Abschnitt 2

IV. De Festung Gr.


Kapitel 23


Un as ick nu mit den lütten Gesellen ruppe kamm, dunn gung en Hurah! los, denn de beiden Kes'utsitters hadden ehre Tid in Kardinal begrepen un hadden sei sörredeß sihr nützlich anwendt, de Kapteihn in'n ruhigen Furtschritt up den Vörweg un de Franzos' in Hastigkeit, dat hei nahkem.

Wegen den Kopernikus müßte nu Aurelia noch mal lewen, un nahsten ok Mutter, un't würd 'ne grote Frölichkeit, äwer keine Utgelatenheit. Un wovon kamm dat? – Wil dat wi dat nützliche Geschäft mit de Lustborkeit tau verbinnen wüßten, denn't wohrte nich lang', dunn botterten wi beiden, ditmal de Kopernikus un ick, wedder in de Kasematt up un dal, dat dat 'ne wohre Lust was, un de annern beiden seten wiß un stiw up de Büxenbeinlings. Äwer de Kapteihn was tau sihr up den Vörweg un tau sihr ut de Richt, un as wi de drüdde Buddel binah ut hadden, dunn slog hei sick vör de Bost un säd: »Kopernikus, von mir hast du sie, ich habe sie dir abgetreten.« – Un de Kopernikus säd, wat dat för'n dämlichen Snack wir, un mi würd himmelangst, dat den Kapteihn sine Großmut wedder losbrök, denn wat dunnmals bi den Koffe so so aflopen was, kunn bi'n Kardinal slimm warden, un ick redte taum Gauden, un min oll Kapteihn let allens äwer sick ergahn. »Denn«, säd hei, »ich habe einen Trost gefunden, einen Ersatz – und was für einen Ersatz! – einen reichen Ersatz!« Un nu vertellte hei denn ok de annern in aller Heimlichkeit von sine Auguste, un wo't so kamen was, un wenn hei hacken blew, denn hülp ick mit in. – Un mit einem Mal, as ick grad de virte Buddel upmaken ded, kreg hei den Kopernikus, de unverwohrs an em vörbi bottern ded, an den Slaprock tau faten un treckt em up sinen Schot un küßt em un säd: »Kopernikus, wir bleiben ewig Freunde.« – »Ja«, säd de Kopernikus un botterte ruhig wider. – Un de Franzos' un ick segen uns dit Bild von de ewige Fründschaft an, ick käuhl bet an dat Hart, un hei käuhl bet an de Knei, von wegen dat Sprütten von de Waddick.

Un ut Dankborkeit wull nu de Kopernikus den Kapteihn sinen nigen Schatz lewen laten. »Auguste Martini!« röp hei un stunn mit en Ruck von den Kapteihn sinen Schot in de Höcht un – »Puff!« säd dat unner den Kapteihn, un de Kapteihn sackte en vir Toll sider dal; so'ne Fründschaft un so en Vivat kunn de Beinling nich uthollen, hei was platzt, un de Kes' was utschaten.

Herr Gott von Bentheim! Dor lagg nu de schöne witte Kes' up de sandigen Delen, un wat nich dor lagg, dat hackte fläg'wis an den nigen hellgräunen Bodden, den sick de Kapteihn in sinen Slaprock set't hadd, un de Gegend dorümmer let so as en schönes gräunes Roggenfeld in'n Frühjohr, wenn noch Sneischanzen doräwer liggen. – »So« segg ick, »dat kümmt dorvon!« – »Ja«, seggt de Kapteihn, »dat kümmt dorvon.« – Un de Kopernikus seggt: »Oh!«, un de Franzos' will upstahn, üm sick ok den Schaden tau beseihn, ick holl em äwer wis un segg: »Franzos', ick bidd di üm Gotts willen, bliw ruhig sitten, du richtst süs am En'n noch en niges Elend an.« – Äwer hei lett dat nich, un as hei den Schaden süht, verfällt hei in en ganz unverstänniges Lachen und kriggt sin Glas tau faten un röppt: »Charles'n sine Melkwirtschaft sall lewen!«; un as hei den Kapteihn sine Achtersid tau seihn kriggt, breckt hei wedder los mit Lachen un smitt sick up de unverstännigste Wis' up sinen Sitz taurügg: »Paff!« seggt ok sin Beinling, un dor liggt de Pastet.

»Süh so«, segg ick, »mit dat Geschäft wiren wi nu farig, nu fehlt blot noch, dat en por von jug up den Infall kamen un stöten mit de Rombuddeln up Auguste ehr Gesundheit tausamen. – Willst du nich, Franzos'? – Willst du nich, Kopernikus?«, un ick schuw jeden en Ding hen. – Sei wullen nich; äwer de Kapteihn, de wull. – »Auguste?« frog hei. »Für Auguste ist nichts zu gut!« un – bautz – sleiht hei mit de ein Rombuddel an de anner, dat all uns' Botter un all uns' Inkünften von den Botterverkop äwer Disch un Stäul lopen. – »Oh, hir is noch 'ne Buddel Kardinal«, segg ick, »Willst du de nich leiwer ok intwei slagen?« – Un hei hadd't dahn, hei hadd't wahrhaftig dahn, wenn de Kopernikus nich so vel mitleidige Besinnung hatt hadd, tau seggen, dat wir doch man schad, un em in den Arm tau fallen. – Ick stunn dor un kek as en bedräuwten Lohgarwer mine fläutengahne irste ökonomsche Unnernemung an, de Franzos' un de Kopernikus beschäftigten sick angelegentlich mit de letzte Buddel un mit vele slichten Witzen äwer de Melkwirtschaft, wodörch sei mi mägliche Wis' upvermüntern wullen, un de Kapteihn gung nah sine letzte Heldendaht un nah dat grote Botteropfer, wat hei sine Auguste bröcht hadd, mit 'ne Ort militörischen Hahnentritt up un dal un höll 'ne lopende Standred' an sine Büxenbeinlings, dat sei em Johre lang tru deint hadden, dat sei ümmer hollen hadden un dat sei ok ehren letzten Deinst woll verseihn hewwen würden, wenn menschliche Unverstand nich de Unmäglichkeit von ehr verlangt hadd.

As dat letzte Glas in'n Stahn utdrunken was, denn taum Sitten was't nahrends mihr, kamm Fru Bütow'n rinne un slog de Hän'n äwer'n Kopp tausam: »Herre Je! un unnen is't ebenso, de ganze Stuw', de driwwt. – Na, Rendlichkeit is't halwe Lewen«, säd sei un fegte den Disch mit en Bessen af.

Dat was dat En'n von minen Transparenten un von den Kapteihn sine witten militärischen Sommer-Beinen; oder beter seggt – dat was noch nich dat En'n, denn up de Nacht würd ick so krank, so krank, dat dat sülwsten den Franzosen jammern würd un hei de ganze Nacht mit uns' einzigste Medizin, mit en Pott vull Kamellentee, vör min Bedd stunn. Un as Fru Bütow'n den annern Morgen rin kamm un minen erbärmlichen Verfat sach, slog sei wedder de Hän'n äwer'n Kopp tausam un röp: »Herre Je! un unnen is't ebenso; de Herr Kapteihn weit ok sinen Liw' keinen Rat.«

Also de ok! na, denn wüßt ick jo nu Bescheid, un as de annern in de Fristun'n gahn sünd, kräpel ick mi nah den Kapteihn dal, un dor sitten wi denn beid' un kiken uns enanner an, as Waddick un Weihdag', un ick segg: »Dat kümmt dorvon.« – Un hei seggt: »Ja, dat kümmt dorvon; von den Kardinal.« – »Ne«, segg ick, »von de Melk.« – Un wi striden uns doräwer, äwer man swack, un tauletzt segg ick: »Kapteihn, lat dat! Sovel is gewiß: Kardinal un Melk verdragen sick man slicht in den menschlichen Liw', un in de irsten drei Dag' känen wi dat ein un dat anner nich geneiten. Süh, hir achter din Bedd stahn all wedder acht Quart, min heww ick Fru Bütow'n hüt morgen all gewen, denn up 'ne Holländeri lat ick mi nich mihr in. Wo wir dat, Kapteihn, wenn du di, nahdem dat du di en beten verhalt hest, sauber antrecken dedst un nah den Herrn Majur güngst un den Melkhandel upkünnigen dedst?« Dat künn hei nich, säd hei, wat de Majur un sine Dochter von em denken süllen? – »Kapteihn«, segg ick, »du büst en ollen Has', du versteihst dinen groten Vurtel nich wohr tau nemen. – Süh, de General ward di dat girn verlöwen, du kümmst mit den dicken Majur in en sihr angenehmen perßöhnlichen Verkihr, un wenn du 'ne genaue un utführliche Beschriwung von unsen ogenblicklichen Gesundheitsstand makst, denn müßt dat jo mit den Deuwel taugahn, dat sick in Auguste'n nich en Mitgefäuhl regen süll. – Mitleid im Frauenherzen«, segg ick, »Kapteihn, ist halbe Liebe.«

Richtig! – Nah drei Dag' gung de Kapteihn tau den Herrn Majur, un in dese Tid börnte Fru Bütow'n ehr fiw lütten Gören dagdäglich mit sösteihn Quart säute Melk.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid