Die Sachsen

Die Sachsen

Die Sachsen wurden zwar später als ihre übrigen deutschen Brüder von den fränkischen Königen bezwungen, daher auch später als diese verdorben; aber schon im Anfange des elften Jahrhunderts war mit den übrigen Tugenden auch die Keuschheit, welche der heilige Bonifacius so sehr an den Sachsen gepriesen hatte, von ihnen entflohen, „Die Weiber, sagt Ditmar, zeigen ihren Liebhabern alles öffentlich, was an ihnen feil ist. Da eine solche unsinnliche Art, sich zu kleiden, dem Herrn ein Greuel ist, und dem ganzen Zeitalter zur Schande gereicht, so gehen nichts desto weniger jene schamlosen Weiber dem ganzen Volke zur Schau umher, den Tugend, Haften zum Hohn und den Bösen zum Beispiel.“ Adam sagte von den Einwohnern in Bremen, sie beflecken die Festtage durch Unzucht. Ehebrüche, Blutschande und andere schändliche Lüste, sind unter ihnen so allgemein, dass sie von Niemand getadelt werden. Die meisten, fährt er fort, haben zwei, drei oder unzählige Weiber und Beischläferinnen. Wenn ihr Bischof Adalbert über ihre Laster eiferte, so belachte man seinen heiligen Eifer; daher beschloß dieser, einem solchen halsstarrigen Volk Zaum und Gebisse in das Maul zu legen, und nahm ihnen bei der ersten Gelegenheit ihr ganzes Vermögen, und begleitete diesen Raub mit dem Hohnlachen, dass der Verlust Ihrer Güter zur Reinigung von ihren Sünden diene. Die Vögte dieses Bischofs befolgten dieses Beispiel ihres Herrn uneingeschränkt, und überschritten im Rauben und Plündern alles Maß und Ziel. —


Unter Philipp II, König von Frankreich, zeichneten sich im gelobten Lande die jungen Krieger, welche die Leibwache des Königs ausmachten, noch mehr durch ihre Ausgelassenheit als durch ihre Tapferkeit aus. Ihr Name Ribauds oder Ribaldi wurde bald der Name aller derer, welche sich den gröbsten und schimpflichsten Ausschweifungen überließen. Das Haupt dieser Ribauds, welches den Titel Roi de Ribauds führte, hatte die Aufsicht über die andern, und erteilte die Erlaubnis zu allen Arten von Spielen, die am Hofe gespielt wurden. Er erhielt von allen Logis de Bourdeaux et des femmes bourdelières wöchentlich zwei Sols, und jede Ehebrecherin mußte ihm fünf Sols bezahlen. Der Name dieses Amtes wurde unter Karl VII unterdrückt, das Amt aber selbst dauerte unter dem Titel des Grand Prévot de l’hotel auch in der Folge noch fort.