Die Lappen

Nach allen Untersuchungen ergibt sich, dass der Lappenstamm einst ganz Skandinavien und die Dänischen Inseln als Fischer- und Jägervolk einnahm und erst nach dem Eindringen geistig und körperlich überlegener Einwanderer zurückgedrängt wurde. Sie zerfallen in ansässige und nomadisierende. Während die ersten durch die Vermischung mit Finnländern und Russen Manches von ihrer Eigentümlichkeit verloren haben, tragen die letzteren den allgemeinen Typus der Nomaden des hohen Nordens. Die ansässigen Lappen treiben Jagd, Fischfang und Viehzucht, die Wald-Lappen im Sommer Fischfang und im Winter Renntierzucht, jedoch ist der erstere Hauptbeschäftigung. Aus diesem Grunde ist die Zahl der Renntiere wegen vernachlässigter Pflege bei ihnen sehr verringert. Die Hütte des Enare-Lappen bildet ein Viereck, das Fundament besteht aus drei übereinander gelegten Balken oder aus Steinen; der obere Teil hat eine pyramidale, oder abgerundete, halbkugelförmige Gestalt. Durch die Länge der Hütte, von der Tür bis zur Hinterwand, liegen zwei parallele Balken; diese werden von zwei anderen durchschnitten, indem sie quer von einer Wand zur andern liegen. Auf diese Weise entstehen 9 Abteilungen. Die drei nächst der Tür dienen für den Holzvorrat, grobem Hausrat und Schuhwerk; die drei an der Hinterwand befindlichen sind für den Vorrat von Lebensmitteln und die geschätzteren Utensilien.

Von den in der Mitte befindlichen drei Abteilungen wird die mittlere, unter dem Rauchfange gelegene, zur Feuerstelle benutzt. Die rechts daneben befindliche ist für den Hausherrn und die Hausfrau, die linke für die übrigen Familienglieder bestimmt. Bei zahlreicher Familie müssen die geringeren Glieder in einer der übrigen Abtheilungen sich unterbringen. Reichere Lappen haben auch Stuben, die sie jedoch nur im Sommer bewohnen.


Bei ihren Schamanen scheint die Verehrung der Macht der Schlangen sehr groß zu sein und äußert auch ihren Einfluss, bei der Heilung von Krankheiten. So tröpfelt der Schamane bei Halsleiden Wasser durch eine Schlangenkehle in den Mund des Kranken; oder er drückt die kranken Stellen unter Beschwörungsformeln mit einem Schlangenzahn.

Bei den Enarelappen finden wir die Rudimente von Kultur; er ist Christ, gottesfürchtig, rechtlich und nüchtern. Das Letztere kann von den übrigen Lappen nicht gesagt werden. Im Winter bewohnen sie Häuser; im Sommer, wo sie dem Fischfang obliegen, ziehen sie von Hütte zu Hütte. Verlässt er seine Winterwohnung, so geschieht es nur der Weide für seine Renntiere wegen und um Baumrinde zur eignen Nahrung und Brennholz zu haben. Da sie nun 3 — 4 — 5 Male im Leben ihren Wohnsitz ändern müssen, so verwenden sie auch nur sehr wenig Mühe auf ihre Wohnung. Die Wohnstube fasst nur eben die Familie und einige Schafe. Ihre Höhe unter den Dachbalken ist ungefähr die eines hohen Mannes, an den Seiten ist sie geringer. Die Schlafstelle bildet zuweilen eine besondere Abteilung, die sich etwas in die Erde herabsenkt. Die Küche mit dem einfachen Herd und Rauchfang bildet eine besondere Abteilung. Zuweilen findet man ein kleines Fenster mit Glas. Tisch und Stühle sind selten. An einigen Wohnstuben befindet sich ein Ausbau zur Aufbewahrung der Kleider etc. Auch besitzen die Reicheren eigene Ställe für Schafe und Kühe. Außerdem besitzt jede Familie eine Sommer- und eine Winterwohnstätte mit einer oder mehreren Vorratskammern, welche zum Schutz gegen Raubtiere auf hohen Pfosten ruhen.

Fischfang ist ein Hauptnahrungszweig; die Fische, welche sie nicht aufzehren, werden für den Winter getrocknet. Im Winter genießt der Lappe gern Rentierfleisch. Die Hauptmahlzeit ist spät am Abend. Am Morgen verzehrt man die Reste derselben, oder trockne Fische. Bei vielen findet man auch Brot, Käse aus Renntier-, Schaf- und Kuhmilch und die gesammelten Beeren von Chamomaerus und Empetrum nigrum.

Der Berg-Lappe ist zwar Christ , steht aber in sittlich-religiöser Beziehung tiefer als der vorige; ausgeprägt ist bei ihm die Liebe zu seiner Familie. Sie leben in Jurten (Goatta), deren Konstruktion die gewöhnliche ist. Sie halten sich im Sommer an der Küste, im Winter in den Bergen auf. Sein Reichtum ist das Rentier. Er liebt das Blut desselben ungekocht zu genießen und isst die Fleischsuppe ohne Salz. Der Fischer-Lappe steht in Hinsicht auf Kultur höher als der vorige. Er bewohnt im Winter Stuben; da er jedoch im Sommer und zuweilen auch im Winter nomadisiert, so nimmt er die Mitte zwischen dem Berg- und dem sesshaften Enarelappen ein.

Die eigentlichen Russischen Lappen sind im Allgemeinen den letzteren ähnlich. Sie beschäftigen sich im Sommer mit Fischfang, wobei sie in Jurten oder Fischerhütten wohnen. Im Winter bewohnen sie Dörfer, nicht aber wie die Enarelappen weit von einander entfernt liegende Wohnungen. In ihnen regt sich, der Handelsgeist. Viehzucht treiben sie nicht, ausgenommen die des Renntiers. Die Wohnungen sind denen des Enarelappen ähnlich, nur haben sie platte Dächer. Als Schlafstellen dienen ihnen die an den Wänden angebrachten Bänke. An den Küsten, in den Bergen und baumarmen Gegenden leben sie auch in Jurten, die aus Balken oder Brettern, in geneigter Stellung aufgerichtet, erbaut werden. Die Jurte ist in der Mitte am breitesten, nach beiden Enden schmäler; an beiden befindet sich eine Öffnung mit einer schmalen Seitenwand. Das Dach ist platt und mit Torf gedeckt. Inder Mitte befindet sich der Herd. Eine andere Bauart ist die der Russischen Karelen mit Öfen und Schornstein.

Die Kleidung ist bei allen Lappen fast gleich, und die gewöhnliche aus Renntierfellen angefertigt. Die Russischen Lappen tragen eine Mütze mit Ohrlappen, welche zugleich einen Teil des Gesichts bedeckt. Bei den Männern hat sie oben eine abgerundete, bei den Frauen eine platte Form und ist höher und breiter. Die Finnlappen tragen für gewöhnlich eine Kleidung aus grobem Tuch, welche eine Hemdenform hat. Bei den Russischen Lappen findet man auch die Russische Nationalkleidung. Die religiöse Entwicklung als Christen steht noch sehr tief, obgleich sic die von der Kirche vorgeschriebene Form beobachten. Tief in ihnen wuchert noch immer der alte Aberglaube an Zauberei; daher sowohl bei ihnen, als bei den Finnlappen die Akkala-Lappen in hohem Ansehen stehen, indem man ihnen magische Kräfte zuschreibt und bei Krankheiten ihre Hilfe sucht. Es handelt sich hier offenbar um die Nachklänge des Schamanismus. Neben den letztem spielen auch die alten Zauberschwestern ihre Rolle. Sie behandeln in den Russischen Lappmarken die Luxation auf folgende Weise: sie streichen mit ihren Fingern den luxierten Teil, gleichsam nach den Schmerzen suchend; nach langem Forschen fassen sie dieselben mit den Fingerspitzen, quetschen sie mit ihren Nägeln, führen sie zum Hunde, zermalmen sie zwischen den Zähnen und spucken sie zuletzt aus. Dieses wird übrigens von ihnen mehrere Male wiederholt.

Der Charakter des Lappen ist durchgängig still friedlich. Die unbezwingliche Natur und die aus dem Kampfe mit ihr erwachsenden Mühen und Armut haben ihm den Stempel aufgedrückt. Je mehr er übrigens mit Kulturmenschen in Berührung kommt, um so mehr verliert sich das ursprüngliche Gepräge. Der Einfluss des Russen auf den Lappen ist gerade der entgegengesetzte von dem des Normanen; denn während der erstere mit der angeborenen Humanität des Herzens, die keine Nation in solchem Umfange entfaltet, dem Lappen gegenüber steht, lässt der letztere nur jene kalte, harte Verachtung walten, die immer jedes Selbstgefühl niederdrückt, sobald sie vom mehr Zivilisierten ausgehend den Tieferstehenden trifft.

Die Volksmittel sind kümmerlich vertreten. Außer den Beschwörungen gebrauchen sie Rentierblut und einige Vegetabilien.
Lappen-Lappland 1675

Lappen-Lappland 1675

Lappen-Papponia 1674

Lappen-Papponia 1674

Lappen-Familie auf dem Marsch

Lappen-Familie auf dem Marsch

Lappen-Familie, Mann mit Axt

Lappen-Familie, Mann mit Axt

Lappen-Familie, Mann mit Bogen

Lappen-Familie, Mann mit Bogen

Lappen-Familie, Mann

Lappen-Familie, Mann

Lappen-Frau

Lappen-Frau

Lappen-Frauen, traditionell

Lappen-Frauen, traditionell

Lappen-Frauen und Kinder

Lappen-Frauen und Kinder

Lappen-Zeremoniel

Lappen-Zeremoniel

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