Abschnitt 1

IV. De Festung Gr.


Kapitel 16


Mit de Königin Viktoria is dat vörbi, äwer mit Aurelia'n is't in'n vullen Gang'. Don Juan un Kopernikus, un woans de heiligste Erzbischoff von Dunin bi uns ankamm. Worüm de Kopernikus nicks von rode Hor weit un weiten will, un dat hei sick tauletzt as 'ne »Schlange« utwisen ded.

Uns' Herrgott gaww, dat min oll gaud Mitkolleg sine Lungenstichkrankheit bald un glücklich äwerstahn ded, un as hei taurügg kamm, freu'te ick mi recht, denn de philosophsche Kopp, de mi alle Dag' as einzigstes Gericht upschöttelt was, kamm mi tauletzt gor tau tag un leddern vör, un dortau pisackte un tahrte hei mi mit sine velen Eitelkeiten, denn hei höll sick för en »bedeutenden« Minschen un gebirdte sick so, as hadd dat hochpreißliche Kammergericht uns utdrücklich tau sine Bewunnerung nah Gr. schickt. – Wer was also fideler as ick, dat min oll Kapteihn nu wedder mang uns begäng' was; äwer – weit de Kukuk! – hei was gor tau still, gung ümmer in Gedanken herüm, un as wi in de Fristun'n kemen, stellte hei sick wedder an sinen Lindenpal un kek nah de Kasematt heräwer, in de ehr düster Gewölw sin Stirn mal unnergahn was.

Dat sach ick denn nu düdlich, dat mit Viktoria'n un den Thron von Engelland hadd hei upgewen, denn dat lagg blot in't Blaud, un dat hadden sei em aftappt, äwer mit Aurelia'n was't noch in'n vullen Gang', denn dat satt em deiper, mäglich all bet in't Hart.

Schr. müßt ok all so wat marken, hei makte allerlei verdächtige Anspelungen, natürlich mit allerlei Winken mit den Tulpenstengel up sine eigene Klaukheit, mit wecke hei dat mit sine Brudschaft anfungen hadd; sülwst Herr Bartelsen fung in den beschränkten Unteroffzierskopp en Licht an uptaugahn. Em müggt de Kapteihn woll grad so vorkamen, as hei sick sülwen von früheren Tiden her, as hei in düstere Middernacht stunn einsam up de stille Wacht un an sin jitzig Fru hadd dacht, as hei sick dunn ok männigmal, wenn de Run'n vörbi was, an en Pal stellt hadd, dat Kinn up den Gewehrlop, un ruhig indrusselt was, bet de Pal ümsackt, un hei sick un sin Gewehr nahsten von de Ird upsammeln müßt. – Äwer dat was lang' her, un hei hadd in de Ort weder Mitled mit sick sülwen noch mit annern: Hei gung also up den Kapteihn los: »Jeht die verdammte Palsteherei schon wieder an? Dat muß ich mellen.« – »Melden Sie's zum Teufel!« bölkt em de Kapteihn grimmig an. – »Ne, ich mell's en General«, säd Herr Bartels. – »Das können Sie. – Bis hierher kann ich gehn, und ich kann stehen bleiben, wo ich will.« – »Das können Sie; aber Sie sollen sich man nich an den Pal stellen; Sie stehen mich den Pal ümmer schief, und ich muß mich denn ümmer ein Beil von den Steuerkontrolleur leihen, daß ich ihn wieder grad' richt', und der will mich sein Beil nich mehr borgen.«

Dorut kann nu einer afnemen, von wat för Verdreitlichkeiten de Leiw' up 'ne Festung afhängen deiht; den Kapteihn sin hung an den Pal von de lütte Lind'.

In dese verdreitlichen Umstän'n müßt sick dat glückliche Wis' begewen, dat weck von uns' Kammeraden ut M. uns nahkemen, un dat gaww denn nu wedder 'ne lütte Upfrischung, un sülwst min oll Kapteihn verget sin Janken nah Aurelia'n up 'ne Tid lang, as sin beste Fründ von Hall her, de lütte Kopernikus, un Don Juan inrückten. – Na, dat wiren en por pläsierliche Kirls: Don Juan was en argen Sünner, hei was all von Geburt en Stralsünner, hei was, wat sei up Hochdütsch en beten von Lüderjan näumen, hei was meindag' nich, as de Kapteihn, sterblich, ne ümmer bi lewigen Liw' verleiwt; hei hürte eigentlich ok nich tau uns, denn hei was sines Glowens en Baukhändler un hadd blot einmal 'ne grote Red' bi't Hambacher Fest hollen, äwer hei hadd Johre lang mit uns tausamen in den Unnersäukungsarrest un in M. seten, was en groten statschen Kirl, un wat för mi dat Beste an em was, hei was 'ne Ort von Dichter, un dorüm freu'te ick mi, dat wi nu doch einen mang uns hadden, mit den wi Paulussen dümpeln künnen. Don Juan was ümmer tau jede Stun'n prat, sick tau verleiwen, nich einmal för ümmer , ne! ümmer för einmal . Ick weit nich, wat sei den richtigen Don Juan mal an de Ked leggt hewwen, un wo hei sick dorbi hatt hett, dese ret äwer in sine Keden so rümmer, wenn hei en hübsch Mäten sach, as en Windhund, wenn em von firn en Hasen wis't ward.

De lütte Kopernikus was dorgegen en ganz anner Gewächs von en Kirl; was Don Juan binah sös Faut hoch, so was hei knapp fiw, was äwer dennoch bi de Füselier tau Hall linke Flügelmann in't tweite Glid west; wog Don Juan gaud tweihunnert Pund, so wog hei man nah Tollgewicht sösunnägentig up't Og; sach Don Juan in't Gesicht schön witt un rod ut, so sach hei dorgegen schön gel un brun ut, denn sei hadden em ok enmal mit en Kuhnenei in't Gesicht rin smeten; hadd Don Juan ok 'ne krumme Näs', so was sei doch taum wenigsten dick, äwer de Kopernikus hadd ne krumme Näs', de was so spitz, dat sei in 'ne gadliche Stoppnadel infädelt warden kunn, un't Ding sach so drist in de Welt herinne, as »sühst mi woll«. Un dese Näs' hürte tau einen Kirl, de was strack und stramm, un wenn hei de Groten nich aflangen kunn, denn stellte hei sick up de Tehnen, un denn stunn hei eben so stiw as en Sösfäutigen. – Weck Minschen bedriwen allens mit Arm und Hän'n, weck mit den Kopp, weck mit de Mag', hei bedrew sine Geschäften blot mit de Gall; dreivirtel von dat Johr, wat ick mit em hir in Gr. tausam west bün, hadd hei de gele Sucht, un de Hälfte von de Tid, de wi taum Spaziergang hadden, hett hei ihrlich in Smidt Grunwaldten sine Teertunn rinne keken, denn dese Zympathi hülp em, un as hei mal ganz gel tau den General gahn was, hadd de oll Herr sick äwer sine Utsicht so dägern verfihrt, dat hei em de Erlaubnis dortau ein för allemal gewen hadd; un Smidt Grunwald, de uns schreg genäwer wahnt, hadd ok nicks dorgegen, dat hei sick in sinen Teer speigeln ded.

De Freud was grot, as de beiden ankamen deden, vör allen äwer den Kopernikus un vör allen bi minen ollen Kapteihn, denn de nige Ankämling was sin beste Fründ von Hall her, sei hadden Pandekten un preußsch Landrecht tausam bedrewen, hadden ehre Kriegsjohren tausamen dörchfuchten un't irste Examen tausamen makt un hadden nahsten in M. de ganze Tid lang up eine Stuw' tausamen seten. De Kopernikus müßte nah unse Sid räwer trecken un in de Kasematt unner uns wahnen, un nu kunnen wi drei ümmer tausamen kamen, denn tüschen uns würd nich tauslaten. Vel würd nu vertellt von dit un von dat: De Kopernikus vertellte von de ollen Frün'n, un dat W. noch nahkamen ded, un mäglich ok noch de Franzos', den sei äwer vörlöpig wegen sin gestörtes Wesen nah Berlin in de Schariteh bröcht hadden, un wi vertellten nu von den ollen General un von Herr Bartelsen un von Schr...men un Paulussen. Hadd de Kapteihn sick 'ne Karnallvagelheck mitbröcht, so brächte sick nu de lütte Kopernikus 'ne Heck von witte Müs' mit, de in en ordentlichen Glas-Paleh wahnen deden un de hei in'n Groten tüchtete. Na, all Bott helpt, säd de Mügg, un spuckt in den Rhein, un was dat ok kein grot Plesier, dat mi de Müs' maken deden, so kunn ick sei mi denn doch ok af un an eins bekiken, un einer sall Gott för allens danken, ok för Müs', d. h. so lang', as sei säker in en Glaskasten sitten.

En por Dag' drup gung dunn up de Festung dat Gered, de Erzbischoff ut Posen, Dunin, süll nah uns bröcht warden un süll bi uns sitten, denn dit was dunnmals grad de Tid, as de Katholschen an den Rhein un in Posen un Schlesingen den preußischen Staat groten Spermang makten. Wi hadden dat von Schr...men tau weiten kregen, de dat von sine Brud ehrentwegen wüßt, un ok Herr Bartels was dor mal unverwohrs mit rute kamen, as sick in sine Unteroffziererbost de königlich preußische Deinst-Instruktschon mit sinen katholschen Globen in de Hor lagg. – Na, eins Dags gung't denn nu los. Allens, wat up uns' Festung katholsch was – un dat was dat meiste –, kamm ut Hüser un Kasematten herut un stellte sick an de Strat up: »Er kommt, er kommt! Er ist schon da!« – Na, wi gungen denn ok, so wid, as wi gahn dürwten, bet an unsere lütte Lind', Herr Bartels ümmer hart an uns. Von dor ut kunnen wi nu nah de Kummandantur henseihn, un vör de Kummandantur stunn en Kutschwagen, üm den dat Volk sick ordentlich drängte, un as wi en beten stahn hadden, kamm wer ut de Kummandantur rute, un dat Volk bückte sick andächtig un bed üm sinen Segen, un hei hadd den Haut afnamen un winkte ümmer mit de Hand, un as hei uns neger kamm, dunn kunnen wi dat seihn: hei was en lütten statschen Herr, en beten kumplett von Liw' un mit en ihrwürdigen kahlen Kopp, un as hei ganz neg' heranne was, dunn bögte sick ok Herr Bartels nah vör un wull sick segen laten, äwer mit einmal kregen wi dat mit dat Lachen, un de oll lütt Kopernikus schöw Herr Bartelsen taurügg un sprung up den Herrn Erzbischoff los un röp: »Donnerwetter! Dicker, wo kommst du her?« Un wi nu all üm em rümmer, un Herr Bartels röp ümmer dormang: »Das muß ich mellen! Das muß ich mellen! Und, meine Herren, Sie dürfen nicht mit den allerheiligsten Herrn reden!«, bet endlich de Kummandanturschriwer, de doräwer tau kamm, tau em irnstlich säd: »Sind Sie denn unklug, Bartels? Das ist ja nicht der Erzbischof, das ist ja ein Kamerad von den Herrn.« Na, dunn was Fred in't Land, un wi trocken mit unsern Erzbischoff af, un't Lachen wull gor kein En'n nemen, as hei uns vertellte, wo sei em up den Weg mit allerlei Ihren unner de Ogen gahn wiren un wo em namentlich de Postmeisters mit Spis' un Gedränk ihrfürchtig unner de Arm grepen hadden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid