Abschnitt 2

I. De Festung G.


Kapitel 4


Seihn S', Herr, ick bün mit tau Feld west as Attollerist, un bi Kulm würd' de ganze Mannschaft von min Batteri von de pohl'schen Hulahnen äwerreden un dodsteken bet up mi; äwer mi is nich so gräsen worden, un ick heww mi nich so verfirt as bi desen enzelnen Fall. Dat möt doch dorvon kamen, dat einer bi so'n Gefecht up allens fat't is un tau 'ne anner Tid nich. – De Sträfling' müßten sick ok so verfirt hewwen, denn kein Wurd let sick hüren, un sei drängten sick ordentlich, dat man en jeder fix in sin Kasematt herinne kamm.

As de letzten inslaten wiren, stunn de Oberst noch ümmer, ahn en Wurd tau spreken, up den Platz, dreihte sick dunn kort üm, gung mang uns dörch un säd nich witt noch swart, un was noch, as ick man hürt heww, de sülwige Nacht taum irsten Kummandanten gahn, hadd sinen Degen afliwert un sick taum Arrest mellt.

Dat Standrecht würd äwer em hollen, un ick müßt ok as Tüg' vör. Sei frogen vör allen, ob de Oberst wat in den Kopp hatt hadd. – Ja, wat wüßt ick? Hastig was hei ankamen, hastig hadd hei redt, hastig hadd hei handelt, un rod sach hei in't Gesicht ut – mihr kunnen wi all nich seggen; äwer weck von sine Gesellschaft, mit de hei tausam seten hadd, warden woll anners utseggt hewwen; hei würd tau vir Johr Festung verurtelt. Un worüm? Wil't en Minschenlewen was; un wenn't ok man en slichtes was, dat Lewen von einen Sträfling, de tau twintig Johr wegen Row un Deiwstahl verurtelt was, mit en Minschenlewen sall einer doch nich spillunken.«

En por Dag' nah dese Vertellung föll wedder grusiges Weder in: min schön Frühjohr hadd lagen; un ick satt wedder achter mine Gardinen un kek in't Weder, wo de Wind mit den Snei towte, un 'ne Ort von Behagen kamm äwer mi, wenn ick so den armen Schelm von Schildwach vör de Gewehren up un dal lopen un in den Snei rümmertrampsen sach, dat hei sick de Fäut warm höll. – Wenn buten de Sünn schint un de Vägel singen un de Blaumen bläuhn, wenn alle Welt sick freut un de Harten lustiger slagen, denn is't för en Gefangen de slimmste Tid; sine beste Tid is, wenn de Regen gütt un de Stormwind ras't un den Snei in wille Warbel tausamen jöggt. – 't sünd nu sörredem vele Johren vergahn; äwer dit Gefäuhl is mi von jenne Tid her noch blewen, ick kann stunnenlang in so'n willes Weder seihn, un mi ward denn so still un sacht tau Sinn, mi is denn, as wenn dat schurige Weder buten mine slimmen Johren sünd, de nich mihr an mi ran känen un vergews üm mi rümmer rasen, un 'ne Trurigkeit kümmt denn äwer mi, dat grad dit wille Weder in min Lewensfrühjohr infallen müßt; äwer – Gott sei Dank! – 't is keine bittere Trurigkeit, denn uns' Herrgott hett mi einen schönen warmen Aben set't, dat ick binnen warm bün.

Ick was nu all gegen söß Wochen an Urt un Städ' un hadd all de Hoffnung, ick würd hir bliwen, wo sick dat all so schön anlet; äwer dese Hoffnung, dit Frühjohr von mine Taukunft hadd lagen. Eins 's Abends kamm de Oberst un säd mi: 't wir Order kamen, ick süll von hir furt. – »Wohen?« frog ick. – »Nah M.«, was de Antwurd. – Dat was slicht Weder! M. was de Höll för uns; ick hadd dor en Vägelken von singen hürt. – Äwer wat hülp dat all; äwermorgen süll't losgahn. Ick set'te mi den annern Dag hen, schrew an minen Vader, makte Reknung mit oll Vatter Kählern, säd den Unteroffzierer Altmann adjüs, packte minen Klapperkram tausamen un satt nu wedder twischen Dör un Angel, twischen Bom un Bork, kunn nicks för mi dauhn un müßt aftäuwen, wo't warden süll.

Den Abend vör mine Afreis' kamm de Oberst wedder un säd mi adjüs. »Ich habe Ihre Reise so angeordnet«, säd hei, »daß Sie nicht mit Extrapost nach M. befördert werden. Sie werden in kurzen Tagereisen von Ort zu Ort reisen; ich denke mir, dies wird Ihnen lieber sein.« – De Mann wüßt Bescheid; hei wüßt, wat en Gefangen gaud ded. – Ick bedankt mi bi em, un – worüm süll ick dat nich ingestahn – de hellen Tranen lepen mi äwer de Backen, as wenn ick von minen besten Fründ up ümmer Afschid nem.

Un hei was en Fründ, un ick heww em meindag' nich wedder seihn.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ut mine Festungstid