Abschnitt 4

V. Däms


Kapitel 26


Ick kamm nah Parchen, wo ick up de Schaul west was, mine Lihrers von vördem nemen mi fründlich up – sei sünd vörher un nahher ümmer fründlich tau mi west –, de Direkter namm mi mit nah Prima in de Klass'. – De Primaner kemen mi as pure Kinner vör, un doch, wenn ick't mi recht äwerläd, denn stunn ick mit mine dörtig Johr up densülwigen Punkt, wo sei mit ehr achteihn stunnen, dat heit bet up dat, wat ick vergeten hadd. – Wo wiren mine schönen Johren blewen! – Ick kamm nah Hus. – As ick mit min Fellisen up den Nacken ut de Pribbenowschen Dannen tred un nah mine lütte Vaderstadt räwer kek, kennte ick sei binah nich wedder. Dat olle Bild, wat mi in de Firn ümmer vör Ogen stahn hadd, was unnergahn; nige Straten wiren upkamen, un de Stadt hadd sick nah allen Kanten utbugt. Ick gung in min Vaders Hus – dat was en frölich-trurig Wedderseihn! – Denn äwer de Freud' läd sick bi mi swor as Bli de Frag': wat nu? un bi em ok; ick kunn't em anseihn. – Ick säd mine Swestern un minen Swager »gun Dag«; ok in unsere Famili hadd sick allerlei utbugt, äwer mi kamm't ebenso frömd vör as de nigen Straten. – Stadtmus'kant Berger brächte mi en Ständschen; sei säden, 't wir ok man so so west, äwer ick freu'te mi doräwer; de Lüd' dachten doch noch an mi. As ick den annern Morgen upwakte, frog ick mi: wat nu? Un as ick tau minen Vader kamm, frog de ok: wat nu? Un in dese schreckliche Frag' bün ick Johre lang herümmer bistert; ick grep hir hen, ick grep dor hen, nicks wull mi glücken; ick weit, ick hadd schuld – de Lüd' säden't jo ok –, äwer wat helpt dat all, ick was sihr unglücklich, vel unglücklicher as up de Festung. – Min Vader was storben, un nu hadd ick mi de slimme Frag' man noch allein vörtauleggen; ick was Landmann worden, mit Lust was ick dat west; äwer mi fehlte de Hauptsak taum Landmann – dat Geld. – Ick hadd vele gaude Frün'n un einen gauden Fründ; de gauden Frün'n treckten mit de Schuller, un de gaude Fründ kunn mi nich helpen, hei hadd sülwst man knapp Geld.

Dunn säd ick eines Dags tau mi: din Kahn geiht tau deip, du hest em äwerladen; du hest all dat Takeltüg in den Kahn, wat di mal mit Hoffnungen un Wünsch un Utsichten unner de Ogen gahn is, un kein von de Rackers rögt Hand un Fäut, un du sallst den Kahn allein räudern? Rut mit den Ballast! – Un ick krig den irsten bi den Kragen: »Wer sünd Sei?« – »Avkat«, seggt hei. – »Nu kik den Düwel an, wat hei för Schauh verdröggt!« segg ick. »Heww ick di raupen?« – Un – plumps! lagg hei in't Water. Un ick krig den tweiten tau faten: – »Wer is dit?« – »Ein Verwaltungsbeamter«, seggt hei, »zu dienen.« – »As wat?« frag ick. – »Oh«, seggt hei, »man bloß als Ratsherr oder Kammerarius oder Stadtprotokollist, in 'ner kleinen ungebildeten Stadt.« – »Un du meinst, ick sall mi mit so'n Schubbejack noch länger rümmerslepen?« – »Aufzuwarten«, seggt hei. – »Je, ick will di upwohren !« segg ick, un dunn lagg ok de rin in't Water. – Dunn kamm de drüdde an de Reih. – »Wer büst du?« frag ick. – »Ein Künstler«, seggt hei – »Wo so?« frag ick. – »Ein Maler«, seggt hei. – »Ja«, segg ick, »dat hadd ick di glik an dine verdreihten Anstalten afseihn kunnt: Wat snittst du din Brod langs, wenn anner Lüd' ehr verdwars sniden? So'ne ükerwendsche Ort kann ick hir nich bruken. – Rin mit di!« Na, de spaddelte noch en En'nlang wider, de wull sick noch nich gewen; äwer tauletzt müßt hei doch Water sluken. – »Also nu de virte!« röp ick. – Nu wuchte sick dor wat in de Höcht, dat hadd grad kein Rick un Schick; äwer'n schön Gewicht, un dorüm was't mi tau dauhn. – »Woher des Lan'ns?« frag ick. – »Ut't Domanium«, seggt hei. »Un wat för einer?« frag ick. – »En Pächter«, seggt hei. »Kann di hir nich länger bruken, Bräuding«, segg ick. »Kann nich in din Hut krupen; din Hut is mi tau wid. – Rinne mit di!« – Na, Fett swemmt baben; de mag mägliche Wis' noch rüm swemmen. – As ick den föften bi den Kanthaken kreg, säd hei gottserbärmlich tau mi: »Laten S'! – Ick bün en Inspekter un möt mi vel gefallen laten un heww an tweihunnert Daler un en Pird fri un denn dat beten Lastengeld.« – »Lastengeld hest ok noch?« segg ick. – »Racker! un denn willst mi hir noch Spermang maken?« – Hei wull sick noch wehren; äwer hir hülp kein Wehren un kein Beden. – Rinne mit em! – Nu kamm de letzt, en oll lütt tausamschräutes Männeken: »Na, Brauder, wat büst du för ein?« – »Nemen S' nich äwel«, seggt hei, »ick bün en Schaulmeister, heww nägentig Daler Gehalt un fri Wahnung in de Schaulstuw', schriw all unsern Herrn Paster sine Schriwwten un heww dorför noch fri Tüftenland. Mi geiht't grad so as Sei: ick heww ok mal studiert; Sei stimmen nich mit de Welt äwerein un ick nich mit den Oberkirchenrat. Mi känen S' ümmer leben laten.« – »Ja«, segg ick, »olle Burs, dine Hoffnungen un Wünsch un Utsichten warden minen Kahn grad nich tau sihr belasten; äwer wenn wi an't Land kamen, denn borg mi dinen Rock.« – »Hei's flickt«, seggt hei. – »Schadt em nich.« – »Hei's Sei tau eng«, seggt hei. – »Schadt em ok nich, ick möt mi in em inrichten.«

Un as wi an't Land kemen, treckte ick den Schaulmeister sinen Rock an, un was hei ok eng, so höll hei mi doch Wind un Weder von'n Liw', un wenn ick ok jahrelang de Stun'n tau twei Gröschen gewen müßt, heww ick mi in em doch gaud naug gefallen; un hadd ick för den Herrn Paster ok kein Schriweri tau besorgen, denn schrew ick des Abends »Läuschen un Rimels«, un dat würd min Tüftenland, un uns' Herrgott hett doräwer jo sine Sünn schinen lauen un Dau un Regen nich wehrt – un de dummsten Lüd' bugen de meisten Tüften.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid