12. Tiere

1. Ein Pferd ist als Füllen neun Tage blind; daher kann es im Dunkeln neun Schritte voraus sehen (Drage in Stapelholm). — 2. Wenn die Pferde nicht gedeihen, so hole man einen Totenkopf vom Kirchhof und vergrabe ihn im Pferdestall (Schütze, Holsteinisches Idiotikon 3, 201). — 3. Halten die Pferde in der Neujahrsnacht den Kopf hoch, so kommen sie im nächsten Jahr vor den Brautwagen, wenn niedrig, vor den Leichenwagen (Lunden). — 4. Einen Ziegenbock im Stalle frei im Stalle umherlaufen lassen, schützt gegen Krankheit der Pferde (Peddringen in Dithm.). — 5. Reitet man zu Markte, um ein Füllen zu verkaufen und das Füllen will nicht von der Hofstelle, so wird es nicht verkauft (Feddringen). — 6. Die Nachgeburt von einer Stute hängt man in einen Baum, da dann das Pferd den Kopf hoch tragen wird (Schwienhusen bei Delve in Dithm.). — 7. Ins Wasser darf die Nachgeburt nicht kommen, da das Füllen dann später ertrinken wird (Feddringen). — 8. Wird im Frühjahr das Vieh auf die Weide getrieben, so lege man ein Beil auf die Stalltürschwelle und lasse das Vieh eins nach dem andern darüber hinwegschreiten. Gut Gedeihen bringt es dem Vieh, wenn es das Beil nicht berührt. Missgedeihen aber, wenn es daran stößt (Tielen und Drage in Stapelholm). — 9. Man bindet dem Vieh, wenn es im Frühjahr auf die Weide gebracht wird, „Düwelsdreck“ (Assa foetida) in den Schwanz (Schütze I, 278. 4, 157). — 10. Wenn das Vieh auf die Weide gebracht wird, reibe man ihm Salz zwischen die Hörner, so kann es nicht verrufen werden (Schütze 4, 157). — 11. Sonntags darf man kein Vieh auf die Weide bringen (Feddringen). — 12. Vor dem Austreiben gab man früher dem Vieh einen gesalzenen und in Teer getauchten Hering ein (Heide). — 13. Wird das Vieh auf die Weide gebracht, so legt man einen Besen vor die Stalltür und lässt es darüber hinwegschreiten (Krempel bei Lunden). — 14. Bringt man das Vieh auf die Weide und man will verhüten, dass es nicht von der Weide fortlaufe, so ziehe man es an einem (neuen?) Strick hin, und zu Hause angekommen, verstecke man diesen an einem Platz, wo weder Sonne und Mond scheint; dann kommt das Vieh nicht nach Haus (Preil bei Lunden). — 15. Beim Austreiben der Kühe muss man den Strick unter dem „Heck“ (Tor) vergraben; dann läuft das Vieh nicht aus (Lehe bei Lunden). — 16. Wenn eine Kuh zum ersten Male gekalbt hat, so muss eine reine Jungfrau dreimal unter ihr durchkriechen, und zwar stillschweigend, so steht sie gut (Schütze 2, 313). — 17. Auch überstreiche man die Kuh dreimal mit einer Handvoll Futter schweigend vom Nacken bis an den Schwanz und lasse es hinter ihr niederfallen (Schütze 2, 313). — 18. Einer kalbenden Kuh hänge man einen Himmelsbrief um (Dahrenwurth bei Lunden). — 19. Hat eine Kuh gekalbt, so gebe man ihr eine Sechlingsschale *) voll Branntwein mit Brotkrume (Drage in Stapelholm). — 20. Einer Kuh gebe man nach dem Kalben drei „Schrap“**) vom Teekessel ein (Dahrenwurth). — 21. Will eine Kuh die Nachgeburt nicht lassen, so stehle man drei Kohlbüschel und gebe sie der Kuh ein (Schwienhusen bei Delve). —

*) Eine Schale, die früher einen Sechsling (3 1/2 Pfg. an Wert) kostete.
**) Soviel schwarzer Kost, als man in drei Malen mit einem Messer von den schwarzen Stellen des Teekessels abschaben kann.


22. Sobald eine Kuh gekalbt hat und die Nachgeburt noch nicht fort ist, so stelle man die Mistforke hinter das Tier verkehrt um (Wesselburen. Christiansholm b. Hohn im südl. Schleswig). — 23. Den Hamen hängt man hoch in einen Baum, damit kein Hund dabei kommen kann; sonst hat das Vieh kein Gedeihen (Dithm.; vgl. Schütze 2, 96). — 24. Beim Viehstapel ist die Zahl 13 eine Unglückszahl. 7, 14, überhaupt alle Zahlen, die durch 7 teilbar, sind glückbringend für den Viehstapel (Drage). — 25. Einen Wiepeldorn*) an dem Stalltürständer befestigen, schützt das Vieh gegen Krankheit (Nindorf bei Hohenwestedt). — 26. Wenn eine Kuh auf das Fuel*) wässert, so tut sie es jedesmal, wenn man gerade melken will (Lehe bei Lunden). — 27. Gegen das Behexen des Viehes muss man in einen Balkenständer Teufelsdreck stecken (Kellinghusen). — 28. Will eine Kuh nicht rindern, so gebe man ihr einen Schrapstuten (den letzten Teig aus dem Backtrog); am dritten Tage rindert sie (Schütze 2, 313). — 29. Kauft man Kühe (Schweine, Schafe) von jemand, dem man nicht recht traut, so gebe man ihm unvermerkt einen Schilling über den bedungenen Preis, so kann er das Gedeihen nicht hindern. Tut er es dennoch, so gebe man ihm einen Verweis; sagt er dann: „Gah man hen, et gift sik“ so hat man Hoffnung, dass das Vieh gedeihe. Hilft auch das nicht, so muss man das Vieh „raden“ lassen oder es verkaufen; denn sobald das Vieh in die dritte Hand kommt, so kann ihm der Beschwörer nichts anhaben (Schütze 2, 313. 3, 269). — 30. Gibt man der Kuh geschnittenes Putter, so spucke man dreimal ins Gefäß, woraus sie fressen soll (Schütze 2, 313). — 31. Will eine Quie beim Melken nicht stehen, so lege man ihr eine Männerhose hinten auf den Rücken, aufs Kreuz; oder man binde ein Strumpfband vom rechten Bein um das linke Hörn des Tiers (oder umgekehrt); oder aber man nehme dreimal den Milcheimer um den Leib des Tieres herum (Christiansholm bei Hohn in Südschleswig. Dithmarschen). — 32. In den Zwölften muss man das Vieh mit Asche einstreuen, dann bekommt es keine Läuse (Drage). — 33. Wenn sieben Stück Vieh alle nach einer Seite hin liegen, so kommt Besuch (Neuenkirchen). — 34. Im Stall gerade da, wo das Vieh seinen Stand hat, vergrabe man Teufelsdreck; das bringt dem Vieh Gedeihen (Dithm.). — 35. Tröpfelt beim Melken Milch an die Erde, so werden die Kühe „göst“ (trocken) (Dithm.). — 36. Ein Quiekalb ist ein Eckständer im Hause (Lehe bei Lunden). — 37. Einem nüchternen Kalb muss man in das erste Trinken ein Zweipfennigstück legen und dieses dann einem Bettler schenken (Lehe). — 38. Wenn man mit einer Kuh zum Stier zieht, so muss man durch das eine Tor hinauf auf die Hofstelle ziehen, wo der Stier steht, und durch das andere mit der Kuh wieder fortziehen; dann „bullt“ (rindert) sie nicht ab (Dahrenwurth bei Lunden).

*) Wiepeldorn heißt im östlichen Holstein, auf dem Mittelrücken und im Dänischenwohld die Heckenrose, Rosa canina.
**) Fuel, in Süderdithmarschen auch Heel Nachgeburt.

Bauer mit Pferd

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Bauern beim Dreschen

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Getreideernte, ein Fuder Getreidegarben

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Ochsengespann

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Champions

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Pferdestall auf dem Gut

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Jungbauer

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Kälbertränken

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Zuchtbulle

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Schafe, Zuchttiere

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Reiter, Landjugend

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Kormoran

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