Verwunschener Schüler.

Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden.
Autor: Baader, Bernhard ca. 1801-1859, Erscheinungsjahr: 1859
Themenbereiche
Eines Sonntags, unterm Hochamt, kam im Stollenwald zu einem Knaben ein verwunschener Schüler und fragte ihn, was er da mache. »Ich will Vogelnester ausnehmen,« erwiderte treuherzig der Bube und darauf der andere: »Geh du mit mir, und nimm dir aus jeder Kiste, die ich aufmache, eine Handvoll Geld, aber nicht mehr, und ohne ein Wort dabei zu reden!« Unbedenklich folgte ihm der Knabe auf das alte Schloß, wo der Schüler aus einem Büschel Moosfarn einen Schlüssel holte und damit auf dem Boden eine unter Laub versteckte Steinthüre aufschloß. Durch dieselbe stiegen sie hinab und kamen nacheinander in drei mit Kostbarkeiten angefüllte Gewölbe. In dem ersten öffnete der Schüler eine Kiste voll Silbergeld, im zweiten, nach Herabjagung eines schwarzen Pudels, eine voll Goldstücke, und im dritten eine voll Kupfermünzen. Aus jeder nahm sich der Bube schweigend eine Handvoll und folgte dann seinem Führer in's Freie zurück. Letzterer schloß nun die Steinthüre zu, legte den Schlüssel wieder in den Büschel und verließ den Knaben. Als dieser das Geld heimgebracht und erzählt hatte, wie er dazu gekommen, mußte er mit seinem Vater gleich wieder auf das alte Schloß; allein dort konnte er weder Büschel, noch Schlüssel, noch Steinthüre mehr auffinden.