Abschnitt 4

Inleitung


„Himmlischer Vater!“ raup ick, „dit is en Fund...“, un dormit will ick mi an dat Bauk maken, äwer de Herr Entspekter Knitschky föllt mi, blaß as de Dod, in den Arm un röppt: „Will’n Sei uns unglücklich maken? Will’n Sei en Doden in sin Rauh stüren? - Ick bidd Sei üm Gott’s willen! Sei sünd in’n Stan’n un stöten den seligen Eddelmann von sinen Staul.“ Na, dat föll mi jo nu gor nich in; ick prekademus denn also mit em twei lang, twei breit: ick wull jo blot den Titel von dat Bauk seihn; un as hei mi dorin denn endlich nahgiwwt, slag ick dat irste Bladd üm un les’ dor in düdliche Flaktur:


Urgeschicht von Meckelnborg
Von Erschaffung der Welt an bet up Sr. Durchlauchten den Herrn Herzog Niklot


„Herr Entspekter“, segg ick un nem dat Bauk von den Disch un stek dat fast unner minen linken Arm, „Sei känen nu Ehr Hawknechts kamen laten un mi binnen laten; Sei känen ok den Smidt kamen laten un mi hir an de Ked’ smeden laten; Sei könen ok Ehren Murergesellen kamen laten un mi hir mit den seligen Eddelmann tausamen inmuren laten; äwer dat Bauk gew ick nich wedder ’rut.“ - „Dat wir snurrig!“ seggt hei un set’t sick ogenschinlich up de Achterbeinen. - „Herr“, segg ick, un dorbi würd ick falsch, un wenn ick falsch ward, red’ ick hochdütsch as jeder anner gebildte Meckelnbörger, „Herr, wissen Sie, daß kein Staat, kein Volk der Welt eine solche Urkunde aufzuweisen hat, und Sie wollen unserm Vaterlande in Ihrer dämlichen abergläubigen Gespensterfurcht diesen Ruhm rauben? Herr, wissen Sie, daß die Geschichte des größten Reiches der Welt, Rußlands, erst 900 Jahre nach Christi Geburt anhebt und noch dazu dann erst in höchst schattenhaften Umrissen?“ Un dorbi smet ick em einen binah kusakschen Blick in dat Gesicht, un as ick sach, dat de sin Wirkung ded, höll ick Hochdütsch nich mihr för nödig un föll in’t Pladdütsch; äwer mit Nahdruck: „Herr, weiten Sei, dat de Geschicht von Belligen irst mit Anno 1833 anfängt?“ - „Dat wir der Deuwel!“ seggt hei. Nu hadd ick em, un still un ruhig gung ick ut de Dör. Hei folgt mi, stödd mi äwer an un wis’t up den seligen Eddelmann: „Wo ward dat äwer mit em?“ - „Möt christlich begrawen warden“, segg ick, „denn dat beten Küssen kann em in de Ort nich schaden.“ - „Äwer de Gräwniskosten?“ fröggt hei. - „Wenn Peiters as Pächter von Stolp sei nich betahlen will“, segg ick, „denn betahl ick sei.“

Dormit klattern wi denn de Ledder wedder tau Höchten un klemmen uns dörch dat Lock, un as wi nu so wedder unner den schönen blagen Hewen stahn un en deipen Drunk frische Luft dauhn, föllt den Herrn Entspekter Mamselling ehr Frühkohl in de Ogen, taum wenigsten dat Flag, wo hei stahn hadd, un hei röppt: „Na, ditmal un nich wedder! Schöne Pött un schöne Oxenhöwt hewwen wi funnen! Un tau verdenken steiht dat Mamsell gor nich, dat sei dull ward upbegähren, wenn sei ehren schönen frischen Kohl rungeniert un dorför dit oll verschimmelte Bauk süht. - Ick holl för’t best, Sei maken, dat sei von den Hof kamen. Bet an de Schassee will ick Sei führen laten, un dor känen Sei sick in en Grawen setten un so lang’ in Ehr Bauk lesen, bet de Post kümmt. Dat is dat einzigste Middel, mit Mamsell uttaukemen, denn wenn Sei weg sünd, kann ick de Schuld ganz up Sei schuwen.“

Na, dat geschach, un wohrt nich lang’, dunn satt ick achter Medow in den Schasseegrawen un las de Urgeschicht von Meckelnborg. Wo lang’ ick so seten heww, weit ick nich; mit em Mal kamm mi dat so vör, as wenn achter mi wat rummelt, ick kik tau Höcht: Herrgott, de Post! Äwer up en Raudener vir mi all vörbi un in’n forschen Draww; ick also tau Höcht un ok in’n forschen Draww. So jagen wi denn beid’, de Postiljon up acht un ick up twei Beinen, nah den Wegeziner Kraug hendalen. „Gott gew“, segg ick bi mi, „dat de Kirl Döst kriggt, wenn hei dat Kraugschild süht“, denn ick bün wat vüllig, un de Pust was all.

Gott sei Dank! Hei kreg Döst. Ick meld mi bi em un frag, ob noch Platz is. - „En vülligen Platz“, seggt hei, stigen S’ man in.“ - Ick steg in, fiw Damen seten in den Wagen, un twei dorvon hadden lütte, nüdliche Kinner up den Schot, ’ne Virtelmil was ick en Draww lopen, un de Prometer wis’te an desen schönen Sommerdag einuntwintig Toll. Ick hadd also vörlöpig nicks wider tau dauhn, as mi den Sweit aftaudrögen; doch as de Natur von de Ort nicks mihr hergewen wull un künn, kreg ick min Urgeschicht herut un les’. Ein von de Damen hadd ogenschinlich girn mit mi en Gespräk anfungen, un süs bün ick sihr höflich mit de Damen, weit ok mit ehr ümtaugahn, denn ick bün mal Schriwer west; äwer hüt kihrt ick mi an nicks - ick les’. - Ick les’ mi nah Treptow hen, ick les’ mi nah Bramborg hen; ick kam tau Hus, segg min Fru verluren Gu’ndag un sett mi dal un les’.

„Mein Gott, wat les’t du dor?“ fröggt sei. - „De Urgeschicht von Meckelnborg“, segg ick kort un les’ wider.

Uns’ Rike kümmt ’rinne: „Herr, uns’ Torf...“ - „Ick heww kein Tid“, segg ick, „ick les’ de Urgeschicht.“ En jung’ Minsch kümmt ’rinne: „Empfehlung von den Herrn Dr. Siemerling...“ - „Grüßen S’ den Herrn Dokter velmal, ick hadd kein Tid, ick les’ de Urgeschicht.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Urgeschicht von Meckelnborg