bett des Kranken stellt man eine Tasse mit Wasser und einem Hühnerei und einen eisernen Hakenpflug mit einem eisernen Hammer. Jeder, der den Kranken zum ersten Mal besucht, tritt zum Bett, schlägt drei Male mit dem Hammer auf den Pflug, bespritzt die Bettdecke mit etwas Wasser, worin das Ei liegt und spricht: „Gott schenke Dir Gesundheit“. Darauf entfernt er sich wieder etwas vom Bett und nimmt den Platz ein, der ihm nach Alter und Stand zukommt. Das Überschreiten der Türschwelle geschieht mit Vorsicht, damit man nicht mit dem Fuß daran stößt, weil dieses als ein böses Omen angesehen wird. Das Schlagen mit dem Hammer geschieht so stark, dass der Schall das ganze Haus durchtönt. Übrigens hegt man den Aberglauben, — dass das Schlagen des Pfluges von Seiten eines Brudermörders, oder Mörders eines Unschuldigen keinen Schall veranlasse, auch soll das Ei bersten, sobald ein solcher die Finger in das Wasser taucht, — nicht mehr allgemein, allein dennoch verrichten Alle diese Zeremonie. Sie hat offenbar ihren Ursprung darin, dass man der Nähe eines solchen Menschen bei einem Kranken einen schädlichen Einfluss zuschrieb und auch jetzt schreibt man jede üble Wendung der Krankheit der Anwesenheit solcher zu und hat das Ei aus irgend einer natürlichen Ursache einen Riss bekommen, so findet die Umgebung darin eine Bekräftigung ihres Aberglaubens.

Die heilkundige Person stellt sich sogleich ein, wenn der Kranke in das Haus gebracht worden ist und verlässt ihn nur erst wieder nach seiner Genesung. Jeden Abend besuchen den Kranken Personen jeden Standes aus der Nähe und Ferne. Eltern halten sich verbunden ihre Töchter zum Kranken zu schicken und dann und wann erfolgt auch vom weiblichen Teil der Bewohner des Hauses, worin der Kranke liegt, eine solche Einladung. Allein dieses bezieht sich nur auf Jungfrauen, während solche Besuche verheirateten Frauen durchaus untersagt sind. Mit dem Anbruch der Dämmerung sammelt sich die ganze Zahl der Besucher um in der Wohnung des Kranken einen gemeinschaftlichen Gesang zu halten, wo alsdann der eine Teil den andern zu über treffen strebt. Anfangs singt man nur auf den Zustand passende Lieder, ist jedoch die Gefahr verschwunden, so kommen die gewöhnlichen Gesänge an die Reihe. Nach beendigtem Gesang treibt man Scherz und Spiel, an welchem sich vorzüglich die Mädchen beteiligen. Unter allen ist das Händeschlagen das beliebteste. Bei demselben macht ein männlicher Besucher dadurch den Anfang, dass er zu einem der Mädchen tritt und sie die Hand auszustrecken bittet; er schlägt sie dann auf die flache Hand, darauf tritt das Mädchen zu einem der Männer und schlägt ihn auf die flache Hand und auf diese Weise geht es die ganze Reihe durch. Alle weiteren Spiele sind mit Geschrei und Lärm verbunden. Nach Beendigung dieser Belustigungen folgen wieder auf den Zustand des Kranken passende Gesänge. Zum Nachtessen besetzt man die Tische für die Vornehmen mit Speisen und Getränken in irdenen Geschirren, für das Volle in großen Eimern. Nach demselben folgen wieder einige heitere Gesänge und dann entfernen sich alle außer den Krankenpflegern, um aber am nächsten Abend so lange wiederzukehren, bis der Kranke entweder genesen oder gestorben ist. Sobald übrigens keine Hoffnung zur Genesung mehr besteht, verstummen alle Freudenlaute, allein die Gesänge schweigen selbst in den letzten Lebensstunden des Kranken nicht. Sobald der Zustand des Kranken es nur irgend möglich macht, so nimmt er am Gesang und Spiel Teil. Naht sich ihm eine geehrte Person oder Jungfrau, so verlässt der Kranke sein Lager, oder er setzt sich doch aufrecht. Der Umstand, dass man in Gegenwart von Besuchern weder durch Miene noch Stimme seine Leiden verraten darf, ohne die Achtung der Masse zu verlieren und sich dem Spott auszusetzen, gibt dem Tscherkessen eine unglaubliche Selbstüberwindung. Ist der Kranke genesen, so veranstaltet der Hausherr einen Schmaus und beschenkt ihn mit Waffen und einem vollständig gerüsteten Pferde. Der Arzt erhält außer einer Belohnung noch alle Häute der Tiere, welche während der Krankheit im Hause geschlachtet wurden. Der Genesene beschenkt, wenn er ein Fürst ist, den Hausherrn mit sieben freien oder gefangenen Leuten, außerdem erhalten aber noch diejenigen, welche mit seiner Pflege beschäftigt gewesen, die Frau, welche die verschiedenen Verbandstücke gewaschen hat und das Mädchen, welches das böse Auge beschworen hat, Geschenke.

Die untere Volksklasse dingt immer mit dem Arzt um dessen Lohn, während die Vornehmen dieses als entehrend unterlassen.
Russland 093. Ein Gardekosak in Paradeuniform

Russland 093. Ein Gardekosak in Paradeuniform

Kosaken

Kosaken

Baumposten der Kosaken in Ostpreußen

Baumposten der Kosaken in Ostpreußen

Kosaken beim Beutemachen 1913

Kosaken beim Beutemachen 1913

Gefallener Kosak

Gefallener Kosak

Kosaken-Regiment beim Angriff

Kosaken-Regiment beim Angriff

Plündernde Kosaken

Plündernde Kosaken

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