Versuch einer Geschichte der Universitäts-Bibliothek zu Greifswald. Erstes Heft bis 1785

Der Zeitpunkt, an welchem die Königliche Universitäts-Bibliothek zu Greifswald sich anschickt, die einfachen und vielfach anbequemen Räume, die sie seit 132 Jahren, sich allmählich ausbreitend, im Universitätsgebäude einnahm, mit einem eigenen nach allen Regeln moderner Bibliothekstechnik errichteten Gebäude zu vertauschen, erscheint nicht ungeeignet, das Entstehen und die Schicksale dieser Büchersammlung einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
Ein Beamter der Bibliothek hat auf den folgenden Blättern versucht, an der Hand der gedruckten Sammlungen und Darstellungen der Greifswalder Universitätsgeschichte, der Akten des Universitätsarchivs und der Geschäftsbücher der Bibliothek die Geschichte des Institutes in den ersten zwei Jahrhunderten zur Darstellung zu bringen. Der vorliegende Abschnitt reicht bis zum Tode des hervorragendsten Bibliothekars, der die Anstalt in ihren alten Bäumen geleitet hat und recht eigentlich als ihr Begründer anzusehen ist, Johann Carl Dähnert.
Mit seinem Tode tritt in den folgenden letzten dreißig Jahren der schwedischen Herrschaft über Neuvorpommern (1785—1815) eine gewisse Stagnation in der Entwicklung der Bibliothek ein, für die erst unter der preußischen Herrschaft die Mittel reichlicher zu fließen beginnen. Den Umfang, den dieselbe jetzt bei ihrer Übersiedlung in das neue Gebäude erreicht hat, 120.000 Bände und 30.000 Programme und Dissertationen, verdankt sie vornehmlich der Tätigkeit der beiden letzten Bibliothekare, des Philologen Schönemann (1843—1865) und des Historikers Theodor Hirsch (1865—1881). Möge auch in den neuen, schönen Räumen ein günstiges Geschick ihr beschieden sein.