Kreuzzugsgesinnung und Geschäftsgeist

Wenn die Geschichte der Kreuzzüge auch manche schöne Heldentat venezianischer Krieger zu verzeichnen und ihnen ebenso Kühnheit als Ausdauer nachzurühmen hat, so wird sie anderseits nicht verschweigen können, dass die Republik von S. Marco unter allen christlichen Staaten die größte Habgier entfaltet und den Enthusiasmus der naiven Ritterschaften von Rhein und Rhone, Schelde und Loire in gut handelspolitischer Rücksichtslosigkeit auszubeuten verstanden hat.

Als die erste venezianische Kreuzfahrerflotte von 200 Segeln unter Vitale I. Michieli in die levantinischen Gewässer auslief, lieferte sie vorerst bei Rhodus den Pisanern eine Schlacht und nahm ihnen 20 Fahrzeuge ab, die zur Bekämpfung der Ungläubigen bestimmt gewesen waren, dann plünderte sie Smyrna, bevor sie an das syrische Gestade gelangte und an der Eroberung von Jaffa teilnahm. In den nächsten Jahrzehnten haben die Dogen wiederholt in eigener Person in die syrischen Kämpfe eingegriffen. Ptolemais und Tyrus wären ohne die Mitwirkung der Venezianer kaum erobert worden dafür beherrschten diese aber auch den griechischen Archipel und schalteten in Rhodus und aus den griechischen Kykladen, wie es ihnen gefiel.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Venedig als Weltmacht und Weltstadt