Die Italiener

Die Italiener

Ungleich verdorbener waren im zehnten Jahrhundert die Sitten in Italien. Die Laster und Ränke der italienischen Könige, die Schamlosigkeit der vornehmsten Fürstinnen übersteigt allen Glauben. Der Papst Johannes, den Otto der Große nachher entsetzte, wurde durch die Künste der Theodora, seiner Buhlschwester — ein würdiges Gegenstück zu Messalina — erst Erzbischof von Ravenna, und dann das Haupt der Christenheit. Die beiden Töchter dieser Theodora, die eine Zeitlang Rom beherrschte, traten ganz in die Fußstapfen ihrer Mutter, und eine derselben zeugte mit dem Papst Sergius den nachherigen Papst Johannes; der Liebhaber der Theodora ward angeklagt, dass er den heiligen Palast in ein Hurenhaus verwandelt, dass er Ehebruch, Blutschande und andere Gräuel der Unzucht getrieben, dass er geistliche Würden verkauft und Priester in Pferdeställen ordiniert habe. — Einige Jahre vorher erwarb sich die Witwe des Markgrafen Adalbert, gleich einer unumschränkten Beherrscherin, einen mächtigen Einfluss in ganz Italien bloß dadurch, dass sie sich nicht nur, allen Fürsten und Herren, sondern auch allen Gemeinen, die nur von einiger Bedeutung waren, Preis gab. — Der König Hugo hatte neben seiner Gemahlin eine Menge Beischläferinnen, unter welchen er die Bezola, die Rosa und Etephania so vorzüglich liebte, dass er die erste mit dem Namen Venus, die andere Juno und die dritte Semele belegte. Aber weitgefehlt, dass diese Mätressen, sich mit ihrem Gebieter allein hätten befriedigt, überließen sie sich einem jeden, der sie um ihren Genuss ansprach, — Der Papst Sixtus IV im fünfzehnten Jahrhundert, war der erste Kuppler in Rom. Er ließ auf seine Kosten ein nobles Bordell bauen. Jede Bewohnerin, die sich darin den Umarmungen der Männer Preis gab, musste wöchentlich eine gewisse Summe bezahlen, wodurch die Einkünfte des Papstes jährlich um zwanzigtausend Dukaten vermehrt wurden. Sixtus war ein so ungeheures Scheusal der Menschheit, dass er unter die Bittschrift der Familie des Kardinals St. Lucia, welche um die Erlaubnis ansuchte, während den heißen Sommermonaten Juni, Juli und August Sodomie treiben zu dürfen, um die durch den gewöhnlichen Genuss in dieser Jahreszeit abgestumpften Sinne zu reizen, ohne weiteres Bedenken sein Fiat, wie gebeten, schrieb. Der Poet Mantuan lässt ihm in der Hölle durch den Teufel sagen, dass ihn weder seine Papstmütze, noch sein kahles Haupt hindern würden, ihm den verdienten Lohn für seine viehischen Lüste, worin er sich Tag und Nacht herumgewälzt hatte, zu bezahlen. Man erinnere sich an einen Ludwig Sforza, einen Papst Alexander VI. und dessen Bastard Cäsar Borzia, an die beiden Aragonesen, Ferdinand und Alphonsus von Neapel, oder man lese das schwarze Register der unmenschlichen Verbrechen dieser gekrönten Ungeheuer, die nicht bloß zur Büßung ihrer viehischen Lüste sich der Weiber und Töchter ihrer Untertanen und Vasallen bemächtigten, sondern diesen auch ihr Vermögen und Leben raubten, so wird man von der tiefen Lasterhaftigkeit der Italiener in diesen Jahrhunderten das schauderhafteste Gemälde vor sich sehen, die sich von der Verdorbenheit her übrigen europäischen Völker nicht bloß dadurch auszeichnete, dass sie größer und allgemeiner, sondern dass sie auf Grundsätze der Religion und der Staatskunst gebaut war. Die unnatürlichen Lüste der Knabenliebe waren so allgemein, dass der Kardinal de la Casa in der letzten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts ein Lobgedicht auf dieses die Menschheit entehrende Laster herausgab.