Abschnitt 2

IV. De Festung Gr.


Kapitel 16


Hei kamm ok ganz unverfallen an, un de Verwesselung, de mit em passiert was, hadd mit keinen annern von uns so vullstännig passieren kunnt, denn hei was uns in geistlichen Utseihn gor tau sihr äwerlegen. Von Natur all lagg up sin runnes Gesicht 'ne geistliche Salwung, de bi jede Gelegenheit dorut hervor blänkerte, de hei äwer beter as Smer för sinen Kopp hadd vernutzen süllt, mäglich, dat em de Hor dornah wussen wiren, denn de sach blank ut as 'ne Billardkugel, wo einer unnenwarts en por Frangen rümmer makt hett. Dortau hadd hei wegen de Warmnis en langen brunen Äwertrecker an, den hei von sinen leiwen Papa arwt hadd; un sin Papa was en sösfäutschen Kirl west, un hei was man en halwen Toll gröter as de Kopernikus. Dese lange Pahletoh un 'ne vigelettrode, samtene Kapp, de em Don Juan mal in M. tau Wihnachten mit en Gedicht, wat den Titel führen ded: »Diesem Kürbis fehlt ein Stengel«, verihrt hadd, hadd em tauirst unnerwegs in den heiligen Geruch bröcht, un desen Geruch hadden de Postillons von Statschon tau Statschon wider verbreit't, un so was hei denn nu bi uns as Erzbischoff ankamen. – Äwer nu? Wo mit em hen? – Hei was en Schriwwtsetter un hadd en so grugliches Verbreken begahn, dat sülwst wi, de wi doch as Königsmürders anschrewen wiren, uns schugen müßten, mit em tausam tau wahnen. Hei was nämlich in de Sweiz west un hadd dor ihrlich sin Brod as Schriwwtsetter bi Orelli'n in Zürich verdeint, hadd äwer – un dat was dat Schauderhaftige an den Kirl – sin gaud Brod nich upgewen wullt, as de König von Preußen up den Infall kamm, de ganze Sweiz för sine leiwen Landskinner tau verbeiden, un as hei dämlicher Wis' wedder taurügg kamen was, hadden sei em up 'ne Reih' von Johren up de preußischen Festungen schickt, dat hei sick doch allmählich wedder von dat sweizer an't preußische Brod gewennen süll.

Mit so einen sworen Verbreker kunnen wi doch unmöglich tausamen wahnen; äwer taum Glücken bestimmte ditmal uns' oll Herr General dat: de Schriwwtsetter süll mit den Baukhändler tausamen wahnen, denn sei wiren sowieso Annerbäulkenkinner, un so müßte denn de allerheiligst Erzbischoff mit Don Juannen tausamen trecken. – Nich wohr? – 'ne slichte Passung; äwer wat helpt dat all? In de Ort hett 'ne Festung Ähnlichkeit mit den Ehstand: wat tausam sall, kümmt tausam, un süll't de Düwel mit de Schuwkohr tausam karren.

Na, nu kamm 'ne muntere Tid, nu kamm Lewen in de Baud'; för uns würd't idel spaßig un lustig; äwer för Herr Bartelsen würd't ärgerlich un verdreitlich, dat Spelen mit den Degenquast was vörbi, un de Kugelhopensitteri hadd ehren Vergang nich mihr, hei müßt von einen taum annern lopen un müßt häuden un möten, denn männigmal wiren wi langs unsen Spaziergang utenanner, as 'ne Tiralljür-Ked vör den Find, un en jeder söcht sick vör Herr Bartelsen sin Og' achter Böm un Gebüden tau decken; Schr. gung mit sinen Swager tausam un redte mit em von sine Brud, dor süll hei nu uppassen, dat de Swager nich mit uns reden ded. Kopernikus stunn in Smidt Grunwaldten sinen Durweg un kek in sine Teertunn, un wenn hei den in't Og faten wull, denn brok Don Juan ut de Bahn un fung en lütten Roman mit de Schenkjumfer in den negsten Hus' an, oder de Erzbischoff kreg 'ne olle Fru up de Strat fat't, de sick Hiring halt hadd, un frog, wat hei gellen ded – denn hei was hellschen ökonomschen –, oder ick lep äwer dat Mal von de lütte Lind' herut un kek en beten nah't Waterdur dal, un bi allendem stunn de Kapteihn wedder an sine Lind' un stunn em den Pal scheiw. Herr Bartels hadd swore Dag', un alle Dag' meldte hei wat bi den General, 't kamm äwer nicks dornah.

Wildeß satt Aurelia ümmer flitig an't Finster un stickte un neigte dor, denn wo süll sei ok just anners sitten as an't Finster, wenn sei sticken un neigen wull, denn de ollen Kasematten sünd gefährlich düster. Männigmal kamm sei ok vör de Dör tau Rum, un denn trock de Kapteihn in vulle Parad' up un makte Front un strek sick den gelen Snurrbort – denn de was nu all – un redte mit mi oder en annern sihr lud, wat dat för schönes Weder wir; un männigmal gung sei ok spazieren un schrammte em wedder so dicht vörbi as dunnmals, denn makte hei densülwigen Diner, den hei sick tau maken vörnamen hadd, as hei de Königin Viktoria üm ehre Hand anspreken wull, un wenn sei denn, slank un rank, an em vörbigahn was, denn gung hei fiw Schritt achter her un tred so vel as mäglich in ehre Fauttappen, un denn stred sick in sin Hart Leiw' un Arger, denn Bartels let em denn nich ut dat Og' un gung denn wedder fiw Schritt achter em, un achter Bartelsen fiw Schritt kamm denn Schr. blot ut fründschaftliche Niglichkeit, wat dat den Kapteihn woll so glücken ded as em, un achter den folgte Don Juan up de Spör von en hübsch Mäten, un achter den de Erzbischoff, üm en von 'ne dugendlose Verführung aftauhollen; un wenn denn min oll Kapteihn sick ümkek un sach de ganze Prozeßschon achter sick, denn lep hei wütig in sin Lock herin un bedrew dor dulle Ding', un wenn ick denn nahkamen ded, denn hürte ick noch so'ne afgebrakene Redensorten, as: »Das Heiligste wird hier in den Staub getreten« un: »Wissen denn diese Menschen gar nicht, was Liebe heißt?«, un denn namm hei sick dat gor nich äwel, den Don Juan för einen liderlichen Racker, Schr...men för en Hanswusten, den ihrlichen Erzbischoff för einen Däsbartel un den braven Bartels för en vullstännig Rindvieh tau estimieren. »Kopernikus«, säd hei, »wir noch de einzigste von all de Ankämlingen, de noch Takt un Ihr in'n Liw' hadd.« – Arme Kapteihn! Hei ahnte gor nich, dat em grad' von den lütten Kopernikus sine Sid her all't mägliche bren'nte Hartled andahn warden süll. »Charles«, frog mi de lütt Kopernikus en por Dag' nah so'n Trubel, »warum steht der Kapitän immer wie angenagelt an der kleinen Linde?« – Dat was nu 'ne ekliche Frag': ganz tau verheimlichen was de Sak nich mihr, un doch wull ick ok nich verraden, wo deip min oll Kapteihn in de Leiwesquäleri un Angst herinne satt, un dat hei all sine Ansprüch' up de Königin von England tau Gunsten von Aurelia'n upgewen hadd; ick säd also: »Ih, hei kickt dor man blot; dor grad äwer wahnt en hübsch Mäten.« – »Dieselbe, hinter der er vor ein paar Tagen herlief?« frog hei, un dorbi fohrte dat Ding so hastig up mi los, dat ick denk, hei steckt di mit de Näs' dörch den Hals'dauk. »Gott bewohre!« segg ick, »wat hest du? Kann hei nich dornah kiken un achter ehr hergahn?« – »Charles, ist das dieselbe mit dem schönen goldblonden Haar?« – »Dat weit der Deuwel!« segg ick, »du seggst von blond, un hei seggt ok von blond, un ick seih dat för rod an. Heww ick denn kein Ogen mihr in den Kopp?« – Dor brok hei nu knas von af, äwer nu frog hei mi nah de Fomilienumstän'n, un ick Däskopp mark ok nicks Slimmes, denn ick denk, dat is, wil dat hei en gauden Fründ von den Kapteihn is, un segg em allens. – Den annern Dag, as wi in de Fristun'n gahn, stellt sick't oll lütt Ding ok an de Lind', un ick denk noch so bi mi: süh, dat Krät hett doch en menschlich Gefäuhl, hei will doch den ollen Kapteihn dor nich allein stahn laten un will em möglicher Wis' en beten upvermüntern, trotzdem hei wedder sine gelen Turen hett un kolle Fäut krigen kann, un ick freu mi ordentlich äwer den Kopernikus. – Schlange!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid