Fortsetzung

Endlich müssen wir noch der Anlagen als der allgemeinen Gesundheit vorzugsweise nützlich gedenken. Auch diese, sowie die Baumpflanzungen in vielen Straßen entstammen den letzten vier Jahrzehnten. Wie beliebt sie sind und wie sehr sie im Lebenskampf der Stadtbewohner Bedürfnis geworden sind, zeigt sich fast jeden Nachmittag und Abend unzweifelhaft, wo in ungezählten Scharen Männer und Frauen, Einzelne und Familien zu den Barnsdorfer Anlagen, wie zum Stadtpark hinausströmen, und wie bei einigermaßen gutem Wetter in den Wallanlagen Wege und Sitzplätze überfüllt sind. Es ist höchste Zeit, dass für die westliche Vorstadt ebenfalls Schmuck- und Spielplätze geschaffen werden. Denn die Anlagen und der neue Spiel- und Sportplatz au der Neuen Lindenstraße und den Anlagen ist für die tägliche Benutzung doch zu entfernt.

Lassen wir unseren Blick über alle diese gesundheitlichen Anlagen zurückschweifen, so sehen wir, dass die ältesten noch keine vierzig Jahre alt und dass die meisten dem letzten und vorletzten Jahrzehnt entsprungen sind. So kann denn auch ihr Einfluss auf die allgemeine Gesundheit erst in der allerneuesten Zeit sichtbar werden. Und naturgemäß auch erst in seinen Anfängen. Die Sterblichkeit hat bis um die Mitte der siebziger Jahre annähernd die Höhe behalten, die Nolde als Mittel bezeichnet, nämlich etwa 24 von Tausend Einwohnern im Jahr. Von da an sehen wir einen stetigen Abfall bis auf 18 und, wenn man die in hiesigen Krankenhäusern verstorbenen Auswärtigen abzieht auf 17 von Tausend Einwohnern. Da dies, wie aus Prof. Pfeiffers Abhandlung ersichtlich ist, einer mittleren Lebensdauer von 58 Jahren entspricht, so hat seit Noldes Zeit die mittlere Lebensdauer um 18 Jahre zugenommen. Dass diese Lebensverlängerung hauptsächlich den Jahren des Erwerbens zukommt, liegt auf der Hand. Die verminderte Sterblichkeit bedeutet also einen direkten Gewinn an Erwerb oder Kapital. Ein solcher ergibt sich noch deutlicher aus der bekannten Pettenkofer'schen Berechnung. Wenn nämlich die Jahressterblichkeit um 6 pro 1.000 zurückgeht, so bedeutet das für 50.000 Seelen 300 Sterbefälle weniger, und da man für jeden Gestorbenen 34 Kranke rechnen darf, die je 14 Tage krank sind und für Pflege usw. täglich 2 Mark kosten, so würde die verminderte Sterblichkeit eine Ersparnis von mindestens 245.800 Mark jährlich bedeuten, wobei der Verlust an Arbeitszeit und Arbeitskraft gar nicht eingerechnet ist. Diese jährliche Ersparnis zu 4% kapitalisiert würde einem Kapital von mehr als 6 Millionen Mark entsprechen. Da aber nur ein kleiner Teil der für die Gesundheit wichtigen Anlagen lediglich zu diesem Zwecke, hauptsächlich jedoch aus andern triftigen und meist unaufschieblichen Gründen geschaffen ist, so ergibt sich unwiderleglich, dass das für die allgemeine Gesundheit aufgewendete Kapital außerordentlich gut angelegt ist. In der Tat ergibt sich, dass die Klagen über hohe Kosten der öffentlichen Gesundheitspflege ganz ungerechtfertigt und unbedacht sind, in Zukunft aber um so mehr an Ansehen verlieren werden, als der Nutzen der gesundheitsfördernden Maßregeln erst in seinen Anfängen steht und sich von Jahr zu Jahr steigern wird. Ist es doch in nicht wenigen einigermaßen gleichartigen Städten gelungen, die Jahressterblichkeit auf elf und noch weniger von je 1.000 Einwohnern hinunterzudrücken.


Nachdem Sie, meine verehrten Zuhörer und Zuhörerinnen, mir so weit gefolgt sind, werden Sie mir noch die kurze Beantwortung einer Frage gestatten, die mir schon öfter entgegengetreten ist, nämlich: Was habe ich von dem Verein für öffentliche Gesundheitspflege? Meine Antwort lautet: Unser Verein ist nicht gegründet, damit die Mitglieder etwas davon haben sollen, sondern, um die Ursachen allgemeiner Gesundheitsstörungen aufzusuchen und Mittel zu ihrer Bekämpfung anzugeben. Wer sich zu dieser Arbeit uns anschließt, dem wird, wie unsere Erfahrungen lehren, Befriedigung über seine Arbeit nicht fehlen, und er wird dann wohl auch gestehen, dass er Etwas davon habe. Mögen es recht Viele versuchen. An Arbeit wird es noch lange nicht fehlen.
Rostock zur Zeit der Hanse, Holzschnitt

Rostock zur Zeit der Hanse, Holzschnitt

Rostock vom Carlshof um 1830.

Rostock vom Carlshof um 1830.

Rostock Altstadt

Rostock Altstadt

Rostock Altstadt vom Steintor.

Rostock Altstadt vom Steintor.

Rostock Blücherplatz 1844

Rostock Blücherplatz 1844

Rostock Hopfenmarkt.

Rostock Hopfenmarkt.

Rostock - Neuer Markt um 1820.

Rostock - Neuer Markt um 1820.

Rostock vom Steintor 1841.

Rostock vom Steintor 1841.

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