Die Hebräer

Die Hebräer

Aus den zahllosen Keuschheitsgesetzen, welche eines der wichtigsten Kapitel des mosaischen Kodex ausmachen, aus dem, unter dem Bilde der Ahala und Ahaliba *)
entworfenen und mit starken Farben aufgetragenen Gemälde des Propheten Hesekiels leuchtet schon die Unkeuschheit der Hebräer her, vor, wenn auch nicht die Geschichte ihre öffentliche Schamlosigkeit mit zahlreichen Beispielen belegte.


*) Das Bild deutet auf Juda und Israel, welche Hesekiel Kap. 23 mit zwei Huren vergleicht.

Eine Beischläferin war nach hebräischen Grundsätzen weder eine Hure, noch eine Konkubine nach unsern Begriffen. Gefiel es einem Hebräer, auf Verlangen seiner Frau, oder ohne ihre Einwilligung, eine seiner Mägde als Frau zu gebrauchen und sie zu sich in sein Bette zu nehmen, so nannte man sie ein Kebsweib. Die mit ihr erzeugten Kinder waren rechtmäßig und konnten mit den andern erben. Die Kebsweiber waren entweder israelitischer Herkunft oder lm Kriege erbeutete Sklavinnen. Für beide gab Moses folgende Gesetze: Hat ein Herr eine seiner israelitischen Mägde als Beischläferin gebraucht, so soll es ihm nicht erlaubt sein, sie wie die Knechte im siebenden Jahre frei zu lassen. Will er sie nicht länger als Beischläferin behalten, so muss er ihr den Weg zum Ehestande erleichtern; verkaufen kann er sie aber nicht unter ein fremdes Voll. Kriegsgefangene mussten sich Haare und Nägel abschneiden, ihren Vater und Mutter einen Monat lang beweinen, und gleichsam ihrem Vaterlande absterben, ehe sie als Beischläferinnen das Bett eines Hebräers besteigen durften. Die jüdische Religion anzunehmen wurden sie nicht gezwungen, aber ihren Göttern durften sie nicht mehr opfern.

Außer dieser erlaubten Hurerei gab es bei den Hebräern noch eine vierfache Art von unerlaubter: erstens, wenn ein unverheiratetes oder unverlobtes Frauenzimmer sich einem Manne überließ: zweitens, wenn eine Verlobte dies tat; drittens, wenn sie eine öffentliche Hure ward, und viertens, wenn sie den Göttern zu Ehren Hurerei trieb. Aber nicht nur Hurerei, sondern auch Sodomiterei herrschte unter den Juden, so sehr auch Moses dagegen eiferte. Unter den Töchtern der Israeliten soll keine Hure sein, d. h. Hurenhäuser, in denen entweder Weiber oder Männer zu unnatürlichen Lüsten feil waren; es soll kein Hurenlohn und kein Hundegeld in das Haus deines Gottes kommen, sagt Moses. Alle diese Verordnungen vermochten der in Laster versunkenen Nation nicht Einhalt zu tun. Selbst Väter boten ihre Töchter einem Jeden feil und die Habsucht der Priester empfing die Versöhnungsopfer bekehrter Buhlerinnen. Die feilen Weiber saßen an den Tempeln, an öffentlichen Wegen. Juda fand die listige Thamar verhüllt am Wege sitzend, und sprach sie, ohne sie als seine Schwiegertochter zu erkennen, um ihre Umarmung an, womit sie ihn gegen den Preis eines Bockes begünstigte. Gestraft wurde die Hurerei nur an einer Verlobten, die sich mit einem Andern verging, und an einer Priestertochter, die zur gemeinen Buhlerin herabsank, und das Amt ihres Vaters, schändete; jene wurde gesteinigt, diese getötet und verbrannt.

Unter den berüchtigten Weiberfreunden David und Salomo neigte sich der jüdische Staat zu seinem Untergange. David war Ehebrecher und Mörder. Absalon beschlief öffentlich die Weiber seines Vaters. Salomo hatte in seinem Harem außer 700 Weibern noch 300 Kebsweiber, und ward in seinem Alter gegen dieselben so schwach, den ausländischen unter ihnen die freie Übung ihres Götzendienstes nicht nur zu gestatten, sondern selbst daran Teil zu nehmen. Doch wusste er sich auch in diesen Verhältnissen mit seiner gewöhnlichen Klugheit zu benehmen. Zwei Huren wohnen in einem Hause und bringen zu gleicher Zeit Knaben zur Welt, von welchen der eine stirbt. Die Mutter legt ihr totes Kind in den Arm der schlafenden Mitbuhlerin, als sei es das ihrige. Es entsteht ein Streit über das Mutterrecht. Beide wenden sich mit dem freien Geständnisse ihres Gewerbes an den Thron des Königs. Salomo befiehlt das lebende Kind mit dem Schwerte zu teilen. Flehend wirft sich ihm die eine zu Füßen, während die andere auf Vollziehung des Ausspruchs besteht. Die wahre Mutter ist entdeckt, und Salomos weises Urteil erschallt in ganz Israel. — Merkwürdig ist, dass man in der ganzen mosaischen Gesetzgebung weder die Tat noch die Strafe des Kindermordes findet. So groß muss die Mutterliebe selbst bei Buhlerinnen gewesen sein. Merkwürdig ist's auch, dass selbst der königliche Psalmdichter ausdrücklich über die Krankheiten klagt, mit denen man in den Armen der Buhlerinnen beschenkt würde. Vergeblich setzten .sich die wenigen Weisen des Volks der zügellosen Lasterhaftigkeit entgegen, die in den Palästen mit frecher Stirne triumphierte, und von hier die Hütten der Niedrigen vergiftete. Nathan, der dem wollüstigen Herodes den Spiegel vorhielt, musste den Tanz der königlichen Tochter mit seinem Kopfe bezahlen. So verhallten die warnenden Stimmen tugendhafter Männer in der Wüste. Die Nation war reif zum Untergange. Sie sank als leichte Beute unter das Joch assyrischer und babylonischer Knechtschaft, und ward endlich von Pompejus auf ewig vernichtet.