Abschnitt 2

IV. De Festung Gr.


Kapitel 19


Nu was denn äwer unner jeden sinen Ketel tau scharp unnerbött worden, un sei kakten all äwer; blot minen ollen Kapteihn sin Ketel, de regte sick nich, unner em legen swart un düster de dodigen Kahlen von sine verbrannten Hoffnungen, an de fungen kein Füer, denn sei müggten woll von männige heimliche Tran natt sin. Äwer bi uns annern, dor ziß'te un sus'te dat man so: Kopernikus süll Aurelia'n verlaten, ick de lütte Idachechen, Don Juan sin Schenkjumfer un de annern all un de Erzbischoff sine dicke Bäckerfru, un as de Platzmajur kamm un uns de nige Verordnung ansäd, dunn brok't los, un vör allen was ick wedder so dämlich, dat Mul am widsten uptauriten: Dat ded ick nich, säd ick, dor güng ick nich! – Wat? säd de Platzmajur, dat ded ick nich! De General hadd dat Recht, hei künn uns en Spaziergang anwisen, de em geföll. – Dat wüßt ick, säd ick, äwer mi stünn ok dat Recht tau, dorvon Gebruk tau maken oder nich; ick würd hir blot vör de Wach up un dal gahn, oder ick würd ganz in mine Kasematt bliwen. – Dat wir Weddersetzlichkeit! – Dor seg ick de Sak anners an, antwurte ick, wi kemen up de Ort mit unsen Spaziergang von't Pird up den Esel, un ick höll dat för 'ne Straf, un de hadd ick nich verdeint. – Dat was 'ne grote Dämlichkeit von mi; na, dat segg ick jitzt , ick bün nu so vel äwer föftig as dunn äwer twintig, äwer led dauhn deiht mi dat hüt un desen Dag noch nich, dat ick so redte, denn süs hadd ick woll kein Gelegenheit hatt, vull intauseihn, wat för'n ollen prächtigen Minschen uns' oll General was.

't müggten woll en acht Dag' vergahn sin, dat ick mit den Kopernikus – denn de was ebenso dull as ick un wull ok nich hohalieren – vör de Wach up un dal gahn was, as ick nah den General up de Parad' kummandiert würd. – Dor stunn hei nu mit sinen witten Fedderbusch mang all de swarten un swart un witten Fedderbüsch, un as ick ranne kamm, gung hei up mi tau un säd: »Herr, warum opponieren Sie sich gegen den Kommandanturbefehl?« – Nu stunnen de Herrn Majurs un Kapteihns un Leutnants üm em rüm un keken mi all mit nigliche Gesichter an, un dat makt einen in so'ne Lag' hellschen empfindlich; ick säd also trotzig: achter't Wagenhus güng ick nich spazieren. – Nu fohrt de olle Herr denn hellschen up un frog, ob ick nich wüßt, dat hei de Kummandant wir un dat ich tau gehorken hadd, wenn hei befehlen ded? – Ja, säd ick, äwer dit seg ick för 'ne Straf' an, un ick wir mi nicks bewußt, wodörch ick de verdeint hadd. – 'ne Straf' süll dat nich sin, säd hei, un sin Hast hadd sick all leggt; weck von min Kammeraden hadden üm desen Spaziergang beden, un dorüm hadd hei em anbefahlen. – Dat künn man einer sin, de dorüm beden hadd, un de hadd wahrhaftig nich dorbi in'n Sinn hatt, uns en Gefallen tau dauhn, säd ick. – De olle Herr kek mi an, winkte dorup Lewandowsky'n un sprok mit den af sid un kamm dunn wedder ran un säd: »Ich werde mich darnach erkundigen, Ihnen gebe ich indessen den Rat, sich meinen Befehlen zu fügen; und das sagen Sie dem andern auch.« – Dor meinte hei den Kopernikus mit. – »Und nun können Sie gehn.«

So, nu was't noch grad so, as't west was; blot so vel wüßt ick nu doch, de olle Herr hadd dat nich in böse Afsicht dahn; hei hadd Schr...men dormit en Gefallen dauhn wullt, un wer weit, wat de em vörsnackt hadd. – Ick säd dit denn nu ok allens den Kopernikus; äwer dat Krät brus'te glupschen up un säd: Hei gung dor nich, hei ded't nich. – De Erzbischoff kamm doräwer tau un höll uns 'ne lütte Predigt, worin hei schön utenanner setten ded, de General künn uns befehlen, wi süllen in de Dackrönn von't Wagenhus oder up de Fast spazieren gahn, un wenn sick bi dese Gelegenheit de Hälft von uns dat Gnick afschöt, denn kreih'te in Berlin nich Hund noch Hahn dornah. – Sinentwegen, säd de Kopernikus, künn de Erzbischoff mit de Rotten in de Dackrönn spazieren gahn, hei güng nich up't Wagenhus un nich achter't Wagenhus. – »Je«, säd ick, »Kopernikus, mi kümmt den Erzbischoff sine Predigt gor nich so dämlich vör, denn wat hei hir seggt, hett hei blot as en Gliknis seggt. Denk doch äwer mal nah M. taurügg, wat so'n General all tausteiht. Hett uns General Graf H. ok nich up de Däker spazieren gahn laten, wil em dat mäglich tau fri was, so hett hei uns doch up Meßkulen gahn laten, un de Hälft von uns is dorbi tidlewens ungesund worden, un wecke Hund un Hahn hadd in Berlin dornah kreiht, wenn hei't sick nich tau rechte Tid entseggt hadd? – Mi dücht, wi gahn achter't Wagenhus, de Oll het't nich bös meint.« – De Kopernikus wull nich. – Ick kreg em bi'n Arm: »Kopernikus«, segg ick, »denk' doch an Aurelia!« – »Das ist es ja eben«, fohrt hei herute. – »Ich gebe dir Brief und Siegel«, segg ick, »je eher dich der General zwischen den Kugelhaufen sieht, desto eher siehst du Aurelien wieder.«

Dit slog dörch, un den Nahmiddag gung ick mit den Kopernikus Arm in Arm mang de Kugelhümpel spazieren. Dat was en eklig Gefäuhl för uns beiden, un de Anstifter von dese Verdreitlichkeit kreg grad nich de fründlichsten Gesichter tau seihn, wenn hei an uns vörbi gung.

Ick heww dese Geschicht blot vertellt, üm nahtauwisen, wo oft un wo unschülliger Wis' en Minsch in so'ne Lag' sick wat gefallen laten möt, un dat bi en gauden Kummandanten, von de legen gor nich tau reden. – Dat hadd ick mi nich gefallen laten! seggt hir männigein, ick hadd't nich dahn! – Na, denn wir wi von't Feg'füer in de Höll kamen. – Ja, ji wir't äwer in jug' Recht. – Ach, du leiwer Gott! Mit dat Recht hadd wi nu all so lang' Bekanntschaft makt, uns verlangt nich wider dornah – un wat süllen wi denn dauhn? – Uns besweren bi't Kammergericht in Berlin? – Denn hadden wi de tröstliche Antwurd kregen, 't blew allens so, as 't bestimmt wir, un uns' olle brave Kummandant hadd möglicher Wis' en Wischer kregen, dat hei uns mihr Erlaubnissen gew, as dat Kammergericht taugestahn wull. – Un dat verdeinte de olle Herr nich! Dat verneinte hei üm uns nich!

Twei Dag' wir de Kopernikus un ick up den nigen Spazierweg gahn – de olle Herr kunn uns von sin Eckfinster ut seihn –, dunn let hei sick Lewandowsky'n raupen, un as de nah uns taurügg kamm, vertellte hei uns ganz heimlich, de oll Herr hadd em fragt, wat dat nich de lütte gele Hallenser un de obsternatsche Meckelnbörger wiren, de dor spazieren güngen, un as hei »ja« seggt hadd, hadd hei't Finster taumakt un hadd wat in den Bort brummelt. – Den annern Morgen kamm de Platzmajur mit sinen Fedderbusch un Degen un makte uns den Kummandanturbefehl bekannt: »Die Staatsgefangenen, so und so und so und so, sollten wieder den alten Spaziergang bis zu der kleinen Linde in der Nähe des Wassertors benutzen.« – So hadden wi denn nu wedder, wat wi wünschten, un de oll General was en braven Mann. – Ach, wat würd Graf H. mit uns upstellt hewwen?

Äwer dese Mann was all Colonel bi den Kaiser Napoleon west, hei hadd in Spanien un Rußland sin Ding'n dahn, hei hadd gegen Dütschland fechten müßt – dorför kunn hei nich, dorför kunnen de Fürsten –, un up de velen Slachtfeller un ut dat gruglichste Elend hadd hei sick en minschenfründlich Hart bewohrt, un in dit ihrlich Hart was kein Platz för de Erbärmlichkeiten un Jämmerlichkeiten, de annere Kummandanten gegen uns utäuwen deden. – Kirls, de in jene schöne Fredenstiden Kummandanten würden, wil sei nich en Regiment kommandieren kunnen, Kamaschenhingste, de ehre Seligkeit dorin funnen, de Instruktschonen von ehre Vörgesetzten bet up den Baukstaben uttauführen, dat wiren de, de uns schinnen deden; äwer Lüd' as dese Mann un as de Oberst B. in Gl., de sick wat versöcht hadden un wüßten, wo't hergung in de Welt, de hewwen uns meindag' nich schurigelt. – Un noch hüt un desen Dag freut sick min Hart, wenn't so'n ollen witten Snurrbort tau seihn kriggt, dörch den de Wind von Anno drütteihn mal weiht is – mag't nu General oder Kapperal wesen.

För Schr...men was dese letzte Kummandanturbefehl sihr fatal, denn hei müßt nu wedder as Ulenspeigel dor rümmer lopen, bet hei denn tauletzt glücklich versett würd. Hei reis'te af, un ick heww em meindag' nich wedder seihn.

Nu kamm 'ne ruhige Tid, 't was Winter worden, 'ne lütte Ümkateri hadd stattfunnen: de Kapteihn was mit sinen lütten Hallschen Fründ tausam treckt, un ick hadd den Franzosen as Stubenkammeraden kregen, de uns ut Berlin nahkamen was.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid