Der heilige Markus Staatspatron

Vor Abschluss des Friedens war Agnello Partecipazio (urkundlich Parteciacus) zur Würde des Dux gelang, die noch immer auf die byzantinische Hoheit hinwies und zur Huldigung verpflichtete. Er erbaute sich seinen Palast an derselben Stelle, an welcher von da ab ein Jahrhundert hindurch die Dogen ihren Sitz hatten, die Kapelle neben demselben war dem heiligen Theodor geweiht; bald aber wurde die Kraft eines größeren Heiligen in Anspruch genommen, um dieser Stelle eine ganz besondere religiöse Weihe zu verleihen. Die Veranlassung dazu gaben die Bemühungen der fränkischen Regierung, Grado seiner hierarchischen Stellung zu berauben und Venetien der kirchlichen Aufsicht des Patriarchen von Aquileja wieder zu unterwerfen. Der Doge Giustiniano Partecipazio ließ durch zwei Tribunen den Körper des Apostels Markus, der in Alexandria vor den Mohammedanern nicht mehr sicher war, käuflich erwerben und in sein Haus bringen (Abb. l7). Ein alexandrinischer Mönch, Staurazio, begleitete die kostbaren Reliquien und galt dem Volke als eine Bürge ihrer Echtheit; er wurde zum „primo dei ministri della capella ducale“ ernannt. Seine Nachfolger, die Primieri della Basilica di S. Marco, wohnten im Kloster SS. Filippo e Giacomo und standen im Range zunächst den Patriarchen von Grado-Venedig und den Bischöfen von Olivo-Castello, in deren Sprengel auch die Markuskirche gehörte (Abb. 7 u. 8).

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Venedig als Weltmacht und Weltstadt