Valentini, Georg Wilhelm, Freiherr v. (1775-1834), königlich preußischer Generalleutnant

Autor: Wagener, Friedrich Wilhelm Hermann (1815-1889) preußischer Jurist, Chefredakteur, Herausgeber, Ministerialbeamter und Politiker, Erscheinungsjahr: 1866
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Preußischer General, Russische Dienste, Befreiungskriege
Aus: Staats- und Gesellschafts-Lexikon. In Verbindung mit deutschen Gelehrten und Staatsmännern herausgegeben von Herrmann Wagener. Band 21. 1866
Valentini, Georg Wilhelm, Freiherr v. (1775-1834), königlich preußischer Generalleutnant, einer der kenntnisreichsten Offiziere der preußischen Armee, war der Sohn des preußischen Obersten und Kommandanten des Invalidenkorps v. Valentini (gestorben 1807). Geboren 1775, erzogen im Kadettenhause zu Berlin, wohnte er schon im 18. Jahre dem Feldzuge am Rheine als Secondelieutenant bei und erhielt bei Landau die erste Wunde, deren er jedoch in seinem tatenreichen Leben noch viele zählen sollte. Bald nach Beendigung dieses Krieges schrieb er seine „Abhandlung über den kleinen Krieg“, worin er seine ersten gemachten Erfahrungen niederlegte. Es erlebte dieses Werk sechs Auflagen und bildet den ersten Band zu Valentinis Hauptwerk der „Lehre vom Kriege“. 1803 wurde Valentini in den Generalstab und nach Potsdam versetzt, machte 1805 als Hauptmann den Feldzug im Lauenburgischen gegen Schweden mit und war, 1806 unter Hohenlohe bei Saalfeld fechtend, Zeuge des Todes des Prinzen Louis von Preußen. Die damals unter dem Titel: „Das Gefecht bei Saalfeld, den 10. Oktober“ (Germanien) erschienene Schrift hat Valentini zum Verfasser. Bei der Kapitulation von Lübeck entkam er der Gefangenschaft durch die Flucht. Nach dem Frieden wurde er Major, trat aber, um sein militärisches Talent weiter auszubilden, bei Ausbruch des Krieges in Österreich 1809 in österreichische Dienste, wurde Adjutant des Prinzen von Oranien und schrieb sodann mit eben so großer Unparteilichkeit als Sachkenntnis seinen „Versuch einer Geschichte des Feldzugs von 1809“ (Berlin, 1812, 2. Aufl. ebd. 1818), eine wichtige Quelle zur Zeitgeschichte. Im russisch-türkischen Kriege von 1810 nahm Valentini russische Dienste, wohnte unter dem Oberbefehl des Generals Kamenskoy dem Sturme von Rustschuk, der Schlacht von Batyn und andern Gefechten bei, stieg im Laufe desselben bis zum Oberstleutnant und trat nach dem Frieden 1811 mit gleichem Range in preußische Dienste zurück. In den Feldzügen von 1813—15 stand er als Chef des Generalstabes abwechselnd bei den Heeresabteilungen der Generale v. York und v. Bülow und wohnte unter Letzterem, der Schlacht bei Leipzig und dem Feldzuge nach den Niederlanden bei. Nach dem Frieden wurde er General-Major und Kommandant der Festung Glogau, 1828 Chef des gesamten Militärunterrichtswesens und Inspekteur der Kadettenanstalten und Militärschulen. Er starb als Generalleutnant am 6. August 1834 zu Berlin am Schlagfluss. Sein großes Werk: „Die Lehre vom Kriege“ (Berlin, 1821 ff. in 4 Bänden, mit Plänen; der erste Band enthält die „Lehre vom kleinen Kriege", der zweite die „Lehre vom großen Kriege", der dritte den „Türkenkrieg“, in einer zweiten Auflage vermehrt mit einer „Geschichte der Feldzüge von 1828 und 1829“, und der vierte die „Lehre vom Festungskrieg“ hat seinem Namen durch ganz Europa die größte Achtung erworben.