Kreuzfahrten nach Syrien

Venedig war bereits die leistungsfähigste Seemacht des Mittelmeeres, als die Kreuzzüge begannen, indem die Republik ihre großen Mittel und ihr Ansehen mit einer durch reiche Erfahrung gereisten politischen Klugheit auf dem neuen Kampfplatze der abendländischen Christenheit in Verwendung brachte, stieg sie zur Weltmacht empor. Ihre Lage war dabei die allergünstigste. Während die Landheere Europas schon auf dem langen und beschwerlichen Wege ins Heilige Land ungeheure Opfer an Mannschaft und Geld bringen mussten, konnten die Streitkräfte Venedigs rasch und ohne große Kosten an die Punkte geführt werden, wo ihnen die schönsten Erfolge winkten; während die zusammengeschmolzenen Geschwader deutscher und romanischer Zunge in schwierigen und blutigen Kämpfen die Kräfte der kleinasiatischen, syrischen und ägyptischen Sultane banden, erschienen die venezianischen Flotten vor den Hafenplätzen derselben, setzten sich an den Küsten der levantinischen Inseln fest und schufen dabei nicht nur militärische Stützpunkte, sondern auch neue Emporien für den Handel ihrer Herren. Die augenfälligen Vorteile des Seetransportes bewogen endlich die Unternehmer neuer Züge, die Hilfe der Venezianer in Anspruch zu nehmen, und machten sie deren Interessen dienstbar. Der Vorteil stieg dabei auf Seite der seefahrenden Macht ins ungemessene, aber sie hatte ihn auch gegen die Konkurrenten zu verteidigen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Venedig als Weltmacht und Weltstadt