Abschnitt 1

Irstes Kapittel - Von de Erschaffung der Welt


Wi gungen irst linksch nah de Peen tau en langen Gang entlanke, wi funnen dor äwer niks, un wohrt nich lang', dunn was de Welt mit Bred' taunagelt, un wi müßten ümkihren, – wi gungen also rechtsch un funnen ok niks; äwer as wi an't En'n kemen, stödden wi up ‘ne Dör, de stark mit Isen beslagen was. – „Wenn hir äwerall wat tau finnen is,“ segg ik, „denn is hir wat tau finnen, denn ik heww dat nich allein von vernünftige Lüd' hürt, ne, ik heww dat ok in de Romanenbäuker lesen, dat de ollen Mönken sik ümmer so'n Provatkeller hollen hewwen. Dauhn S' mi den Gefallen, hallen S' de Bik.“


Na, dat deiht hei denn ok, un wi klemmen de Bik achter dat Slott un wrangen nu los. Mit enmal breckt dat oll rustige Slott, de Dör flüggt up un stött uns uns' Licht üm, dat wi dor in de stikendüstere Nacht stahn. – „Herr du meines Lebens!“ röppt de Herr Entspekter un fött mi an, „ik heww wat seihn!“ – „Wat hewwen Sei seihn?“ frag ik. – „Wat 't eigentlich is, weit ik ok noch nich; äwer wat Gruglichs was 't.“ – „Ja“, segg ik, „dorup möten Sei sik bi uns' Geschäft gefaßt maken. Äwer wi sünd uns're twei, un dauhn kann uns dat niks. Maken S' man wedder Licht an!“

„Ik will dor niks mihr mit tau dauhn hewwen,“ seggt hei. – „Na, denn täuwen S' man!“, segg ik un grawwel an de Ird' 'rümmer nah dat Licht, un as ik dat funnen heww, treck ik em de Strikhölter ut de Westentasch, un wil ik niks anners heww, strik ik sei up sinen Puckel an. – Knapp hadd ik dat Licht in't Brennen, dunn fäuhl ik an den Herrn Entspekter sin Hand, dat hei in den ganzen Liw den Bewer hett; un as ik tau Höchten kek, fung ik ok an tau bewern. Kein' von uns sprök en Wurd, denn so wat Gruglichs hadden wi beid' noch meindag nich seihn. – Dicht vör uns satt en Minschengeriww up en Staul un hadd den Arm üp den Disch stüt't, de vör em stunn, un hadd den Kopp in de Hand leggt, as wenn rin' deip in Gedanken sitt, un in de anner Hand hadd dat ‘ne Schriwfedder. – Wi stunnen nu dor un grugten uns. – Mitdewil gaww mi äwer de Schriwfedder Maud, un ik segg: „Herr Entspekter“, segg ik, „fürchten S' sik nich vör em, denn as ik seih, ward dat woll en unglücklichen Mitkolleg' von mi sin, de sik so bi Lütten dod schrewen hett, un de Ort is tamm, de deiht keinen wat. – Kamen S' mit!“ un dormit gah ik in de Dör herin; hei kek üm de Eck'.

Ik stunn nu in ‘ne virkantig Kamer, un as ik mi en beten ümkek, sach ik ‘ne Ked von de Wand ‘runhängen; in de ein' Eck' stunn en ollen Waterkraus un in de anner ‘ne Ort von steinerne Britsch. „Herr Entspekter“, rep ik, denn ik fäuhlt mi hir glik tau Hus', „kamen S' man drist herin! Denn dit is niks wider as en richtig Prisong, un mit de Ort Lusthüser weit ik ganz genau Bescheid.“

Na, hei kamm ok ‘rin; äwer hei schuddert sik. – Ik för min Part was nu ganz drist worden un set't dat Licht up den Disch un kek dat Späuk äwer de Schuller. Ja, ‘t was richtig: hei was en Mitkolleg' von mi, denn vör em lagg en Bauk mit schrewen Schriwwt, un en Tintfatt stunn vör em up den Disch; de Tint' was äwer indrögt. Wil dat ik nu olle Mönkenschriwwt gaud lesen kann, so les' ik denn lud von dat letzte Blatt, wat hei schrewen hett, as hir folgt:

„Dit is min Letzt'. – Wecker Christenminsch dit Bauk fin'nt, de kann 't behollen un kann drup nahseggen, denn wohr is allens. Bet up Noah'n kann ik mit Lichtigkeit minen eigen Stammbom nahwisen, denn ik bün von Geburt en meckelnbörgsch Eddelmann, un wat vör minen Öllervader Noah passiert is, hett sik bet Adam ‘ruppe in mine Fomili von Mund tau Mund erhollen. Wegen mine velen Sün'n bün ik in dit Kloster gahn, heww äwer den ollen Adam noch nich ganz asströpt hatt, heww mi ok einmal ganz von den Düwel blennen laten un den Möller sin Dochter küßt. Is dat ‘rute kamen un hett mi Pater Abt hir lewig bi Water un Brod inmuren laten, hett äwer Gnad' vör Recht ergahn laten un hett mi Licht un Schriwtüg verstat't, dat ik dit wohrhaftige Bauk tau'm gauden En'n führen künn. – Nu will 't äwer nich länger. Ora pro nobis!“

»Himmlischer Vater!“ raup ik, „dit is en Fund...“, un dormit will ik mi an dat Bauk maken; äwer de Herr Entspekter Knitschky föllt mi, blaß as de Dod, in den Arm un röppt: „Will'n Sei uns unglücklich maken? Will'n Sei en Doden in sin Rauh stüren? – Ik bidd Sei üm Gott's willen! Sei sünd in'n Stan'n un stöten den seligen Eddelmann von sinen Staul.“ Na, dat föll mi jo nu gor nich in; ik prekademussw' denn also mit em twei lang, twei breit: ik wull jo blot den Titel von dat Bauk seihn; un as hei mi dorin denn endlich nahgiwwt, slag ik dat irste Bladd üm un les' dor in düdliche Flaktur:

Urgeschicht
von
Meckelnborg
Von Erschaffung der Welt an bet up
Sr. Dörchläuchten,
den Herrn Herzog Niklot

„Herr Entspekter“, segg ik un nem dat Bauk von den Disch un stek dat fast unner minen linken Arm, „Sei känen nu Ehr Haw'knechts kamen laten un mi binnen laten; Sei känen ok den Smidt kamen laten un mi hir an de Ked' smeden laten; Sei känen ok Ehren Murergesellen kamen laten un mi hir mit den seligen Eddelmann tausamen inmuren laten; äwer dat Bauk gew ik nich wedder ‘rut.“ – „Dat wir snurrig!“ seggt hei un set't sik ogenschinlich up de Achterbeinen. – „Herr“, segg ik, un dorbi würd ik falsch, un wenn ik falsch ward, red' ik hochdütsch, as jeder anner gebild'te Meckelnbörger, „Herr, wissen Sie, daß kein Staat, kein Volk der Welt eine solche Urkunde aufzuweisen hat, und Sie wollen unserm Vaterlande in Ihrer dämlichen abergläubigen Gespensterfurcht diesen Ruhm rauben? Herr, wissen Sie, daß die Geschichte des größten Reiches der Welt, Rußlands, erst 900 Jahre nach Christi Geburt anhebt und noch dazu dann erst in höchst schattenhaften Umrissen?“ Un dorbi smet ik em einen binah kusakschen Blik in dat Gesicht, un as ik sach, dat de sin Wirkung ded, höll ik Hochdütsch nich mihr för nödig un föll in't Pladdütsch; äwer mit Nahdruck: „Herr, weiten Sei, dat de Geschicht von Belligen irst mit Anno 1833 anfängt?“ –

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Urgeschicht von Meckelnborg