Anfänge von Schifffahrt und Handel
Hier wurde nun Handel getrieben; der Wasserweg erwies sich hierzu ganz vorzüglich geeignet, die neuen Wohnsitze waren vor Überfällen gesichert, da man sie nur zu Schiffe erreichen konnte; die Machthaber des Festlandes konnten hier keine namhaften Steuern auflegen, sie waren aber auf die Mitwirkung der unternehmungslustigen und kühnen Seevenetier angewiesen, wenn der Landverkehr stockte und die Güter der damals noch fruchtbaren istrischen und dalmatinischen Landschaften in Italien gebraucht wurden. Hier wurde Salz aus dem Meere gewonnen und nach allen Richtungen verführt; als Rückfracht dienten die gewerblichen Erzeugnisse von Italien und Griechenland, die man in den Po-Ländern zu beziehen gewohnt war. Schon in der Gotenzeit war Seevenetien zu größerer Bedeutung gelangt, als das festländische Venetien im römischen Staate besessen hatte. König Theodorichs gelehrter Kanzler Cassiodor, dessen Briefsammlungen wir die wichtigsten Kenntnisse über die italienischen Zustände im Beginne des sechsten Jahrhunderts verdanken, spricht - wenn auch nicht ohne diplomatische Absicht – mit großer Anerkennung von den Leistungen seiner Bewohner. Er verlangt von ihnen Schiffe zur Verfrachtung von Wein und Öl aus Istrien nach Ravenna.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Venedig als Weltmacht und Weltstadt