Abschnitt 3

V. Däms


Kapitel 26


Ick satt hir in Däms nu noch äwer fiwvirtel Johr, un vel let sick dorvon noch vertellen; äwer't würd in'n ganzen dorup herute kamen, dat mi de meckelnborgsche Regierung allens mägliche tau gauden ded, un dat ick't bi minen ollen braven Kummandanten so gaud as Kind in den Hus' hadd; äwer wat helpt dat all? De Friheit fehlte, un wo de fehlt, sünd an de Seel de Sehnen dörchsneden.

Fridrich Wilhelm III. sturw 1840, un wat sin Sähn was, Fridrich Wilhelm IV., let 'ne Amnestie för all de Demagogen utgahn, un in de Zeitungen stunn tau lesen, wo sei allentwegen fri kamen wiren; äwer mi hadden sei vergeten; ick müßt ruhig wider sitten; de Preußen dachten nich an mi, un de Meckelnbörger dürwten mi nich gahn laten.

Ach, wat sünd mi de vir Wochen lang worden! – Eines Dags äwer – ick was en beten utgahn – kamm mi en Unteroffzierer nah tau lopen: »Herr Reuter, Sei sälen fix nah den Herrn Gerichtsrat Blankenberg kamen, för Sei is wat ankamen; Sei kamen fri.« – Ick gung taurügg, ick gung an en swartes Stakettengelänner vörbi, de deipe Nahmiddagssünn schinte grell dörch de swarten Stäw, dat fung an, mi vör de Ogen tau flirren; ick müßt mi fast hollen. Ick kamm tau den Gerichtsrat, hei äwergaww mi en Schriwen: »Hir, Sei sünd fri, Sei känen, as Sei gahn un stahn, von de Festung gahn, keiner hett Sei wat tau befehlen.« – Un dor stunn't: Paul Fridrich hadd't up sin eigen Hand dahn, ahn de Preußen tau fragen, un as ick nah acht Dag' all bi minen ollen Vader tau Disch satt, kamm en schönen Breiw von den Herrn Justizminister Kampz, worin de em meldte, ick würd nu ok bald an't Hus kamen. Ja, 't was recht fründlich von em, blot dat't en beten tau lat kamm.

Ick säd adjüs bi minen Oberstleutnant un bi annere gaude Lüd' in de Stadt, packte mine säben Saken un gaww sei mit Frachtgelegenheit. Den annern Morgen Klock vir namm ick en lütten Ränzel up den Puckel, bunn minen lütten Hund an de Lin, dat de Soldaten em mi nich weglockten, un gung as en frien Mann ut dat Dur, nah de Fenzirsche Mähl hentau.

As ick achter de Mähl kamm, kamm ick in de Haid – 'ne trostlose Gegend! Sand un Dannenbusch un Haidkrut un Knirk, so wid dat Og reckt; Weg' gungen bi Weg'; äwer wecke was de rechte? Ick wüßte keinen Bescheid; ick set'te mi dal, un mi kemen allerlei Gedanken.

So! Säben Johr legen achter mi, säben swore Johr, un wenn ick ok up Stun'ns in'n ganzen lustig dorvon vertellt heww, sei legen mi dunn swor as Zentnerstein up't Hart; in dese Johren was nicks gescheihn, mi vörwarts tau helpen in de Welt, un wat sei mi mäglich nützt hewwen, dat lagg deip unnen in'n Harten begrawen unner Haß un Fluch un Grugel; ick müggt nich doran regen; 't was, as süll ick Gräwer upriten un süll minen Spaß mit Dodenknaken bedriwen. – Un wat lagg vör mi? – 'ne Haid mit Sand un Dannenbusch. – Weg'? – Oh, vele Weg' führten dor dörch, äwer gah man einer so'n Weg, hei sall woll mäud' warden. – Un wecker was de rechte? – Ick bün rechtsch gahn – nicks as Sand un Dannenbusch; ick bün linksch gahn – datsülwige. – Wo ick henkamm – keine Utsicht! Ok de Minschen wiren anners worden. – Männigein hett mi 'ne fründliche Hand henreckt; äwer in'n ganzen stimmte ick nich mihr mit ehr tausam. Mi was tau Maud', as wir ick en Bom, de kröppt wir, un üm mi rümmer stunnen de annern un gräunten un bläuhten un nemen mi Licht un Luft weg.

Dat Kröppen hadd ick mi woll noch gefallen laten, denn ick fäuhlte in mi noch 'ne düchtige Lust taum Driwen un Utslagen; äwer in de Tid wiren mi ok de Wörteln afsneden. – Min oll Vader was nah Däms henkamen und hadd mi besöcht; hei was desülwige olle gaude Vader von vördem; äwer in de säben Johr wiren mit mine Hoffnungen ok sine verdrögt; hei hadd sick gewennt, mi so antauseihn, as ick mi sülwst ansach – as en Unglück; hei hadd sick för de Taukunft en annern Tausnitt makt, un ick stunn nich mihr vöran in sin Rekenexempel. Wi wiren uns frömd worden; de Schuld lagg mihr an mi as an em; de Hauptschuld äwer lagg dor, wo mine säben Johr legen.

Ach, wat wiren dat för Gedanken! – Wat was ick? Wat wüßt ick? Wat kunn ick? – Nicks. – Wat hadd ick mit de Welt tau dauhn? – Rein gor nicks. – De Welt was ehren ollen scheiwen Gang ruhig wider gahn, ahn dat ick ehr fehlt hadd; üm ehrentwillen kunn ick noch ümmer furt sitten un – as ick so unner den Dannenbusch satt – för minentwegen ok. – Äwer du büst fri! du kannst gahn, wohen du willst! De Welt steiht di apen! – Ja, äwer wecker Weg is de rechte? – »Schüten, kumm her!« un ick bunn minen lütten Hund von de Lin los, »allong! Vöran!« Ick spelte en beten Blin'nkauh mit de Welt. – De Taufall un de Instinkt, dat wiren de beiden einzigsten Haken, de ick in ehre kalen Wän'n inslagen kunn. Up de Festungen hadden sei mi knecht't; äwer sei hadden mi en Kled gewen, dat was dat füerfarben Kled von en grimmigen Haß; nu hadden sei mi dat uttagen, un ick stunn nu dor: fri, äwer ok splitterfadennakt, un so süll ick rinne in de Welt.

't gaww noch wat – dat fäuhlt ick –, wat mi wedder insetten kunn in de Welt, dat was de Leiw'; äwer sei was mi verluren gahn, sei lagg wid af von den Sand un de Dannenbüsch, up de min Og' föll. – »Schüten, min olle lütte Hund, lop vöran!« – Hei lep vöran, un ick folgte, hei was in desen Ogenblick dat einzigste Kreatur, wat mit Leiw' an mi hung. Hei was los von sine Lin, un hei sprung lustig hen un her, hei sprung an mi tau Höchten – dat was Leiw' – un äwer minen lütten Hund un mi schinte Gottes Sünn hell un warm, un wo de schint, sall't nich lang düster bliwen; in mi würd't heller. Schüten hadd den richtigen Weg inslagen, ick kamm nah Grabow un tau olle Frün'n – Franzing, weitst noch? – Äwer wo kamm mi allens vör? – Keiner mag't markt hewwen, äwer in mi was 't, as stunn ick mang all dat Gräunen un Bläuhen, un sei hadden mi de Telgen afslahn.

Franz hadd mit mi sin Schaulexamen makt, sin Unkel Hös' hadd ein dortau 'ne halw Buddel Schampanger schenkt. Hei hett sei ihrlich mit mi deilt, as wi glücklich dörchkamen wiren. Nu was hei Burmeister in 'ne lütte hübsche Stadt un hadd sick 'ne leiwe, fründliche Fru frigt, un von baben bet unnen sach sin Hus ut, as künn hei dor Lewenstid glücklich in wahnen. – Hei hett mi dat woll nich anmarkt, wo mi tau Sinn was – Afgunst was dat bi Gott nich! Äwer mi was so tau Maud', as wir ick mit dreckige Stäweln in' ne saubere Stuw' rinne treden.

Ick besöchte en annern ollen Schaulfründ von mi, den Amtsverwalter Prehn. Desülwige fründliche Upnam. – Ja, sei was so fründlich un herzlich, dat mi dese olle brave Fründ noch dat vulle Geleit nah Ludwigslust hen gaww. Dor drop ick minen gauden Vetter August. – Hei wull mi wat tau Gefallen dauhn un brächte mi tau den Hofmaler Lenthe, de wis'te mi sine Biller, un as ick de sach, säd ick tau mi: »So, dormit büst du nu ok dörch! Du hest säben Johr teikent un malt, un nu is dat ok man en Quark!« – Dunn föll wedder en Telgen up de Ird.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid