König Pipins Absichten

Endlich sollte ein Kriegszug des Kaisersohnes, Königs Pipin, die Unterwerfung vollenden. Mit einem starken Landheere, in welchem sich auch zahlreiche germanische Reiter befunden haben sollen, zog er von der Pomündung gegen Norden, weil es ihm an Schiffen gebrach, um den Kernpunkt Venetiens von der Seeseite angreifen zu können; er bemächtigte sich Chioggias, Malamoccos und der Insel Pelestrina und soll einen Damm von Malamocco nach Rivo alto zu bauen versucht haben, auf welchem seine Geharnischten zu Pferde dahin gelangen konnten. Die venezianischen Quellen behaupteten, dass der Widerstand der Vorfahren gegen das Frankenheer schließlich siegreich geblieben wäre. Mancherlei nicht zu bezweifelnde Tatsachen beweisen dagegen, dass die meisten Inseln von Seevenetien fränkisch geworden waren, vielleicht nur Rialto ein Zufluchtsort der reichsten Bürger geblieben war. Nach dem Tode Pipins stellte Karl der Große im Frieden von Aachen (812) ganz Seevenetien wieder unter byzantinischen Schutz. Byzanz behielt die Seeplätze Dalmatiens, anerkannte aber den fränkischen Besitz in Istrien und im Innern von Dalmatien. Den Venetern wurde die Handelsfreiheit im ganzen fränkischen Reiche samt dem Rechte, Niederlassungen zu errichten und Grundeigentum zu erwerben, gewährt, Vorteile, die sie bald erfolgreich auszunützen verstanden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Venedig als Weltmacht und Weltstadt